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Ein Trauerspiel - Tragisches wackelig und verhuscht
Von Gerhard Menzel
Im letzten der Konzert - des auf drei Jahre angelegten Beethoven-Zyklus' mit Christoph Spering und dem Neuen Orchester - in dieser Spielzeit, standen noch einmal drei dramatisch-heroische Werke auf dem Programm: Beethovens "Egmont"-Ouvertüre und 3. Sinfonie ("Eroica"), sowie Schuberts "Tragische" 4. Sinfonie. Beethovens glühende Verehrung für Johann Wolfgang von Goethe zeigt sich in seiner (1810 erstmal aufgeführten) "Egmont"-Ouvertüre, zu dessen gleichnamigem Trauerspiel ganz deutlich (er verzichtete sogar auf ein Honorar). Im Zentrum steht die Verhaftung und Hinrichtung des niederländischen Grafen Egmont durch den spanischen Regenten Herzog Alba im Jahr 1568. Auch wenn Egmont am Ende in den Tod geht, hat die Idee der Freiheit dennoch den Sieg errungen - eine Idee, die Beethoven musikalisch in eine ungeheuer mitreißende Komposition fasst. Als Utopie des freien Menschen erklingt am Ende der Ouvertüre jene "Siegessymphonie", mit der Goethe sein Stück beschlossen wissen wollte.
"Heroisch" ist auch Beethovens 1805 uraufgeführte Sinfonie Nr. 3 Es-Dur, op. 55. Mit dem Beinamen "Eroica" versehen, gilt sie in der Musikgeschichte als Musterwerk für den Beginn eines neuen sinfonischen Ideals. Die ungewöhnlichen Ausmaße sowie die kühn klingende Instrumentation und Harmonik fasziniert sie noch heute.
Gute 10 Jahre später als Beethovens "Eroica" komponierte Schubert seine "Tragische" Sinfonie Nr. 4 D417, ebenfalls in c-Moll und mit zahlreichen kompositionstechnischen Merkmalen, die auch Beethovens Sinfonie aufweist. Nach dem düsteren, irritierenden Beginn überwiegt zunehmend das rastlose, getriebene, auch wenn Schubert am Schluss in das strahlende C-Dur wechselt. Viel "tragischer" war der Zustand, in dem sich Das Neue Orchester in diesem Konzert präsentierte. Schon gleich zu Beginn der "Egmont"-Ouvertüre wurden Einsätze verpatzt (auch zu frühe leise Töne vom Kontrabass sind bei der guten Akustik in der Essener Philharmonie gut zu hören ! ), die Intonation war zuweilen sehr abenteuerlich und in einigen Passagen klapperte und hakte es, wie ich es von diesem Orchester noch nie gehört habe. Dieses änderte sich leider während des ganzen Konzertes nicht wesentlich. Hinzu kam auch die oft hörbare Unentschlossenheit bei Akzentsetzungen und dynamischen Fortschreitungen (die sonst so große Bandbreite wurde bei weitem nicht ausgenutzt). Irgendwie schien das gesamte Timing nicht zu stimmen. Trotz der - wie immer - perfekten Balance von Streichern und Bläsern beim Neuen Orchester, gelang es Christoph Spering dieses Mal nicht, den Drive und die klangliche Präsenz auch in Präzision, Geschlossenheit und interpretatorische Überzeugungskraft umzusetzen. Nicht einmal die noch im Trio von Beethovens Scherzo so glänzend auftrumpfenden Hörner konnten im Finale noch mithalten, sodass alles in einem verhuschten Endspurt versackte.
Obwohl dieses dritte Konzert des Zyklus' bisher das meiste Publikum angezogen hatte - vielleicht hat sich die Einzigartigkeit dieses Projektes ja endlich weiter herumgesprochen - war der Beifall vergleichsweise geringer, als bei den vorangegangenen beiden Konzerten.
Die nächste Konzert im Beethoven-Zykluss
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Das Neue Orchester Christoph Spering, Dirigent Ludwig van Beethoven Ouvertüre "Egmont", op. 84 Franz Schubert Sinfonie Nr. 4 c-Moll, D. 417 "Tragische" Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 3 Es-Dur, op. 55 "Eroica"
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