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1. Sinfoniekonzert

1. September 2005

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Philharmonie Essen (Homepage)
Letzte Reserven für „Rach Drei“

Von Markus Bruderreck - Fotos von Michael Kneffel

Vom Publikum geliebt, doch von der Kritik misstrauisch beäugt zu werden gehörte zum Schicksal der Komponisten Sergej Rachmaninow und Peter Tschaikowsky. Rachmaninows Werke schalt man als zu sentimental, monierte ihre Melodienseeligkeit und, manchmal zu Recht, ihre ungenügende formale Struktur. Tschaikowsky war im Westen anerkannt, im eigenen Land oft aber missverstanden worden (man denke nur an Rubinsteins Äußerungen über das erste Klavierkonzert). Werke dieser beiden Komponisten standen auf dem Programm des ersten Sinfoniekonzertes in der Philharmonie.

Heute kann man die Reaktionen auf das dritte Klavierkonzert von Rachmaninow kaum noch nachvollziehen. Es erschien der Kritik überdimensioniert, was den Komponisten zu Kürzungen verleitete, die zum Glück später wieder revidiert wurden. Heute spielt man fast ausschließlich die Originalfassung des Werkes. „Rach 3“, wie man auch salopp sagt, stellt den Solisten vor extrem schwierige Aufgaben, die nicht nur technischer, sondern auch rein physischer Natur sind.

Vergrößerung in neuem Fenster Olga Kern

Die Pianistin Olga Kern (deren neue CD wir hier im OMM ebenfalls besprochen haben, vgl. die Rezension hierzu) bewältigt sie nicht nur, sondern geht noch weit darüber hinaus. Der Komponist sei ihr schon einmal im Traum erschienen, äußerte sie in einem Interview, und diese große Identifikation mit dem Vorbild ruft eine atemberaubende Interpretation hervor. Kern nimmt sich Zeit für Poetisches, spielt kantig und klar, markant und virtuos. Zu ihrem ungeheuren Verständnis für den Klang von Rachmaninows Musik treten geschickt gesetzte Höhepunkte, etwa in der Solo-Kadenz des ersten Satzes. Unglaublich leicht und sicher: Das Intermezzo. Die Philharmoniker unter Stefan Soltesz begleiten differenziert und transparent. Raffiniert der prägnante, ja explosive Eintritt ins Finale. Hier gewinnt Kerns Spiel noch einmal an Kraft und Tempo. Grandios die Leidenschaft, mit der sie sich in die Schlusssteigerung wirft: Ein Glanzlicht, bei dem der Ausführende noch einmal die letzten Reserven mobilisieren muss und wie sie nur die großen Pianisten setzten können. Keine Zugabe für das jubelnde Publikum am ersten Konzertabend von einer jungen Solistin, die ohne Zweifel eine große Zukunft vor sich hat. Da muss man sich fast wundern, warum Olga Kern bislang eher mit weniger bekannten musikalischen Partnern unterwegs war. Ein alter Hase der Kritik, der schon Jahre hindurch besonders Klavierrecitals bespricht, äußerte nach ihrem Auftritt in Essen, er häbe dieses Konzert noch nie so überzeugend und perfekt gehört. Da mag man ihm ohne Zögern beipflichten.

Vergrößerung in neuem Fenster

Essener Philharmoniker

Schön war, dass der zweite Teil des ersten Sinfoniekonzerts in der Philharmonie dann nicht wesentlich hinter diese immense Leistung abfiel. In der vierten Sinfonie op. 36 von Peter Tschaikowsky lieferte Stefan Soltesz eine runde Deutung, detailreich gestaltet und überzeugend in den solistischen Partien. Die ersten beiden Sätze nimmt er verhalten im Tempo (was im Andantino zuweilen auch etwas schwerfällig wirkt). Unglaublich reich sind die Schattierungen im Pizzicato-Scherzo. Und kaum je ist das Volksfest-Finale mit solcher Wucht hereingebrochen wie hier. Atemlos dann der Wechsel zu den Volkslied-Teilen. Da wird Soltesz wieder etwas zu hastig, wenn es auf den Schluss des Werkes zugeht. Man kennt das von ihm: Es trägt ihn davon. Schlimm ist das nicht unbedingt, umso schlimmer, wenn's anders wäre. Diesmal behält Soltesz auch die Übersicht über die Form: Die vierte von Tschaikowsky ist offenbar ein Werk, das ihm und den Philharmonikern besonders liegt. Bravos und Jubel waren der Dank des Publikums.




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Essener Philharmoniker

Ltg. Stefan Soltesz

Olga Kern, Klavier




Sergej Rachmaninow
Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 3 d-Moll op. 30

Peter Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36



Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

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