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2. Sinfoniekonzert

22. September 2005

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Philharmonie Essen (Homepage)
Einstimmiger Erfolg

Von Markus Bruderreck - Fotos von Michael Kneffel

Die erste Uraufführung durch ein großes Orchester ist für junge Komponisten eine aufregende Sache. Boris Gurevich, 1971 in Kazan geboren, ist in der sechsten Spielzeit Korrepetitor am Aalto-Theater, ein Job mit vielfältigen musikalischen Aufgaben. Von den Philharmonikern und Stefan Soltesz erhielt er Gelegenheit zur ersten öffentlichen Aufführung eines seiner Orchesterwerke. Zusammen mit Werken von Brahms und Schubert stand „Monodia“ auf dem Programm des zweiten Sinfoniekonzerts in der Philharmonie.

Vergrößerung in neuem Fenster Boris Gurevich

„Die Musiker am Theater kennen mich schon lange in der Rolle des Korrepetitors“, so Gurevich. „Die Tatsache, dass ich mich jetzt als Komponist verwirklichen darf, verdanke ich vor allem der kreativen Atmosphäre dort und der positiven Verbindung zu Stefan Soltesz. Ich bin jetzt 34 und schreibe Musik, seitdem ich sechs bin, habe Komposition am Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium studiert, von 1989 bis 94, eine Zeit, in der ich besonders viel Eigenes geschrieben und aufgeführt habe. Danach ging ich für vier Jahre in die USA und schließlich nach Europa.“ Sein ca. 20-minütiges Orchesterwerk „Monodia“ entstand im Jahr 2004. „Es ist ein Stück ohne Solist, aber mit einem Thema, das immerzu variiert wird und den ganzen Ablauf bestimmt“, erklärt Gurevich dazu. „Es hat alle Merkmale einer Sinfonie. Für mich ist sinfonische Entwicklung und das Aufrechterhalten der Spannung hier sehr wichtig.“

Gurevich versteht sein Handwerk und erstaunt mit einer Komposition, die nicht nur den versierten Bühnenmusiker verrät, sondern auch eine ganz eigene Sprache spricht. Ein recht unscheinbares Thema, ein einstimmiger Gesang (daher der Titel „Monodia“) dient als eine Art Passacaglia-Grundierung und zieht sich durch das gesamte Werk. Instrumente gruppieren sich zu ungewöhnlichen Duos, die Celesta geht mit den Querflöten und die kleine Trommel mit den Bongos. In dramatischen Höhepunkten explodiert die Spannung. „Meine Musik hat größere Verbindung zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als zur zweiten“, gibt Gurevich zu. „Die neue Wiener Schule oder die serielle Musik sind zum Beispiel fast ganz an mir vorbeigegangen. Ich habe eine spezielle Beziehung zu Mahler und seinen russischen Nachfolgern, Schostakowitsch und Schnittke.“ Von diesen großen Vorbildern allerdings ist in seiner Musik wenig zu hören, die musikalische Eigenständigkeit des Stücks ist immens. Die Bravos des Publikums am ersten Konzertabend bewiesen zudem die Publikumswirksamkeit von „Monodia“. Wenn es etwas kürzer wäre, wäre der positive Eindruck allerdings noch stärker. Ein Problem ist auch die nicht erkennbare Dramaturgie des Werkes: Der Hörer wird nicht „an die Hand genommen“. Das kann aber durch Kürzungen und Bearbeitungen hier und da ohne weiteres noch erreicht werden.

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Tomo Keller

Stefan Soltesz und die bestens aufgelegten Sinfoniker rahmten diese Uraufführung mit zwei romantischen Werken ein. Die heitere, mozartnahe fünfte Sinfonie von Franz Schubert gelang Soltesz vorbildlich elegant phrasiert, schlank und transparent. Der langsame Satz wurde, wie bei Soltesz üblich, recht straff musiziert. Solist des Violinkonzerts von Brahms war der junge erste Kapellmeister der Philharmoniker, Tomo Keller. Zusammen mit Soltesz gelang ihm eine in jeder Hinsicht befriedigende und von Publikum bejubelte Deutung. Keller fand mit nuancenreichem Spiel den rechten Ton zwischen hanseatischer Ruppigkeit und kontrollierter schwelgerischer Süße. Eine Besonderheit: Keller wählte die (doch recht weitschweifige) Solokadenz von Jasha Heifetz. Im ungarisch eingefärbten Finale achteten Geiger und Dirigent des „non troppo vivace“ („nicht zu lebendig“) kaum. Es ging sehr hoch her, vielleicht etwas zu hoch – eine rasante Interpretation, die dennoch zu einem glücklichen Ende fand.




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Essener Philharmoniker

Ltg. Stefan Soltesz

Tomo Keller, Violine




Franz Schubert
Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485

Boris Gurevich (*1971)
„Monodia“ (Uraufführung)

Johannes Brahms
Konzert für Violine und Orchester
D-Dur op. 77



Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



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