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18. November 2003
Stadtgalerie Sarbrücken



Grennzgänger // 05

Fine Kwiatkowski
Tanz

Erhard Hirt
Improvisierte Musik


Saarbrücken "Vier"


Nüchtern und streng

Diesjährig die letzten Grenzgänger: Fine Kwiatkowski und Erhard Hirt

Von Sebastian Hanusa

Der Woche vor Totensonntag angemessen erst war die dritte und diesjährig letzte Veranstaltung der Reihe "Grenzgänger" in der Saarbrücker Stadtgalerie. Kuriert von dem Kölner Georg Dietzler präsentierte "Grenzgänger" Begegnungen zwischen Tanz und improvisierter elektronischer Musik. Die beiden vorangegangenen Abende – der Auftritt des japanischen Duos "Vaca" (unser Bericht ) sowie die "Sounding Bodies" von Tänzer Sebastian Prantl und Komponist Lawrence Casserley – lebten vom spielerischen Dialog zwischen Bewegung und Klang, nie ohne ein gewisses Augenzwinkern. Ganz anders der Auftritt der Tänzerin Fine Kwiatkowski und des Gitarristen und Live-Elektronikers Erhard Hirt.
Wie bei kaum einer anderen Tänzerin ist für Fine Kwiatkowski eine extreme Verspannung bis hin zur Starre der Ausgangspunkt für ihre außergewöhnliche Körpersprache. Ein Energiestau scheint ihre asketische Glieder zu fixieren, nur mit Mühe sind langsame, fast spastische Bewegungen möglich. Erst allmählich löst sich die Anspannung, ohne das der Zuschauer den Eindruck einer endgültigen Befreiung gewinnt. Erst aus der Erstarrung wird Bewegung möglich, mühsam abgerungen, aber hochkomplex und von eindringlichster Wirkung. Ihr Tanz wirkt introvertiert und hat mit den zahlreichen Stops und einer berstend energetischen Langsamkeit fast plastischen Charakter.
Während das Solo der Tänzerin fasziniert, läßt aber in seiner hermetischen Geschlossenheit wenig Kommunikation zu. Die Erstarrung der Glieder scheint gleichbedeutend mit der Isolation von allem Austausch; wie unter einer Glasglocke sind die kraftraubenden Bewegungsversuche zugleich verzweifelter wie vergeblicher Versuch, dem Monolog zu entkommen. Auf radikale Weise erlebt man einen introvertierten Tanz, der es auch dem Zuschauer auf Dauer nicht unbedingt leicht macht.
Problematisch ist die Kombination mit dem Musiker Erhard Hirt. An Stelle des Austauschs zwischen Bewegung und Klang tritt dessen Scheitern. Nur wenige Momente verraten Interaktion, während über weite Strecken Tänzerin und Gitarrist ohne erkennbaren gegenseitigen Bezug agieren. Musikalisch faszinieren vor allem die Klänge, die Hirt seiner E-Gitarre zu entlocken vermag und die weit entfernt von all dem sind, was man sonst mit dem Instrument verbindet.
Mittels einer ganzen Reihe von Effekt-Geräten werden die Instrumental-Klänge gesampelt, geloopt, transponiert und gefiltert. Ausgangspunkt ist in den seltensten Fällen ein normal produzierter Gitarren-Ton. Mit einer ganzen Reihe von Plektra, Schlägeln und diversen Reiben und Schabern werden Korpus und Saiten angeregt, Klänge erzeugt. Die Einzelklänge lassen aufhorchen, was etwas fehlt ist die formale Stringenz. Manch ein Spannungsbogen reißt unmotiviert ab, die Wechsel des Aktionstempo bleiben hin und wieder den Nachweis ihrer musikalischen Notwendigkeit schuldig und ein wenig entsteht der Eindruck, dem Improvisator Hirt fehle der entsprechende Dialogpartner.
Der November ist ein Monat der Einkehr – und er findet in der Strenge und Kargheit der Performance seine Entsprechung. Es sind Stringenz und Strenge, die überzeugen, weniger die formale Anlage. Auf jeden Fall ging die Reihe "Grenzgänger" diesjährig mit einer ungewöhnlich konzentrierten Veranstaltung zu Ende. Die Fortsetzung der Reihe im kommenden Jahr darf man mit Spannung erwarten.


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