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Orgelmusik in verschiedensten Variationen und Kombinationen
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Mark Wohlrab und Gerhard Menzel
Drehorgelspieler Das Thema "Orgel" wurde in dieser langen Orgelnacht besonders weit gefasst. Während rund um das Konzerthaus bei herrlichstem Spätsommerwetter fünf Drehorgelspieler. mit ihren Hofbauer-Konzertorgeln für Volksfeststimmung sorgten, erklang im Saal des Konzerthauses Orgelmusik von Klassik über Chanson bis zu Chill out. Dabei wurden auch das eine und andere Mal durchaus die Grenzen der Klais-Orgel hörbar, die in dieser Nacht mit den unterschiedlichsten Musikstilen und Besetzungen konfrontiert wurde. Barockensembles ChelycusFoto: Gerhard Menzel
Für den Programmteil mit barocker Ensemblemusik - die erstmals im Rahmen der Orgelnacht erklang - pausierte die Konzersaalorgel sogar vorübergehend. Doch auch die Musik mit Truhenorgel + Barockensemble konnte sich in der hervorragenden Akustik des Konzerthauses Dortmund in aller Farbigkeit entfalten. Die drei Sonaten von Johann Rosenmüller (1619-1684), Andreas Oswald (1634-1665) und Johann Heinrich Schmelzer (1623-1680) musizierte das Barockensembles Chelycus mit Veronika Skuplik (Barockvioline), Adrian Rovatkay (Dulzian, Barockfagott), Andreas Arend (Chitarrone) und Michael Fuerst (Truhenorgel) klangschön und mit technischer Souveränität.
Eldering Ensemble In den Beitrag Orgel + Kammermusik des Eldering Ensembles mit Simon Monger (Violine), Jeanette Gier (Violoncello) und Stefan Kagl (Orgel), war die Konzerthausorgel jedoch einbezogen und harmonierte - Dank Stefan Kagls einfühlsamen Spiels - vortrefflich mit den beiden Streichinstrumenten. Die Suite für Orgel, Violine und Violoncello, op. 149 von Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901) gehört dabei zu den wenigen Originalkompositionen für diese Besetzung aus einer Zeit, in der es der Ehrgeiz der Orgelbauer war, ein ganzes Orchester durch ein Instrument zu ersetzen. Stefan Kagl und Stefanie PabelFoto: Gerhard Menzel
Ein klassisches Programm mit französischer Musik des 20. Jahrhunderts für Orgel + Oboe hatten sich Stefan Kagl und Stefanie Pabel (Oboe und Englischhorn) mit der Partita op. 41, Nr. 1 von Jan Koetsier und dem Concertino Pastoral (dit du coucou) von Joseph Noyon ausgewählt. Von Barock bis zum Jazz spannten Saxophonist Romano Schubert und Andreas Petersen ihr Programm Orgel + Saxophon. Neben der Bearbeitung von Bachs Badinerie aus seiner zweiten Orchestersuite standen Originalkompositionen von Eugène Bozza und Pierre Max Dubois. Hinzu kamen Jazzstandards von Miles Davis, Mons Leidvin Takle und Kenny Dorham.
Der Sinfonische Chor der Chorakademie Während die Kombination von Orgel + Chor mit zu den Standards geistlicher Musik gehört - Kantor Claudius Stevens und der Sinfonische Chor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund unter der Leitung von Joachim Gerbens präsentierten "Kyrie" und "Gloria" aus der Orgelfassung von Antonín Dvoráks D-Dur-Messe und das "Pie Jesu" aus dem Requiem von Andrew Lloyd Webber - besitzt das Miteinander von Orgel + Chanson - zumindest mit einer großen Konzertorgel - eher Seltenheitswert. Oleg Bordo, Pianist, Komponist und Arrangeur für Revueprogramme begleitete die Sängerin und Schauspielerin Ingeborg Wunderlich mit entsprechender Anschlagstechnik und Registrierung. Neben Stücken von Friedrich Hollaender standen im Laufe der Nacht noch Lieder von Rio Reiser und Ton Steine Scherben auf dem Programm. Während Michael Carstens sein Equipment richtetinspiziert Jörg Thadeusz den Orgeltisch. Foto: Gerhard Menzel
Aber natürlich kam auch die Orgel solo zum Einsatz: Martin Lücker eröffnet die vierte Dortmunder Orgelnacht mit Musik französischer Orgel-Komponisten. Neben Louis Viernes Finale aus der 1ère Symphonie pour Grand Orgue, op. 14 präsentierte er César Francks Pièce héroïque aus Trois pièces, Léon Boëllmanns Prière à Notre Dame aus der Suite gothique, op. 25 und die Toccata aus der Suite, op. 5 von Maurice Duruflé. Im Orgel solo von Andreas Petersen waren vor allem seine eigenen Bearbeitungen von Sergej Rachmaninows Prélude in cis-Moll und dem Allegro con brio aus Ludwig van Beethovens fünfter Sinfonie.interessant, wobei sich sein Spiel meist recht angestrengt anhörte.
