Veranstaltungen & Kritiken Konzerte |
|
|
Spannendes Programm, Steigerung in der
Interpretation
Von Martin Rohr Man mag darüber rätseln, was die Veranstalter bewogen hat, das Programm des 5. Philharmonischen Konzerts der Dortmunder Philharmoniker unter das Motto "Musikalische Talente" zu stellen. In Ermangelung näherer Ausführungen bleibt Raum für Spekulationen, die sich darauf beziehen mögen, dass mit Anton Weberns Opus 1 und Johannes Brahms erster Sinfonie Werke auf dem Programm standen, mit denen die Komponisten jeweils Neuland betraten. Keinesfalls jedoch trifft dies für Ludwig van Beethovens G-Dur-Klavierkonzert zu, dem ja nicht zuletzt mit dem c-Moll-Konzert bereits ein gewichtiges Werk gleicher Gattung vorausgegangen war. Ungeachtet dieser Spekulationen bleibt festzuhalten, dass mit diesen Werken ein vielseitiges und kontrastreiches Konzertprogramm garantiert war. Die Passacaglia d-Moll
op. 1 von Anton Webern ist ein grenzgängerisches
Werk: Einerseits bedient sich Webern in ihr einer
spätromantisch expressiven Tonsprache und Orchesterbehandlung,
die von opulenter Klangfülle und Vielschichtigkeit
geprägt ist. Andererseits zeigt Webern, dass die Grenzen tonal
gebundener Musik erforscht und berührt werden. Orientierung
bietet in dieser kreativen Unsicherheit die Konzentration auf eine
musikalische Keimzelle, deren Funktion in späteren Werken die
Zwölftonreihe einnimmt. Aus dem achttönigen Ostinato,
das noch einen klaren Bezug zum tonalen System verrät,
entwickelt sich ein dichtes, vielschichtiges Gewebe, das in
unmittelbaren Brüchen zwischen orchestraler
Klangfülle und kammermusikalischer Sparsamkeit changiert. In deutlichem Kontrast zur
expressiven, aufwühlenden Dichte Anton Weberns spricht aus
Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. G-Dur op. 58
eher friedvolle Ruhe, womit es eine gewisse Nähe zur etwa
zeitgleich entstandenen sechsten Sinfonie verrät.
Ähnlich wie in ihr gewinnt die friedvoll heitere Grundstimmung
des 4. Klavierkonzerts ihre Tiefe erst durch den ausgeprägten
Kontrast zu dunklen, schicksalsträchtigen Charakteren. Dabei
lässt der dramatische, rezitativisch anmutende Gestus des Andante
con moto
die schicksalsschweren Unisoni der neunten Sinfonie
vorausahnen. Besonders deutlich wird diese Gegensätzlichkeit
in der
Kadenz des eröffnenden Allegro moderato,
in der sich beide Charaktere auf engstem Raum begegnen. Wesentlich besser lag dem
Orchester dagegen Johannes Brahms´ sinfonisches
Erstlingswerk, die Sinfonie c-Moll op.68. Das Werk
bietet mit seinen schweren Orgelpunkten, dichter Polyphonie und
gewichtigen Chorälen vielfach Gelegenheit für
opulenten, verschwenderischen Klang. Gleichzeitig erlaubt es den
Mitgliedern des Orchesters, ihr solistisches Potenzial unter Beweis zu
stellen. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Amir
Katz Klavier Dortmunder Philharmoniker Arthur Fagen Dirigent Anton Webern Passacaglia d-moll op. 1 Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op.58 Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll op.68
|
© 2006 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de