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Ein Geschenk des Himmels
Von Gerhard Menzel
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Fotos von © Mark Wohlrab
Elina Garanca ist ein wahres Geschenk für die Musikwelt! Ihr Auftreten, ihre Präsenz, ihr Charisma, ihre edel timbrierte Stimme, ihre flexible und ausdrucksvolle Gestaltung der Musik ist eine wahre Offenbarung!
Die 1976 in Riga geborene Elina Garanca wuchs in einer sehr musikalischen Familie auf. Nachdem sie ihren Wunsch ins Musicalgeschäft einzusteigen aufgegeben hatte, begann sie ihre Ausbildung zur Opernsängerin. Noch während ihres Studiums sprang sie 1998 nach nur zehn Tagen Vorbereitungszeit als Giovanna Seymour in "Anna Bolena" ein und entdeckte dabei ihre Liebe zum Belcanto-Repertoire. Nach ihrem ersten Engagement am Staatstheater Meiningen führte ihr Weg - als Preisträgerin des Mirjam-Helin-Gesangswettbewerbs in Finnland (1999), des Großen Musikpreises Lettlands (2000) und des Europäischen Kulturpreises (2006) - dann ganz schnell an die Opernhäuser von Frankfurt, Wien, Paris und zu den Festspielen nach Savonlinna, Aix-en-Provence und Salzburg. Mit Elina Garanca bekommen die schon seit längerem arrivierten Mezzosopranistinnen wie Cecilia Bartoli, Vesselina Kasarova und Waltraud Meier (die allesamt im Laufe des letzten Jahres in NRW zu hören waren) eine außerordentlich attraktive Kollegin an ihre Seite, die allerdings nicht als Konkurrenz zu sehen ist, da sie - zumindest in Zukunft - doch ein ganz anderes Repertoire abdecken wird.
Obwohl sie wie viele andere mit Mozart begann und als Dorabella, Annio, Sesto und Cherubino noch immer große Erfolge feiert, führt ihr Weg über Partien wie Rossini´s "Cenerentola" und Rosina ("Il Barbiere di Siviglia"), Maddalena ("Rigoletto"), Orlofsky ("Die Fledermaus"), Octavian ("Der Rosenkavalier"), Nicklausse und Muse ("Les Contes d'Hoffmann"), Charlotte ("Werther"), Adalgisa ("Norma") und "Carmen", geradewegs hinein in dramatischere Gefilde. Ihren schon derzeit schier unerschöpflich erscheinenden Reichtum bei der musikalischen Gestaltung von emotional unterschiedlichsten Stimmungen, präsentierte Elina Garanca jetzt in ihrem abwechslungsreichen und sehr unterhaltsamen Programm mit Arien und Szenen des italienischen, französischen und spanischen Repertoires. Angefangen bei Mozart ("La finta giardiniera" und "La clemenza di Tito"), führte ihre musikalische Reise über Jacques Offenbach ("Hoffmanns Erzählungen" und "La Grande Duchesse"), Jules Massenet ("Werther") und einem Madrigal über ein volkstümliches Thema von Xavier Montsalvatge, bis hin zu Georges Bizet und seiner Erfolgsoper "Carmen". In ihrem Programm sang sie allerdings Les tringles des sistres tintaient aus dem 2. Akt und nicht die allgegenwärtige "Habanera", die sie sich für demnächst aufsparte. Schließlich wird sie mit dieser Partie im Oktober 2007 zunächst im heimischen Riga debütieren, bevor sie damit an die großen Häuser der Welt geht.
Elina Garanca hatte auch eines der ganz großen Highlights des Mezzosopran-Belcanto-Repertoires mit in ihr Programm aufgenommen, nämlich die große Final-Arie der Angelina Nacqui all' affanno aus Gioacchino Rossinis "La Cenerentola". Hierin entladen sich all ihre im Stück angesammelten Gefühle von Freude, Stolz und Verzeihen, die Rossini mit einem atemberaubenden Koloraturenfeuerwerk gekrönt hat. Die Koloraturen sind bei Elina Garanca allerdings keine einzelnen, glitzernden Glieder eines kunstvoll zusammengesetzten Kettenhemdes, sondern Bestandteil eines samtig, warm und weich fließenden Gewandes, in dem eine individuelle Persönlichkeit zu erkennen ist. Dabei geht es ihr nicht um die möglichst perfekte Präsentation einer atemberaubenden Technik, sondern um die emotional glaubwürdigste Gestaltung des musikalischen Ausdrucks. Gerade durch ihre Koloraturen, die zunehmend einen dramatischeren Ausdruck erhalten, unterscheiden sich ihre Interpretationen damit deutlich von denen anderer Sängerinnen. Insgesamt rekapitulierte das Programm von Elina Garanca den bisherigen Werdegang und die Entwicklung ihrer Stimme und einige ihrer jetzigen und auch künftigen Opernpartien, die sie über Hosenrollen und die Charlotte im "Werther" weiter ins dramatischere Mezzofach mit Rollen wie Carmen und Eboli führen werden.
