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Konzerthaus Dortmund
26. Februar 2004

Abo: Orchesterzyklus 1:
Konzert der Dresdner Philharmoniker


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Bruckner vom Feinsten

Von Ralf Jochen Ehresmann


Anton Bruckner Sinfonie VIII ist dank ihrer schieren Länge ein abendfüllendes Programm, und so dürfte es nur selten gelingen, dieses Riensenwerk gepaart mit weiteren Stücken in einem normalen Konzert anzutreffen. Auch die Dresdner Philharmoniker haben für ihre Tournee durch westdeutsche Konzertsääle kein weiteres Beiprogramm mitgebracht, so dass man nach ca.80 min praller Deutscher Spätromantik klangberauscht und doch recht früh den Heimweg antreten konnte.


Schon zubeginn des 1.Satzes erfreute Marek Janowski mit einer herrlich präzisen Linienführung und demonstrierte all jene Vorzüge, denen sich sein Ruf als ausgewiesener Wagner-, Strauss- und v.a. auch Brucknerdirigent verdankt. Mit der Zuspitzung zuende des 2.Themas, der exemplarischen Climax anfangs der Durchführung oder dem gewaltigen Absturz unmittelbar vor der Coda demonstrierte er den ganz speziellen Brucknerton, an dessen Produktion ihm die bestens aufgestellte Blechbläsergruppe freilich nach Kräften mithalf, wo lediglich bei den Trompeten gewisse Abstriche zu machen wären. Das Scherzohauptmotiv gestaltete er zu einem alles mitreißenden Strudel, dessen Sog alles ringsum einfängt, und die zarten Fluchtversuche in den Seitensätzen wurden stets durch die Blechbläser eingeholt, die man selten so mächtig und v.a. rhythmisch akkurat gehört hat.
Janowski wählte eher zügige tempi, ohne dabei in Hetzerei zu verfallen und kam auf seine Gesamtdauer von 80min. Was dem Gesamtfluss der Musik der Musik zugute kommt und zur Stiftung thematischer Übersichtlichkeit beiträgt, kann aber dem elegischen Gehalt speziell der langsamen und cantablen Themen oder ganzer Adagio--Sätze nur bedingt entsprechen. Gerade in den maestoso-Steigerungen wünschte man sich etwas mehr Bedächtigkeit und durfte sich eher durch beachtliche Lautstärke beeindrucken lassen, diese nun genau so reichlich und also wohldosiert, wie es dem Geist der Brucknerschen Partitur entspricht.
Wer nun auf den hörenden Nachvollzug der Strukturen aus ist, kam gerade auch im letzten Satz bestens zum Zuge und fand ideale Bedingungen, um z.B. die Zweigleisigkeit des finalen Syntheseansatzes beim späten Bruckner vorgeführt zu finden, deren motivisch-thematische Verschränkung nurmehr den einen Part der Climax-Elemente liefert und dessen zeitgleicher harmonischer Durchbruch das Neue seiner Form ausmacht. Dies so ohrenfällig vorgeführt zu bekommen, macht sicherlich den besonderen Reiz einer gelungenen Aufführung wesentlich aus.

Marek Janowski vertritt wie nur wenige neben ihm die alte Schule der Dirigenten, deren Ansatz weniger auf analytische Transparenz abzielt und stattdessen die Einzelstimmen zur vollendeten Synthese treibt. Selbst ein Kind des Westens - trotz Geburtsort Warschau - erweist Marek Janowski sich damit als idealer Partner eines Orchesters aus dem Osten Deutschlands, das gleich den bekannteren "Geschwistern" des Gewandhausorchesters oder der Staatskapellen von Dresden und Berlin unter den Bedingungen der DDR die Tradition des syntheseorientierten altdeutschen Klangideals bewahren konnte. Dabei war dieser Klangkörper erst relativ spät in den Gründerjahren des XIX.Jahrhunderts als bürgerlich-protestantische Gegengründung zur traditionell katholischen Hofkapelle entstanden und trotz dieser mächtigen Konkurrenz rasch zu Ehren gekommen.
Dem korrespondieren die akustischen Eigenschaften des Dortmunder Konzerthauses nahezu ideal. Ist die Bühne groß genug, um einem romantischen Großorchester hinreichenden Stellplatz zu bieten, wirkt der Saal der "Philharmonie für Westfalen" doch erheblich kleiner als in den nichtwestfälischen Philharmonien in Köln, Berlin oder München. Wenn dann ein Dirigent wie Janowski nicht mit forte geizt und die Vorgaben und Möglichkeiten aus Bruckners Partitur volltönend umsetzt, dann kommen die Vorzüge eines verpuffungsfreien Raumes ohne Klirreffekte bestens zum Tragen: Marek Janowski hat in paradigmatischer Idealität vorgeführt, was der Titel eines 'conductor in residence' optimalerweise bedeuten kann. Tausend Dank für dieses Erlebnis!



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Programm

Anton Bruckner
Symphonie VIII² c-moll (1890)



Dresdner Philharmoniker

Marek Janowski, Dirigent







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