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Dortmunder Philharmoniker
5. Philharmonisches Konzert



17. Januar 2006

Konzerthaus Dortmund
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Konzerthaus Dortmund (Homepage)
Spannendes Programm, Steigerung in der Interpretation

Von Martin Rohr

Man mag darüber rätseln, was die Veranstalter bewogen hat, das Programm des 5. Philharmonischen Konzerts der Dortmunder Philharmoniker unter das Motto "Musikalische Talente" zu stellen. In Ermangelung näherer Ausführungen bleibt Raum für Spekulationen, die sich darauf beziehen mögen, dass mit Anton Weberns Opus 1 und Johannes Brahms erster Sinfonie Werke auf dem Programm standen, mit denen die Komponisten jeweils Neuland betraten. Keinesfalls jedoch trifft dies für Ludwig van Beethovens G-Dur-Klavierkonzert zu, dem ja nicht zuletzt mit dem c-Moll-Konzert bereits ein gewichtiges Werk gleicher Gattung vorausgegangen war. Ungeachtet dieser Spekulationen bleibt festzuhalten, dass mit diesen Werken ein vielseitiges und kontrastreiches Konzertprogramm garantiert war.

Die Passacaglia d-Moll op. 1 von Anton Webern ist ein grenzgängerisches Werk: Einerseits bedient sich Webern in ihr einer spätromantisch expressiven Tonsprache und Orchesterbehandlung, die von opulenter Klangfülle und Vielschichtigkeit geprägt ist. Andererseits zeigt Webern, dass die Grenzen tonal gebundener Musik erforscht und berührt werden. Orientierung bietet in dieser kreativen Unsicherheit die Konzentration auf eine musikalische Keimzelle, deren Funktion in späteren Werken die Zwölftonreihe einnimmt. Aus dem achttönigen Ostinato, das noch einen klaren Bezug zum tonalen System verrät, entwickelt sich ein dichtes, vielschichtiges Gewebe, das in unmittelbaren Brüchen zwischen orchestraler Klangfülle und kammermusikalischer Sparsamkeit changiert.
Arthur Fagens Interpretation versuchte mehr durch Klanggewalt als durch ausdifferenzierte Vielschichtigkeit zu überzeugen. Dementsprechend energisch fiel die Tempowahl aus. In den kammermusikalisch reduzierten Passagen gelangten die Dortmunder Philharmoniker vor allem durch die solistische Qualität von Holzbläsern und Streichersolisten zu einer ausgeprägten Expressivität. Demgegenüber wirkten die orchestralen Tuttipassagen oft zu wenig durchsichtig.

In deutlichem Kontrast zur expressiven, aufwühlenden Dichte Anton Weberns spricht aus Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. G-Dur op. 58 eher friedvolle Ruhe, womit es eine gewisse Nähe zur etwa zeitgleich entstandenen sechsten Sinfonie verrät. Ähnlich wie in ihr gewinnt die friedvoll heitere Grundstimmung des 4. Klavierkonzerts ihre Tiefe erst durch den ausgeprägten Kontrast zu dunklen, schicksalsträchtigen Charakteren. Dabei lässt der dramatische, rezitativisch anmutende Gestus des Andante con moto die schicksalsschweren Unisoni der neunten Sinfonie vorausahnen. Besonders deutlich wird diese Gegensätzlichkeit in der Kadenz des eröffnenden Allegro moderato, in der sich beide Charaktere auf engstem Raum begegnen.
Der israelische Pianist Amir Katz wählte in seiner Interpretation eher einen sehr bedächtigen, um Ausgleich der Charaktere bemühten Zugang. Dementsprechend ebenmäßig gestalteten sich Phrasierung und Tempo. In virtuosen Passagen genauso wie im Andante con moto vermied es Katz bewusst, scharfen Konturen und Gegensätze herausgearbeitet. Das Klangergebnis war klar und schlank, ließ aber auch deutlich Brillanz vermissen. Das Philharmonische Orchester verstärkte diesen charakterlich etwas indifferenten Eindruck durch handwerklich solides, aber wenig kontrastreiches Spiel eines höflichen Begleiters.

Wesentlich besser lag dem Orchester dagegen Johannes Brahms´ sinfonisches Erstlingswerk, die Sinfonie c-Moll op.68. Das Werk bietet mit seinen schweren Orgelpunkten, dichter Polyphonie und gewichtigen Chorälen vielfach Gelegenheit für opulenten, verschwenderischen Klang. Gleichzeitig erlaubt es den Mitgliedern des Orchesters, ihr solistisches Potenzial unter Beweis zu stellen.
Die Dortmunder Philharmoniker erwiesen sich als spielfreudig und engagiert, mit sattem Streicherklang und massiven Blechbläserakkorden. Sehr überzeugend gelangen die großen Melodiebögen des Andante sostenuto in Solooboe, Horn und Violine. Arthur Fagens zügige Tempowahl wurde vom Orchester energisch aufgenommen, wenn auch insbesondere im Adagio - piu Andante des vierten Satzes die Flexibilität ein wenig auf der Strecke blieb. Immer wieder setzte Fagen markante Akzentuierungen, die entsprechend der an Klangfülle orientierten Interpretation eine gewisse Härte hatten. Allerdings wurde, ähnlich wie in Weberns Passacaglia wenig auf Durchsichtigkeit der komplexen Satzstruktur geachtet. Dafür entschädigte ein furioses Finale, das das Dortmunder Publikum zu stürmischem Applaus veranlasste.




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Amir Katz
Klavier

Dortmunder Philharmoniker

Arthur Fagen
Dirigent




Anton Webern
Passacaglia d-moll op. 1

Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier
und Orchester Nr. 4 G-Dur op.58

Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 1 c-Moll op.68



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Konzerthaus Dortmund
(Homepage)



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