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Katholische Pfarrkirche St. Engelbert, Essen
10. Oktober 2003

Oratorium "Emmaus" von Thomas Gabriel


Vom Publikum bejubelt

Essener Aufführung des Oratoriums "Emmaus" von Thomas Gabriel ließ doch einige Wünsche offen

Von Anke Westermann


Für die weniger bibelfesten Leserinnen und Leser sei die dem Oratorium zugrunde liegende Geschichte schnell erzählt. Wer genauer nachlesen möchte, kann dies in Lukas 24, 17-35 tun. Kurz nach der Kreuzigung Jesu begeben sich zwei Jünger deprimiert auf den Weg nach Emmaus, einem Dorf, das zwei Wegstunden von Jerusalem entfernt liegt. Auf dem Weg dorthin reden sie über die Ereignisse der letzten Tage. Als ihnen Jesus als ein Fremder begegnet, erkennen sie ihn nicht. Sie erzählen ihm von den Ereignissen und laden ihn, da es schon später am Tag ist, ein, bei ihnen zu bleiben. Erst als sie gemeinsam zu Tisch sitzen und Jesus das Brot bricht, gehen ihnen die Augen auf, sie erkennen den Herrn und glauben an die Auferstehung.

Das Libretto von Eugen Eckert setzt Thomas Gabriel in mitreißende und anspruchsvolle Musik um. Stilistische Vielfalt steht dabei im Vordergrund und läßt das Werk zu einer kurzweiligen Unterhaltung werden. Neben Rock-, Pop- und Jazzklängen sind jüdische Klezmermusik, barocke Choräle, wie etwa Johann Sebastian Bachs "O Haupt voll Blut und Wunden" - natürlich mit anderem Text - und die für Bach´sche Passionen typischen Chöre der Volksmassen (Turbae) zu finden. Zur stilistischen Vielfalt gesellt sich die instrumentale Vielfalt - die Rockband steht neben dem klassisch besetzten Orchester.

Die umjubelte Essener Aufführung in der mehr als ausverkauften Kirche St. Engelbert ließ unter dem Strich doch einige Wünsche offen. So paßte bei den Gesangssolisten nur Stefan Müller-Ruppert stimmlich wirklich ins Stück, sang die ihm zugedachten Rollen dem Gestus entsprechend mal rockig-rauchig, mal lyrisch-klassisch. Die übrigen Solisten Beate Heitzmann, Burkhard Wiggeshoff und Peter Herwig blieben angesichts der überragenden Leistung Müller-Rupperts doch recht blass.
Auch der Chor von 120 Sängerinnen und Sängern überzeugte nur teilweise. Präsent in großen Tuttipassagen, und dort auch stimmgewaltig, zeigte er sich teilweise recht zögerlich. Zudem war die Balance zwischen den einzelnen Stimmgruppen nicht immer ausgewogen; die Männerstimmen gingen teilweise nahezu unter. Eine größere Textverständlichkeit vor allem in den dramatischen Passagen wäre ebenso angebracht gewesen. Im Gegensatz dazu die sehr gut Leistung der Instrumentalisten. Stefan Glaser führte die Band und das Orchester umsichtig und versiert durch die Partitur und fügte beide Klangkörper im Tutti zu einem harmonischen Ganzen zusammen.

Weshalb allerdings an Streichern gespart wurde, nur ein Quintett besetzt war, ist angesichts der Tatsache, daß dieses dann durch Mikrofone verstärkt wurde, ein Rätsel. Überhaupt war die Abmischung der Technik für den musikalischen Hörgenuss nahezu katastrophal. Streicher zu verstärken ist das eine. Dann aber nur die Höhen und Tiefen dem Publikum zukommen zu lassen, das andere. Ebenso läßt es sich auf den Chor übertragen.
Einen Vorschlag für weitere Projekte dieser Art: Es wäre vielleicht möglich, bis auf die Band, die ohne Strom nicht auskommt, sämtliche Instrumente und Stimmen unverstärkt musizieren zu lassen, was eine Erweiterung des Streicherapparates zur Folge hätte. Eine andere Möglichkeit wäre eine auf die Akustik des Raumes und die Interpreten bessere Abmischung der Technik anzustreben.

Trotz aller kleineren und größeren Mängel wurde die Aufführung vom Publikum mit stehenden Ovationen bedacht. Die Musik Thomas Gabriels hat jedenfalls weitere Aufführungen verdient.


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Programm

Thomas Gabriel
Emmaus



Stefan Müller-Ruppert, Bariton
Beate Heitzmann, Mezzo-Sopran
Burkhard Wiggeshoff, Tenor
Peter Herwig, Bariton

Emmaus-Projektchor Bistum Essen
Orchester und Band

Leitung: Stefan Glaser







Da capo al Fine

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