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Anne-Sophie Mutters große Mozart-Violinkonzert-Gala
Von Gerhard Menzel Wieder einmal war es Hausherrn Michael Kaufmann gelungen, ein absolutes Konzert-Highlight in der Philharmonie Essen zu präsentieren. Im Rahmen der PRO ARTE KONZERTE spielten Anne-Sophie Mutter und die Camerata Salzburg an zwei Abenden alle Konzerte für Violine und Orchester von W. A. Mozart, inklusive der Sinfonia concertante Es-Dur für Violine, Viola und Orchester (KV 364), zu der Anne-Sophie Mutter ihren Lieblingsbratschisten Yuri Bashmet mitbrachte. Einfach war es bestimmt nicht, Anne-Sophie Mutters gefeierten Zyklus der Mozart-Violinkonzerte für die Reihe der PRO ARTE KONZERTE zu gewinnen, denn Veranstalter in aller Welt reißen sich um dieses Highlight kurz vor Beginn des Mozart-Jahres 2006. "Ich hatte die Idee vor sechs Jahren, als sich die Möglichkeit abzeichnete, die Konzerte ohne Dirigenten zu spielen. Ich spürte plötzlich den dringenden Wunsch, es 'dieses Mal richtig zu machen!'. Ich will aber keineswegs behaupten, dass meine Auffassung von Mozart die letztgültige ist. Mozart braucht meine Unterstützung nicht - er wird noch leben, wenn ich längst vergessen bin. Ich habe mich daher für das Projekt entschieden, weil ich diese Musik so sehr liebe, weil sie mir Schauer über den Rücken jagt und mich zu Tränen rührt und weil sie die Zuhörer berührt. Das Projekt soll Mozart feiern. Ich hoffe, es gibt für die Zuhörer ein paar positive Neuentdeckungen, ...." (Anne-Sophie Mutter) Soweit Anne-Sophie Mutter über ihre gerade erschienene Neueinspielung von Mozart-Violinkonzerten mit dem London Philharmonic Orchestra, mit der sie ihren ersten umfangreichen Beitrag zum Mozart-Jahr 2006 leistete. Mozart spielte im Leben von Anne-Sophie Mutter schon immer eine herausragende Rolle, nicht erst seit ihrer Aufführung des G-Dur-Konzerts in Salzburg unter der Leitung Herbert von Karajans im Alter von dreizehn Jahren. Daher kommt ihr das Mozart-Jahr 2006 natürlich sehr gelegen, um ihre in den Jahren hinzugewonnenen Erfahrungen und gereiften Interpretationsansätze sowohl auf Platte, als auch im Konzertsaal zu präsentieren. Natürlich ist die im Laufe der Jahre veränderte Mozart-Auffassung bzw. historisierende Aufführungspraxis nicht spurlos an ihr vorübergegangen, wenn sie sich ihr gegenüber auch sehr skeptisch äußert. Bewusst distanziert, verwendet sie keine Darmsaiten, sondern behlät die moderne Besaitung der Geige bei, weil das Instrument damit größere Möglichkeiten im Hinblick auf das Volumen und auf Klangfarben und Schattierung erhalte. Außerdem kommt es ihrer Technik und ihrer Interpretation eher entgegen. Das ist halt ihre ganz persönliche Ästhetik und muss so akzeptiert werden. Mozarts Musik ist allerdings auch so ausdrucksstark und vielfältig, dass diese vielen musikalischen Facetten das aktuelle, klangliche Mozartbild nur bereichern können. Und Anne-Sophie Mutters Interpretationen der Violinkonzerte hat sich im Laufe der Jahre hörbar verändert. Während man sich bei manchen Künstlern fragt, warum sie die x-te Einspielung eines bestimmten Werkes aufnehmen, macht es bei Anne-Sophie Mutter nicht nur Sinn, sondern belegt eine deutliche Entwicklung der Ausnahmekünstlerin, die immerhin mit Herbert von Karajan und seiner musikalischen Ästhetik aufgewachsen ist. Anne-Sophie Mutter hat ganz genaue Vorstellungen von dem, wie Mozarts Musik für sie klingen soll. Daher arbeitete sie bei diesem Projekt auch ohne Dirigenten. Einige Einsätze und hier und da eine kleine Geste genügten, um zusammen mit der anscheinend bestens präparierten Camerata Salzburg einen erstaunlich frischen und jugendlich wirkenden Mozart zu präsentieren. Ihre romantischen Wurzeln sind dabei vor allem in den langsamen Sätzen deutlich zu hören. Im Gegensatz zu den schnellen Sätzen sind sie verhalten und dynamisch stark zurückgenommen (bis zum hingehauchten, aber noch klingenden Pianissimo) und bereiten so atmosphärisch den Weg in das Land der Träume. Andererseits sprühen und funkeln die Ecksätze in den glänzendsten Farben, freilich immer elegant, mit kontrolliertem Temperament und mit ungeheurem Respekt vor den kostbaren Noten Mozarts. Während das Zusammenspiel bei den Violinkonzerten durch die Probenarbeit und die wenigen Gesten von Anne-Sophie Mutter ein musikantisch erquickliches Miteinander bescherten, geriet Mozarts Sinfonia concertante bei weitem nicht so überzeugend. Zum einen liegt das an der anders gearteten Faktur der Komposition, die das Sinfonische viel stärker betont als in den Violinkonzerten. Hier hätte eine führende und aktiv gestaltende Handarbeit von Anne-Sophie Mutter sehr gut getan. Nicht nur die technisch anspruchsvolleren Solostimmen, sondern auch das gemeinsame Konzertieren, das sowohl durch die höher gestimmte Solobratsche, als auch durch die geteilte Bratschenstimme im Orchester und die in den Ecksätzen solistisch geführten Hörner und Oboen geprägt wird, bestimmen den außerordentlichen Charakter dieser Sinfonia concertante. Yuri Bashmet, der zwar ein technisch brillanter Musiker ist, widmete sich allerdings viel zu sehr den Noten auf seinem Pult, anstatt auf das gemeinsame und duettierende Musizieren mit Anne-Sophie Mutter einzugehen. Im Endeffekt blieb der Gesamteindruck eines kraftvollen, präsenten und zugleich jugendlich frischen und in strahlendem Glanz daherkommenden Mozart-Klanges, der durch spieltechnischer Kompetenz, Eleganz, dynamisch ausgefeilt und mit kontrolliertem Temperament, aber immer ehrlich und mit vollster Überzeugung musiziert wurde, eben ein ganz persönlicher Mozart! 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