Iveta Apkalna beim hexen Von (mechanischer) Arbeit war bei Iveta Apkalna in ihrem Orgel solo dagegen überhaupt nichts zu spüren. Jörg Thadeusz, der als Moderator ("bekannt aus Radio und Fernsehen") mit seinem bisweilen bissigen, manchmal gewöhnungsbedürftigen Humor durch die Nacht führte, schürte schon den ganzen Abend über die Spannung auf ihren Auftritt, der auch in der Tat ziemlich spektakulär ausfiel. Als "Hexe" angekündigt, erschien sie im verdunkelten Konzerthaus mit rotem Kopftuch, langem, grün schimmernden Satinrock und zudem barfuß! Allerdings handelte es sich dabei nicht nur um einen optischen Gag, sondern um ein attraktives Outfit für ihren ersten Orgelnacht-Beitrag, die Walpurgisnacht aus dem Faust-Zyklus für Orgel von Petr Eben. Iveta Apkalna im Gesprächmit Jörg Thadeusz. Foto: Mark Wohrab
Schon bei Iveta Apkalnas Auftritt bei der Orgelnacht im vergangenen Jahr hatte sie das Auditorium durch ihr phänomenales und ausdrucksvolles Spiel begeistert. Auch im (auf englisch geführten) Interview hatte die sympathische und temperamentvolle Organistin sofort die Herzen des Publikum erobert. Dieses Jahr betrieb sie ihre Konservation bereits in bewundernswert gutem Deutsch.
Für Iveta Apkalna scheint nichts unmöglich zu sein. Sie schaffte es dieses Jahr sogar, als ECHO-Preisträgerin die Orgel als Soloinstrument ins Rampenlicht der Klassikwelt zu bringen (was das ZDF anscheinend völlig überfordert, da es sich wohl nicht in der Lage sieht, diesen geschichtsträchtigen Augenblick bei der Überreichung des Preises im Münchner Gasteig mit einem Orgelbeitrag gebührend zu würdigen). Iveta Apkalna erhält den ECHO Klassik 2005 in der Kategorie "Instrumentalistin des Jahres" für ihre CD "Himmel und Hölle".
Sowohl die Walpurgisnacht von Petr Eben, als auch der Miniatur-Marsch aus der Oper "Die Liebe zu den drei Orangen" von Sergej Prokofiew, die beide auch auf der prämierten CD zu hören sind, standen auch auf ihrem Programm der diesjährigen Dortmunder Orgelnacht. Außerdem spielte sie Prokofiews Prelude op. 62, die in prächtigen Orgel-Klangfarben schwelgende Évocation II. von Thierry Escaich (geboren 1965) und die "fußbrecherischen", für Pedal-Solo ausgearbeiteten Variationen über Niccolo Paganinis (wohl berühmteste) Violin-Caprice (Nr. 24) des Organisten George Thomas Thalben-Ball (1896-1987), das mit zu den Paradestücken Iveta Apkalnas gehört.
