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Oscar prämierte Musik im kläglichen Schmuddelsound "Der Herr der Ringe Symphonie" mit Pre-Show-Party Von Gerhard Menzel
Die Preisträger Für alle Fans von "Der Herr der Ringe" gab es als "Aufwärmer" für das im Anschluss stattfindende Konzert eine Pre-Show-Party im Foyer der Kölnarena, bei der es neben Live-Musik von den "Galgenvögeln" auch Games Workshop Tabletop-Demos, ein Herr-der-Ringe-Quiz, einen Kostümwettbewerb und einen Stand der Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V. gab. Dass diese Vorveranstaltung nicht übermäßig gut besucht war, lag wohl auch an dem wunderschönen Sonnentag, den viele noch bis zum abendlichen Konzert genießen wollten. Die Sicht von diesen Plätzen aus war gut,das Hörenerlebnis dagegen miserabel. Foto: Gerhard Menzel
Die als außergewöhnliches Konzert-Event in Köln angekündigte "Der Herr der Ringe Symphonie" erwies sich allerdings als eine akustische Katastrophe. Die völlig indiskutable Tonübertragung war eine regelrechte Beleidigung für die Komposition eines der herausragendsten Filmkomponisten unserer Zeit und alle ausführenden Musiker sowie eine Zumutung für das davon betroffene Publikum.
© DEAG Classics AG Vielleicht gab es auch Plätze, auf denen dieses in der Tat ganz besondere Konzertereignis in annehmbarer Qualität zu hören war, aber in unmittelbarer Nähe einer dieser von der Decke hängenden Lautsprechersammlungen, stellten sich auf die Dauer ein allgemeines Unwohlsein und ein dumpfer Druck auf den Ohren ein. Von der durch instrumentale Vielfalt und feinste klangliche und dynamische Abstufungen geprägten Musik Howard Shores, war in diesen Sitzbereichen jedenfalls nichts zu hören, allenfalls zu erahnen (dass man auch riesige Hallen durch entsprechend gute Tontechnik hervorragend beschallen kann, demonstrierte z.B. die Aida-Produktion in der Arena auf Schalke im Jahr 2001). © DEAG Classics AG
Das 12-stündige Material der Oscar prämierten Filmmusik zu Peter Jacksons Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Roman "The Lord of the Rings" hat Howard Shore auf zwei Stunden komprimiert und in sechs Sätze aufgeteilt, was der Entwicklung des Epos in den sechs Büchern, die für die Filmtrilogie bearbeitet wurden, entspricht. Die "Herr der Ringe Symphonie" ist damit eine sinfonische Reise durch die fantastische Welt von Mittelerde mit seinen Hobbits, Elben, Trollen, Orks, Königen, Menschen und Zauberern, auf die die Zuhörer von mehr als 200 Musikern mitgenommen werden.
Howard Shore Dramatische Klangkaskaden des Orchesters und schwebende Chorpassagen (oft charakteristisch für Frauen-, Männer- oder Kinderstimmen gesetzt) wechseln sich mit elegischen Sopransoli und folkloristisch-lyrischen Themen ab. Howard Shore bedient sich für seine Visionen dabei des ganz großen Klangspektrums des klassischen Orchesters, das er zusätzlich mit allerlei ausgefallenen Instrumenten und Klangwirkungen verfeinert. Wie schon erwähnt, konnte man bei diesem Livekonzert nicht allzu viel davon wahrnehmen. Umso beeindruckender war die optische Präsentation der Original-Illustrationen von Alan Lee und John Howe, die in einer filmischen Inszenierung - zusammen mit einer farbig gestalteten Lichtregie auf dem Podium - die Musik sehr variabel begleiteten und Musik und Handlung phantastisch miteinander verband. Zu Recht wurde die multimediale Umsetzung von David Frankel und Jonas Steckel als technischer Direktor im Programmheft ausdrücklich erwähnt. © DEAG Classics AG
Diese seit seiner Premiere am 29. November 2003 in Wellington (Neuseeland) fast 100 Mal auf vier Kontinenten aufgeführte Symphonie erklang dabei unter anderem im Opera House in Sydney, in der Royal Albert Hall in London und im Kremlin Palace Theater in Moskau. Der akustische Eindruck wird dort vermutlich den Intentionen von Howard Shore eher entsprochen haben. In der Kölnarena mühten sich die Nordböhmische Philharmonie Teplice, der Karl Forster Chor Berlin sowie der Knabenchor Berlin unter der Leitung von Andrew Grams leider vergeblich. Einzig der Solistin Ann de Renais war es vergönnt, dass ihr wohltönender Sopran in annehmbarer Qualität über die Lautsprecher zu vernehmen war.
Schlussbeifall Die aktuelle Produktion der "Herr der Ringe Symphonie" war in dieser Besetzung auch in München, Berlin, Erfurt, Magdeburg und Frankfurt/M. zu erleben. Es bleibt zu hoffen, dass das multimediale Erlebnis für das Publikum dort besser zur Geltung kam, als in der Kölnarena. Eine Werbung, um ein neues Publikum für große sinfonische Musik zu begeistern, war diese Veranstaltung mit ihrer erbärmlichen Tonübertragung jedenfalls nicht. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Nordböhmische Philharmonie Teplice Karl Forster Chor Berlin Knabenchor Berlin Ann de Renais Sopran Andrew Grams Leitung Howard Shore "Der Herr der Ringe Symphonie"
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