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The World orchestra
of Jeunesses Musicales
- UNESCO Artist for Peace -


9. Januar 2007

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Philharmonie Essen (Homepage)
Eine Investition für die Zukunft
Internationale Nachwuchsförderung über alle Grenzen hinweg

Von Gerhard Menzel / Fotos: Sven Lorenz

Auf ihrer Januar-Tournee durch Holland, Deutschland und Spanien, gastierte das Jeunesses Musicales Weltorchester mit seinen Chefdirigent Josep Vicent auch in der Essener Philharmonie.

1970 von Gilles Lefebvre als erstes Weltjugendorchester in Kanada gegründet, ist das Jeunesses Musicales World Orchestra heute das größte Orchesterprojekt des Weltverbandes der Jeunesses Musicales. Es besteht derzeit aus 105 hoch qualifizierten Jugendlichen im Alter von 18 bis 25 Jahren aus allen nationalen Sektionen und fördert als "UNESCO artist for peace" die internationale Verständigung in Verbindung mit musikalischer Nachwuchsförderung in ganz herausragender Weise. Sein Programmkonzept will spannende Wege zur zeitgenössischen Musik des 20. und 21. Jahrhunderts aufzeigen und neue Zugänge zur klassisch-romantischen Sinfonik öffnen. Das Orchester erarbeitet in jährlich zwei Arbeitsphasen sinfonische Programme unter der wechselnden Leitung renommierter Dirigenten, die mit anschließenden, internationalen Konzerttourneen abgeschlossen werden.

Nachdem das Orchester 16 Jahre seinen Sitz in Berlin hatte, kam Ende März 2003 das finanzielle Aus. Seit 2005 hat das Jeunesses Musicales Weltorchester - wie das 1999 von Daniel Barenboim in der damaligen Kulturhauptstadt Weimar gegründete und vielfach preisgekrönte Jugendorchesterprojekt "WestEastern Divan Orchestra - seine Heimat im wirtschaftlich und kulturell "aufblühenden" Spanien gefunden.

"Wiederbegründer" und derzeitiger Chefdirigent des Jeunesses Musicales Weltorchester ist Josep Vicent. Ursprünglich als Schlagzeuger ausgebildet, spielte er Anfang der neunziger Jahre selber zweimal im Weltorchester mit. Als Solist und künstlerischer Leiter der Amsterdam Percussion Group ist er seit 1998 auch als Dirigent tätig, wobei er auch schon diverse Opernproduktionen geleitet hat.

Neben einem Konzert in seiner alten Heimat Berlin, gastierte das Jeunesses Musicales Weltorchester nun auch in Essen. Der erste Teil ihres derzeitigen Programms war dabei dem Gedenken an den 50. Todestag von Jean Sibelius gewidmet.

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Nach dem einleitenden "Valse triste" (op. 44 Nr. 1), dem berühmtesten der sechs Stücke, die Sibelius 1903 zu dem Schauspiel "Kuolema" von Arvid Järnefelt komponierte und das heute eines der bekanntesten Werke von Jean Sibelius überhaupt ist, stand dessen Konzert d-Moll für Violine und Orchester (op. 47) auf dem Programm.

Die Solistin des Abends gehört ebenfalls zu den vielversprechenden Nachwuchskünstlerinnen, die sich in den nächsten Jahren im Musikgeschäft durchaus etablieren könnte.

Die 1983 in St. Petersburg geborene Geigerin Alina Pogostkina gewann 1997 als jüngste Teilnehmerin den ersten Preis des Louis-Spohr Wettbewerbes in Freiburg. 1999 war sie Preisträgerin beim Concours Tibor Varga in Sion sowie beim Concours Long-Thibaud in Paris. Nach Preisen beim Concours Reine Elisabeth in Brüssel 2001 und 2002 beim Internationalen Violinwettbewerb in Indianapolis (USA), gewann sie im Dezember 2005 als erste Deutsche den 9. Internationalen Sibelius Wettbewerb in Helsinki; und zwar mit dem Violinkonzert von Jean Sibelius, das auch - wen würde es wundern - zu ihren erklärten Lieblingsstücken gehört.

In Essen präsentierte sie ihr "Leib- und Magenstück" mit einer Souveränität, die schon erstaunen ließ. Technische Hürden scheint es für sie nicht zu geben. Ton und Ausdruck sind in ihrer Interpretation völlig verinnerlicht und trotzdem fehlte - zumindest an diesem Abend - der letzte Kick zum ganz Großen Wurf. Vielleicht fehlte einfach nur die letzte Motivation und Konzentration, um über dem solistisch zwar äußerst anspruchsvollen, dann aber streckenweise wieder sehr sinfonisch gestalteten Werk, den großen Bogen zu spannen.

Was für die Solistin gilt, kann auch dem Orchester attestiert werden: ganz große und zum Teil außerordentliche technische und klangliche Fertigkeiten, denen noch der letzte Schliff fehlt. Aber diesen werden die allermeisten der jungen Instrumentalisten und Instrumentalistinnen sicherlich bekommen, schon alleine durch das nimmermüde Engagement ihres musikalischen Leiters Josep Vicent.

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Was das Jeunesses Musicales World Orchestra dann noch bei Igor Strawinskys gewaltigem Orchesterwerk "Le Sacre du Printemps" zu Gehör brachte, war insgesamt so bewundernswert, wie schon zuvor in den Orchesterpassagen des Violinkonzertes von Sibelius (z.B. die berührende Bläsereinleitung des langsamen Satzes). Dass es generell nicht so überwältigend und mitreißend zuging, wie einige Wochen zuvor beim 2. Heinersdorff-Konzert in Düsseldorf mit dem Bergen Philharmonic Orchestra, konnte den äußerst positiven Eindruck dieses Konzertes allerdings in keinster Weise schmälern.

Obwohl der große Saal der Essener Philharmonie nur sehr spärlich gefüllt war, dankte das sichtlich begeisterte Publikum allen Aktiven mit großem Beifall und Standing Ovations. Als Zugabe bekamen sie dafür mit "Ketsana", ein extra für diese Tournee komponiertes Stück vom französischen Komponisten Emmanuel Séjourné serviert, das mit seinen rhythmischen und perkussiven Elementen sehr an Stravinsky, und mit seinen langsamen Dreier-Walzer-Passagen und Bass-Pizzikati an den "Valse triste" von Sibelius erinnerte. Das war ein wirklich gelungener Brückenschlag über ein überzeugendes und hörenswertes Konzert.

Diese internationale und Grenzen überschreitende Nachwuchsförderung ist auf jeden Fall eine Investition für die Zukunft und trägt hoffentlich auch weiterhin - sowohl in orchestraler, wie in solistischer Hinsicht - gute Früchte!




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Alina Pogostkina
Violine

The World orchestra
of Jeunesses Musicales

Josep Vicent
Dirigent




Jean Sibelius
Kuolema, Valse triste
op. 44 no 1

Jean Sibelius
Konzert d-Moll
für Violine und Orchester
op. 47

Igor Strawinsky
Le Sacre du Printemps



Weitere Informationen

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Alina Pogostkina
www.alinapogostkin.de/

Jeunesses Musicales World Orchestra
www.jmwo.org/

Josep Vicent
www.josepvicent.com/

Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de



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