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1. Heinersdorff-Konzert

29. September 2005

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Philharmonie Essen (Homepage)
Glanzloser Auftakt

Von Markus Bruderreck - Fotos von Michael Kneffel

Die Hauptfrage zum ersten Heinersdorff-Konzert der neuen Saison muss lauten: Wo sind all die Abonnenten geblieben? Gähnende Leere in den Rängen zum Besuch des Royal Philharmonic Orchestra in Essen im Alfried Krupp-Saal der Philharmonie. Man darf spekulieren: War das die Strafe für ein vergleichsweise sprödes Konzertprogramm, das weder mit einem Stardirigenten oder gar einem Starsolisten aufwarten konnte oder ist das Interesse an Spitzenorchestern, die Heinersdorff regelmäßig präsentiert, tatsächlich gesunken? Spürt auch das Publikum, dass sich solche Konzerte leisten kann, die Masche und hat irgendwann alle Klassiker des Repertoires gehört? Große Konzertprogramme bestehen nicht nur aus großen Namen. Wer sich 75 Euro für einen vorderen Platz in einem Heinersdorff-Konzert gönnen will, der möchte auch etwas geboten bekommen. Übrigens: Die Programmzettel, jetzt noch kleiner und minimalistischer geraten, sind ein Witz ganz eigener Art und einer solchen Konzertserie nicht würdig. Dafür noch Geld zu verlangen hat den Beigeschmack der Abzocke.

Zwei Mal Brahms, ein Mal Schumann: Eine Zusammenstellung, die nicht vom Hocker reißt. Man darf sich auch zu Recht fragen, warum britische Orchester immer wieder – wahrscheinlich aus Höflichkeit – deutsche Werke aufs Programm setzten. Dabei wäre es höchst attraktiv, ein Vaughan Williams, ein Elgar, ein Holst oder Finzi von ihnen zu hören. Stattdessen begann Dirk Joeres, früher bekannter Pianist, heute ein recht unbekannter Dirigent, der am RPO seit 2000 „Associate Guest Conductor“ ist, mit den Haydn-Variationen von Brahms. Das Royal Philharmonic ist eines der britischen Orchester, die gute Qualität auf hohem Niveau mit einer gesunden Routine verbinden: Ein Klang, der klar, kernig und beweglich ist, Schärfe und Energie besitzt. Joeres' Interpretation lässt wenige Wünsche offen. In seinen Deutungen an diesem Abend treten aber zuweilen nicht entscheidende Stimmen unangemessen hervor. Man könnte es böse deuten als einen Versuch, den Stücken eine eigene Note zu verleihen. Auch an der Klangbalance hapert es an diesem Abend immer wieder (Flöte und Piccolo!).

Die Musiker des RPO besitzen eine hohe Spielkultur, zweifellos. Unfehlbar sind sie jedoch nicht. In Schumanns Konzertstück für vier Hörner waren zu viele Kiekser und Intonationsschwierigkeiten bei den vier Hornisten des RPO zu bemerken, bei all dem Bonus, den man diesen schwierigen Instrumenten immer wieder zubilligt. Bravos gab es hierfür gleichwohl von den im Saal verstreuten Klassik-Fans. Ebenso selten aufgeführt wie das Schumann-Werk: Arnold Schönbergs Instrumentation des Klavier-Quartetts op. 25 von Johannes Brahms. Obwohl Schönberg mit dieser Einrichtung ganz im Stil Brahms' bleiben wollte, ist ihm dies zum Glück nicht gelungen: Er addiert Vibraphon und Xylophon, verteilt die Stimmen auf geteilte Streicher und auf alle Instrumente des großen Orchesters. Wesentliches geht dennoch nicht unter. Im Finale betont er das Zigeunerkapellenhafte des Werkes, der Schönberg der großen Orchesterwerke bleibt zudem stets hörbar. Die Leistung des Royal Philharmoinic überzeugte hier mehr, obwohl Joeres' Interpretation der elegante Schliff und das überzeugende Timing auch hier etwas abging. Die Zugabe war nach diesem Stück mehr als vorhersehbar: Der berühmteste der ungarischen Tänze von Johannes Brahms. Fazit: Ein Abend, der, künstlerisch routiniert, zufrieden stellte. Für einen spannenden Abend aber reichte es nicht.




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Royal Philharmonic Orchestra

RPO Horn-Quartett:
Martin Owen
Kathryn Saunders
Philip Woods
Andrew Fletcher

Dirk Joeres, Dirigent




Johannes Brahms
Variationen über ein Thema
von Joseph Haydn op. 56a

Robert Schumann
Konzertstück F-Dur op. 86
für vier Hörner und Orchester

Johannes Brahms
Klavierquartett g-moll op. 25
(Orchesterfassung von
Arnold Schönberg)



Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

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