Zur Zeit verfügt Elina Garanca jedenfalls über eine wunderschöne, leuchtende, ausdrucksvolle und wandlungsfähige Stimme mit einem ganz besonders edlen, samtenen Timbre, die bruchlos bis in Sopranhöhen und in tiefe Regionen des Alt reicht. Gepaart mit ihrer Technik, ihren Legato-Qualitäten, ihrem Temperament, natürlichem Charme und der großen darstellerischen Präsenz, dürfte ihr eine erfolgreiche Zukunft sicher sein, zumindest so lange, wie sie ihr Repertoire weiterhin sorgfältig auswählt, pflegt und behutsam weiterentwickelt. Die eigentliche Überraschung des Konzertes war allerdings Heiko Mathias Förster, der sich als Dirigent der Münchner Symphoniker nicht nur als kongenialer Begleiter von Elina Garanca erwies, sondern auch musikalisch und interpretatorisch deutliche Akzente setzte. Heiko Mathias Förster Die flexibel und engagiert aufspielenden Münchner Symphoniker entwickelten unter seinem inspirierten Dirigat ein derart furioses Spiel, dass es das Publikum auch bei den reinen Orchesterstücken zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss. Die Ouvertüren zu "Lucio Silla", "Norma", "La fille du regiment", "Gaite parisienne", "Il Gaurany" und "Carmen" markierten dadurch nicht nur die Grenzen der einzelnen Arienblöcke, sondern setzten höchst anspruchsvolle und mitreißende instrumentale Glanzpunkte. Wie Elina Garanca ist Heiko Mathias Förster anscheinend ein hochsensibler Musiker mit dem Sinn für zupackendes und ausdrucksstarkes Musizieren sowie eine ausgewogene Klangbalance. Er ist wahrhaftig kein Taktschläger, sondern gestaltet die Musik mit großem Einfühlungsvermögen und hörbarer Überzeugungskraft. Obwohl zunächst erst einmal als Pianist tätig, verlegte Heiko Mathias Förster sein Interesse sehr schnell auf das Dirigieren und wurde bereits im Alter von nur 23 Jahren Chefdirigent des Brandenburger Theaters. 1993 zum Generalmusikdirektor ernannt, unternahm er mit den Brandenburger Symphonikern zahlreiche nationale und internationale Reisen, die ihn auch in die USA, nach Japan und nach Südafrika führten. 1999 übernahm Heiko Mathias Förster dann den Posten des Chefdirigenten der Münchner Symphoniker, den er bis zum Ende der Saison 2005/2006 innehatte Die Neue Philharmonie Westfalen, die er ab der Spielzeit 2007/2008 als Generalmusikdirektor übernimmt, und deren Publikum, kann sich schon jetzt auf inspirierte und musikalisch begeisternde Aufführungen freuen!
Ein musikalisches Gipfeltreffen auf höchstem Niveau, das leider nicht so sehr oft zu Stande kommt! Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Elina Garanca Mezzosopran Münchner Symphoniker Heiko Mathias Förster Dirigent Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre zu "Lucio Silla" KV 135 Wolfgang Amadeus Mozart Va pure ad altri in braccio Konzertarie aus "La finta giardiniera" KV 196 Wolfgang Amadeus Mozart Parto, parto Arie des Sesto aus "La clemenza di Tito" KV 621 Vincenzo Bellini Ouvertüre zu "Norma" Jacques Offenbach C'est l'amour vainqueur Arie des Nikolaus aus "Hoffmanns Erzählungen" Gaëtano Donizetti Ouvertüre zu "La fille du regiment" Gioacchino Rossini Nacqui all' affanno Arie der Angelina aus "La Cenerentola" Jules Massenet Werther, Werther! Ces lettres! Arie der Charlotte aus "Werther" Jacques Offenbach Ouvertüre zu "Gaite parisienne" Jacques Offenbach Ah! Que j'aime les militaires Arie der Duchessa aus "La Grande Duchesse" Carlos Gomes Ouvertüre zu "Il Gaurany" Xavier Montsalvatge Madrigal über ein volkstümliches Thema (Der Gesang der Vögel) Georges Bizet Préludes aus "Carmen" Georges Bizet Les tringles des sistres tintaient Arie der Carmen aus "Carmen"
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