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Eine musikalische Persönlichkeit im Reifungsprozess
Von Gerhard Menzel
Die in Taschkent (Usbekistan) geborene und derzeit in Frankfurt/Main lebende Evgenia Rubinova wurde eigentlich erst durch ihr Einspringern für Yundi Li im Konzerthaus Dortmund, für Christopher Tainton beim Klavierfestival Ruhr und für Gabriela Montero in Bonn bei einem größeren Publikum bekannt (Gabriela Montero kommt übrigens in derselben Konzertreihe "Piano Solo" am 22.01 2008 in die Tonhalle nach Düsseldorf). Die beim internationalen Klavierwettbewerb in Leeds 2003 mit der Silbermedaille ausgezeichnete Evgenia Rubinova ist inzwischen zu Gast in der Berliner Philharmonie, der Kölner Philharmonie, der Alten Oper Frankfurt, dem Bonner Beethovenhaus und in der Stuttgarter Liederhalle. Außerdem gab sie Klavierabende beim Schleswig-Holstein Musik Festival und beim Rheingau-Musikfestival. Nachdem sie in England mit dem London Philharmonic Orchestra, dem Hallé Orchestra und dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra musizierte und zudem ihr Recital-Debut in der Londoner Wigmore Hall gab, gehören nun ihre Debuts in Tokio mit den Berliner Symphonikern und im Wiener Konzerthaus mit dem Wiener Kammerorchester zu den weiteren Höhepunkten ihrer fortschreitenden Karriere. Ihre bei EMI erschiene Debut-CD mit Frederic Chopins Fantasie op. 49, den Fantasien op. 116 von Johannes Brahms und Robert Schumanns Kreisleriana' op. 16 wurde von der internationalen Kritik zwar unterschiedlich aufgenommen, aber bei "offenen" Ohren und unvoreingenommenem Zuhören, kann man sich ihrem Mut zu einer persönlichen Aussage aber nur schwer entziehen. Neben ihrer technischen Versiertheit dominieren ihre starke Persönlichkeit und ihre ausgeprägte musikalische Vorstellungskraft. Schumanns "Kreisleriana" eröffnete auch ihr Konzert in der Tonhalle Düsseldorf. Im Vergleich mit ihrer Einspielung gelang es ihr hier, die Strukturen und Feinheiten dieses so skurrilen Werkes noch klarer und differenzierter herauszuarbeiten und noch schlüssiger und mit nie nachlassender Spannung einen großen Bogen zu schlagen. Wirbelnd rasch, nachdenklich verträumt, oder gespenstig daherhuschend, Evgenia Rubinova machte in diesen acht Fantasiestücke mit stark kontrastierendem Charakter eindrucksvoll deutlich, warum Robert Schumanns Kreisleriana als Schlüsselwerk der romantischen Klavierliteratur gilt. Damit hatte Evgenia Rubinova ihr Reservoire an klanglichen und gestalterischen Möglichkeiten allerdings noch lange nicht ausgeschöpft. Das bewies sie zunächst mit der Fantasie h-Moll op. 28 von Alexander Skrjabin. Die im Jahr 1900 entstandene Komposition ist zwar thematisch und formal noch an Chopin angelegt, trägt aber mit seinen rhythmischen und harmonischen Ausweitungen schon Züge von Skrjabins charakteristischen Spätstil. Energisch, sehr farbig und wiederum äußerst differenziert gestaltete Evgenia Rubinova diese Fantasie bis hinein in die im Forte-Fortissimo kulminierenden dynamischen Steigerungen. Evgenia Rubinova Der zweite Teil des Konzertes war den "6 Moments musicaux" op. 16 von Sergej Rachmaninow gewidmet. Diese sechs sehr kontrastreichen Stücke sind russische Klavierromantik pur. Seine 1896 geschriebenen "Moments musicaux" sind zwar ein Frühwerk, lassen aber schon den typischen Rachmaninow-Klang erkennen. Anders als Skrjabin blieb Rachmaninow Zeit seines Lebens ein echter Romantiker und sprengte nie die Grenzen der Tonalität. Auch für diese technisch enorm anspruchsvollen Stücke, die in liedhafter Einfachheit, die lyrisch und träumerisch weitergesponnen wird, sich in Moll-Tonarten ganz der Melancholie hingeben und über Des-Dur zum sinfonisch sich entladenden Klangrausch des C-Dur Maestoso-Finales führen, fand Evgenia Rubinova eine eigene, ganz persönliche Interpretation. Ob leidenschaftlich bewegt, oder brillante Läufe voller Energie und Strahlkraft, bei Evgenia Rubinova ist die Technik immer nur die handwerkliche Voraussetzung für eine musikalisch individuell ausgearbeitete Interpretation, die hörbar immer mehr an Überzeugungskraft gewinnt.
Vom hellauf begeisterten Publikum in der Tonhalle Düsseldorf verabschiedete sich Evgenia Rubinova schließlich mit zwei Preludes von Chopin als Zugabe.
Evgenia Rubinova fasziniert und begeistert durch technische Brillanz und ausgeprägte Gestaltungskraft. Die weiteren Konzerte im Abo Piano Solo Di, 22.01.2008, 20:00 Uhr 3. Piano Solo GABRIELA MONTERO Chopin: Polonaise Fantaisie As-Dur op. 61 Schumann: Sonate Nr. 1 fis-Moll op. 11 Chopin: Nocturne c-Moll op.48/1 Liszt: Mephisto Walzer Nr. 1 Montero: Improvisationen Do, 13.03.2008, 20:00 Uhr 4. Piano Solo LISE DE LA SALLE Mozart: Sonate Nr. 6 D-Dur KV 284, Rondo a-Moll KV 511 Mozart: Zwölf Variationen C-Dur KV 265 Prokofiev: Sonate Nr. 3 a-Moll op. 28, Toccata d-Moll op. 11 Prokofiev: Sechs Stücke aus "Romeo und Julia" op. 75 Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Evgenia Rubinova Klavier Robert Schumann Kreisleriana Acht Fantasiestücke für Klavier op. 16 Alexander Skrjabin Fantasie h-Moll op. 28 Sergej Rachmaninow Moments musicaux op. 16
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