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München, Herkulessaal der Residenz
12. Dezember 2003

Missa Solemnis


Opulent und tiefgründig

Von Ingo Schüttke


Auf dem Programm des zweiten Chorkonzerts des Bayerischen Rundfunks dieser Saison im ausverkauften Herkulessaal stand Beethovens eineinhalb Stunden lange und bekannter Maßen auch klanglich opulente "feierliche Messe".

Das Werk reißt den Zuhörer unweigerlich in seine eigene bedeutungsvolle Welt hinein, ob dieser nun dem beethovenschen Klangpathos eher positiv oder skeptisch gegenübersteht, und das trotz der für einen auskomponierten Messtext immensen zeitlichen Dauer.

Zu diesem Erlebnis trugen alle Aufführenden das Ihrige bei: allen voran der Chor des Bayerischen Rundfunks, der mit einer Spitzenleistung sowohl von der musikalischen Intelligenz her als auch im Hinblick auf die rein physische Belastbarkeit brillierte. Das Orchester passte sich diesem Niveau nach anfänglichen intonatorischen Schwächen sehr gut an.

Einen eigenen Block bildete das hochkarätig besetzte Solistenquartett: Violeta Urmana kraftvoll klar und Marina Mescheriakova wie gewohnt voll und ausdrucksstark. Auf der anderen Seite die Männerstimmen: der Münchner Jonas Kaufmann mit einfügsamer Stimmführung, leider jedoch mit einem deutlich hörbaren Registerwechsel und belegter Stimme im hohen Bereich, und René Pape als zunächst vergleichsweise ausdrucksarmer Bass, der sich im Laufe seiner Partie jedoch enorm steigerte. Das Quartett fügte sich als Ganzes sehr gut in den Gesamtklang ein; insbesondere die kompositorisch häufig angelegte Mischung mit dem Chorklang gelang streckenweise geradezu mystisch verzaubernd.

Bernard Haitink agierte als souveräner Kapellmeister - mit viel Liebe zum Detail, aber doch ohne den Eindruck des "großen Wurfes". So lief die Interpretation streckenweise Gefahr, das Gefühl von musikalischen Längen beim Zuhörer zu hinterlassen.

Genauso wie schon bei der Uraufführung 1824 gibt das Werk dem Konzertbesucher immer noch viele Rätsel auf; außer Frage steht, dass sich eine intensive Beschäftigung mit den Hintergründen, der Symbolik und der kompositorischen Technik lohnt, wird diese einem doch ein wunderbares Stück Musik erschließen. Der Abend gab jedenfalls zu dieser Beschäftigung allen Anlass.
Langanhaltender Beifall für alle Musiker.


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Programm

Ludwig van Beethoven
Missa solemnis
für vier Solostimmen, Chor,
Orchester und Orgel D-Dur, op. 123



Marina Mescheriakova, Sopran
Violeta Urmana, Mezzosopran
Jonas Kaufmann, Tenor
René Pape, Bass
Andreas Röhn, Violine
Elmar Schloter, Orgel


Chor und Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks

Leitung: Bernard Haitink





Da capo al Fine

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