Da Paolo Oreni zu seinem zweiten Auftritt Auch Paolo Oreni ließ sich bei seinem Improvisieren auf diesen akustisch-visuellen Dialog Orgel + Video mit Michael Carstens ein. Angeblich hatten Carstens Videoproduktionen im letzten Jahr so einen großen Erfolg, dass er nicht nur für die diesjährige Orgelnacht, sondern auch noch zu einer eigenen Veranstaltung in das Konzerthaus eingeladen wurde. Mir ist es allerdings völlig schleierhaft, auf was sich dieser so beschworene Erolg begründen soll, denn der optischer Overkill, den er an die Wand des Saales projizierte, hatte weniger mit der präsentierten Orgelmusik zu tun zu, sondern eher mit der Selbstverwirklichung eines - in Szenekreisen vielleicht angesehenen - engagierten Videokünstlers. Um darin "frappierend neue und poetische Bildimprovisationen" zu erkennen, bedarf es vermutlich einer ganz besonderen geistigen Anlage. Mich erinnerte es eher an das Chanson "Anspruchsvoll" von Reinhard Mey. Im Rahmen der Orgelnacht wirkten diese an Musikclips gemahnenden Flimmereien jedenfalls völlig deplaziert. Das sah wohl auch der Großteil des Publikums so, das den Saal in Strömen verließ. Paolo OreniFoto: Mark Wohrab
Dabei hätte man viel mehr auf Paolo Oreni hören und auch sehen sollen. was im Konzerthaus Dortmund ja hervorragend möglich ist. Paolo Oreni hatte für sein Orgel solo-Programm drei Orgeltranskriptionen von Jean Guillou zusammengestellt. Nach Adagio und Fuge c-Moll (für Streicher) von Wolfgang Amadeus Mozart waren dies die sinfonische Dichtung Prometheus von Franz Liszt und die hochvirtuose Toccata op. 11 von Sergej Prokofiew. Die Orgelnacht im Konzerthaus Dortmund, die regelmäßig im Zusammenhang mit der Dortmunder Museumsnacht stattfindet, ist in jeder Beziehung ein kaleidoskopisches Ereignis. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Orgel solo - Vive la France! Louis Vierne (1870-1937) Finale aus 1ère Symphonie pour Grand Orgue, op. 14 (1899) César Franck (1822-1890) Pièce héroïque aus Trois pièces (1878) Léon Boëllmann (1862-1897) Prière à Notre Dame aus Suite gothique, op. 25 (1895) Maurice Duruflé (1902-1986) Toccata aus Suite, op. 5 (1932) Martin Lücker, Orgel Orgel + Kammermusik Joseph Rheinberger (1839-1901) Suite für Orgel, Violine und Violoncello, op. 149 Stefan Kagl, Orgel Eldering Ensemble Simon Monger, Violine Jeanette Gier, Violoncello Orgel + Video Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Adagio und Fuge c-moll für Streicher, KV 546 (1788) (nach der Fuge KV 426, 1783, Transkription für Orgel von Jean Guillou) Franz Liszt (1811-1886) Prometheus. Sinfonische Dichtung (1850) (Transkription für Orgel von Jean Guillou) Sergej Prokofiew (1891-1953) Toccata für Klavier, op. 11 (1912) (Transkription für Orgel von Jean Guillou) Paolo Oren Orgel + Chor Antonín Dvorák (1841 1904) Kyrie und Gloria aus Messe D-Dur, op. 86 (1887) für Orgel und Chor Andrew Lloyd Webber (geboren 1948) Pie Jesu aus Requiem (1985) Sinfonischer Chor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund Claudius Stevens, Orgel Joachim Gerbens, Dirigent Orgel + Saxophon Johann Sebastian Bach (1685-1750) Badinerie aus Orchestersuite Nr. 2 h-moll für Flöte, Streicher und Basso continuo, BWV 1067 (Bearbeitung für Saxophon und Orgel) Eugène Bozza (1905-1991) Aria für Saxophon und Klavier (1936) (Fassung für Saxophon