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Historische Stadthalle am Johannisberg Wuppertal, Großer Saal
4. Mai 2004

City Lights (Lichter der Großstadt)

Spielfilm von Charlie Chaplin
mit der originalen Filmmusik von Charlie Chaplin

Veranstalter-Homepage

Stadthalle Wuppertal

Musikalische Verbeugung vor Charlie Chaplin

Von Stefan Schmöe


Live-Musik zu Stummfilmen ist ein Genre, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Mehr und mehr Städte und Orchester versuchen sich daran (siehe etwa unseren kürzlich erschienen Bericht aus Saarbrücken); der sehr gute Publikumszuspruch in der (keineswegs immer gut besuchten) Wuppertaler Stadthalle ist ein weitere Hinweis auf die Popularität solcher Veranstaltungen, bei denen man symphonische Kost auch Leuten nahe bringen kann, die bei Mozart oder Tschaikowskij sonst eher abwinken und zur Fernbedienung des heimischen TV-Sets greifen. Dass sich das Orchester Ruhm und Ehre im hier besprochenen Fall mit dem genialen Charlie Chaplin teilen müssen, nehmen Veranstalter und Mitwirkende da gern in Kauf.

Dass es sich bei diesem Konzert um eine außerordentlich ernst zu nehmende Angelegenheit handelte, war bereits äußerlich an der riesigen Orchesterbesetzung von spätromantischen Ausmaßen zu erkennen. Spätromantisch und Puccini-nah war dann auch der Grundton, den Mark-Andreas Schlingensiepen für die von ihm rekonstruierten Musik zu Chaplins City Lights (Lichter der Großstadt) von 1931 wählte. Zwar fehlen in Chaplins Film auch die gewohnt virtuosen Slapstick-Einlagen nicht (hinreißend besonders in einem absurd geführten Boxkampf); der Grundton aber ist eher melancholisch: Der Vagabund Chaplin verhilft einem blinden Blumenmädchen zur Augenoperation (das Geld verschafft er sich von einem Millionär, den er zufällig vor dem Suizid bewahrt). Aber in dem Moment, in dem das Mädchen sehen kann (und erkennt, dass ihr Wohltäter alles andere als der vermeintlich gut situierte Herr, den Chaplin ihr vorgegaukelt hatte, ist), wird die Unmöglichkeit einer Beziehung zwischen beiden deutlich. In diesem Finale, das von seiner bestürzenden Wirkung nichts verloren hat, lässt Chaplin die romantische Verklärung des Vagabundenlebens (aus dem der Underdog letztendlich immer irgendwie als Sieger hervorgeht) schlagartig fallen. Plötzlich ist die Armut des Retters peinlich demütigend, und hier bricht der Film geradezu ab. Die Nähe etwa zu Puccinis Bohéme mit ihrem abrupten Schluss nach Mimis Tod war in dieser Aufführung greifbar.

Um die Weihnachtstage herum war City Lights im Rahmen einer kleinen Chaplin-Reihe auf ARTE zu sehen. Im Vergleich dazu hat die „Live“-Aufführung den Vorteil der Unmittelbarkeit, die sich zum Beispiel in kollektivem Murren etwa bei Chaplins Boxniederlage niederschlug. Die Präsenz der Musik aber unterstreicht – etwa durch die Wiederkehr von Leitthemen – auch die Struktur des Films, hebt einerseits den episodischen Charakter hervor, aber verbindet eben auch diese Episoden zum Gesamtwerk.

Schlingensiepen geht mit akustischen spezial effects sparsam um und betont den groß angelegten symphonischen Charakter dieser Filmmusik, die dem Werk das angesprochene Opernhafte verleiht. Das Wuppertaler Orchester folgte ihm zuverlässig und bewältigte auch die plötzlichen Stimmungswechsel souverän. Dass man im Bann der Bilder mitunter gar nicht mehr realisierte, dass hier live musiziert wurde, ist durchaus als Kompliment an die Musiker zu verstehen (und kein Widerspruch zur oben erwähnten Präsenz der Musik). Das Wuppertaler Publikum wird mit Freude vernommen haben, dass die Reihe „Film und Musik“ auch unter dem zukünftigen Generalmusikdirektor Toshiyuki Kamioka, der im Herbst George Hanson ablösen wird, fortgesetzt werden soll.


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Programm:


City Lights
(Lichter der Großstadt)


Amerikanischer Spielfilm von 1931
Hauptdarsteller, Musik und Regie:
Charlie Chaplin



Sinfonieorchester Wuppertal

Leitung:
Mark-Andreas Schlingensiepen












Da capo al Fine

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