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Verrückte Zeiten

Eine Hommage an Charlie Chaplin

Ein Stummfilm-Theaterabend mit Livemusik
von der Drehbühne Berlin
Admiralspalast, Berlin

Premiere: 26. März 2008 im Admiralspalast
Rezensierte Aufführung: 17. Mai 2008


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Charlie Chaplin auferstanden

Von Annika Senger

Allein die Idee, heutzutage einen Stummfilm zu drehen, ist ungewöhnlich. Diese Idee aber auch mit Live-Pianomusik und Theater verschmelzen zu lassen, macht Lorenz Christian Köhlers Hommage an Charlie Chaplin so originell und einzigartig. Dass "Verrückte Zeiten" erst kürzlich im Berliner Umland entstanden ist und nicht im Hollywood der 1920er Jahre, würde man als Zuschauer kaum glauben, wenn man es nicht von vornherein wüsste.

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Joseph Sternweiler, der den Vagabunden Charlie spielt, sieht Chaplin in der Maske nicht nur täuschend ähnlich, sondern imitiert auch Mimik und Gestik so gekonnt, als wäre das große Stummfilm-Idol von den Toten auferstanden. Der schusselig liebenswerte Charlie liefert sich unfreiwillig komische Verfolgungsjagden mit der Polizei - Szenen voller Slapstick-Humor, die darin münden, dass der Verfolgte sich Hals über Kopf in die Kürbisverkäuferin Nora (Nanda Ben Chaabane) verliebt. Nora hilft ihm, sich vor den Ordnungshütern zu verstecken, doch das Glück hält nicht lange an und plötzlich fällt Charlie auch noch aus dem Film in den Kinosaal.

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Der Pianist, der schon zu Beginn als ältlicher, zerstreuter Filmvorführer aufgetreten ist und aus einer Filmrolle Bandsalat gemacht hat, versteht die Welt nicht mehr, als auf einmal Charlies Hut vor seinen Füßen landet. Dem Vagabunden geht es genauso: Desorientiert irrt er durch den Saal, versucht vergeblich, zurück in den Film zu gelangen und muss hilflos den Fortlauf der Handlung auf der Leinwand mit ansehen. Er tastet sich ins Publikum vor, wo er charmant und ohne Worte (wie es sich für einen Stummfilmhelden gehört) mit einzelnen Zuschauern kommuniziert. An dieser Stelle könnte man die Aufführung problemlos straffen, denn die Theatereinlagen wirken im Gegensatz zum Film etwas langatmig. Sie sind allerdings perfekt mit dem Geschehen auf der Leinwand koordiniert und damit trotz der Länge stimmig.

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Der Pianist Dietrich Bartsch, der die Musik für "Verrückte Zeiten" selbst komponiert hat, spielt auswendig, seinen Blick immer auf die Leinwand gerichtet. Die Bewegungen und das Klavierspiel bilden somit eine synchrone Einheit. Jeder Figur im Film ist ein bestimmtes Thema zugeordnet, das Bartsch im Laufe der Handlung variiert. Er greift unterschiedliche Stimmungen auf und passt sie an die jeweilige Situation an. Die Bandbreite der Komposition reicht von Staccati, Boogie-Rhythmen und verträumten Walzern bis hin zu virtuosen Läufen. Das Klavier gibt dem Chaos also eine facettenreiche Stimme.

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Schließlich löst sich jedoch alles in Wohlgefallen auf, auch wenn sich das Happy End für Charlie und Nora nicht ganz so gestaltet, wie es der Zuschauer erwartet. Zumindest findet Nora aber ihren verschollenen, Harmonium spielenden Vater wieder…


FAZIT

Ein originelles, sehr gut koordiniertes Patchwork aus Film, Theater und Musik. Unbedingt eine der weiteren Aufführungen im Juli besuchen!




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Produktionsteam:

Regie:
Lorenz Christian Köhler

Piano und Komposition:
Dietrich Bartsch


Darsteller:

Charlie:
Joseph Sternweiler

Nora:
Nanda Ben Chaabane




Weitere Informationen:

Admiralspalast, Berlin
www.admiralspalast.de/

Drehbühne Berlin
www.drehbuehne-berlin.de



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