und Orgel) Pierre Max Dubois (1930-1995) aus Dix Figures à Danser für Saxophon und Orgel (1961) Miles Davis (1926-1991) All Blues für Saxophon und Orgel Mons Leidvin Takle (geboren 1942) Blues-Toccata für Orgel Kenny Dorham (1924-1972) Blue Bossa für Saxophon und Orgel Romano Schubert Saxophon Andreas Petersen Orgel Orgel + Chanson Friedrich Hollaender (1896-1976) aus Lieder eines armen Mädchens (1922) Groschenlied Nachtgebet Die Hungerkünstlerin O Mond Wenn ick ma tot bin Ingeborg Wunderlich Chanson Oleg Bordo Orgel Orgel + Video Improvisation Paolo Oreni Orgel Michael Carstens Video Orgel solo David N. Johnson (1922-1988) Trumpet Tune in A Vincenzo Antonio Petrali (1832-1889) aus Versetti per il Gloria Sergej Rachmaninow (1873-1943) Prélude cis-moll, op. 3, Nr. 2 für Klavier (1892) (Orgelbearbeitung von Andreas Petersen) Gustav Holst (1874-1934) Venus, the bringer of peace aus The Planets, op. 32 (1914-17) (Orgelbearbeitung von Peter Sykes) Ludwig van Beethoven (1770-1827) Allegro con brio aus Sinfonie Nr. 5 c-moll, op. 67 (1803, 1807-08) (Orgelbearbeitung von Andreas Petersen) Andreas Petersen Orgel Truhenorgel + Barockensemble Johann Rosenmüller (1619-1684) Sonata III in d für Violine, Dulzian und Basso continuo Andreas Oswald (1634-1665) Sonata in D für Violine und Basso continuo Johann Heinrich Schmelzer (1623-1680) Sonata in G für Violine, Fagott und Basso continuo Ensemble Chelycus Veronika Skuplik Barockvioline Adrian Rovatkay Dulzian, Barockfagott Andreas Arend Chitarrone Michael Fuerst Orgel Orgel solo Petr Eben (geboren 1929) VIII Walpurgisnacht aus Faust-Zyklus für Orgel (1979-80) Thierry Escaich (geboren 1965) Évocation II für Orgel George Thomas Thalben-Ball (1896-1987) Variationen über ein Thema von Paganini für Pedal solo Sergej Prokofiew (1891-1953) Prelude op. 62 Marsch aus der Oper ("Die Liebe zu den drei Orangen"), op. 33 (1919) (Transkription für Orgel von Jean Guillou) Petr Eben Moto ostinato aus Sonntagsmusik (1958) Iveta Apkalna Orgel Orgel + Oboe Jan Koetsier (geboren 1911) Partita in fünf Sätzen für Englischhorn und Orgel, op. 41, Nr. 1 Joseph Noyon (1888-1962) Concertino Pastoral (dit du coucou) für Oboe und Orgel (1958) Stefanie Pabel Oboe, Englischhorn Stefan Kagl Orgel Orgel + Video Philip Glass (geboren 1937) Conclusion (3. Akt) Aus der Oper Satyagraha (1980) Iveta Apkalna Orgel Michael Carstens Video Lieder von Rio Reiser und Ton Steine Scherben Rio Reiser (geboren als Ralph Möbius, 1950-1996) Ton Steine Scherben Der Traum ist aus (aus dem Album Keine Macht für Niemand, 1972) Rio Reiser Frühlingssturm (aus dem Theaterstück Märzstürme, 1981) Rio Reiser Nur dich (1990) Rio Reiser Zauberland (1990) Rio Reiser Junimond (aus dem Album Rio I, 1986) Rio Reiser Für immer und dich (aus dem Album Rio I, 1986) Ingeborg Wunderlich Chanson Oleg Bordo Orgel Orgel + Chill out David Canisius DJ Paolo Oreni Orgel Orgel + Barockensemble Peter Clemens Schmelzer (1672-1746) Sonata X in d aus Dialogus Chelycus Ensemble Chelycus Veronika Skuplik Barockvioline Adrian Rovatkay Dulzian, Barockfagott Andreas Arend Chitarrone Michael Fuerst Orgel Orgel + Jazz Das böse Ding Jan Klare Saxophon, Flöte Martin Scholz Orgel, Keyboard Hartmut Kracht Bass Wolfgang Ekholt Drums Moderation Jörg Thadeusz
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