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Das Mahler Chamber Orchestra
und Peter Mattei
unter der Leitung von Daniel Harding

im Festspielhaus Baden-Baden
am 20. März 2004
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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Intensiver Beweis von Könnerschaft

Von Christoph Wurzel

Mit 21 Jahren am Pult der Berliner Philharmoniker, im selben Jahr jüngster Maestro, der je bei den Londoner Proms aufgetreten ist: lange dürfte man nach einer derartigen Blitzkarriere eines Dirigenten suchen (und wird vielleicht erst bei Karajan fündig). Seit dieser Saison ist der nun 29 Jahre "alte" Daniel Harding Musikdirektor des Mahler Chamber Orchestra, mit dem er schon zuvor -u.a. auch mit dem Sänger dieses Abends Peter Mattei als Don Giovanni beim Festival in Aix-en-Provence - Aufsehen erregende Produktionen erarbeitet hatte. Im Rahmen einer Deutschlandstournee konnte man all diese durchweg jungen Künstler nun auch in Baden - Baden bewundern - und das ist wörtlich gemeint.

Daniel Harding Daniel Harding (Foto: PR)

Das Programm war erlesen und bot Werke, die zwar bekannt, aber nicht zu häufig auf Konzertprogrammen zu finden sind. Zudem bot die Zusammenstellung die Chance zu einer Verbindung von technischem Können mit musikalischer Empfindung, was Orchester, Solist und Dirigent im Verlauf des Abends intensiv unter Beweis stellten.

Wohl eines der schönsten Geburtstagsständchen überhaupt dürfte Wagners Geschenk an seine gerade 33 Jahre alt gewordene Gattin Cosima sein, das Siegfried - Idyll. Lind und luftig ließ Harding die musikalischen Motive sich entfalten. Edel kantable Melodielinien trug er in ausschwingenden Dirigierbewegungen zu emphatisch dynamischen Aufschwüngen und entfaltete einen impressionistischen Klangzauber, der wie eine duftige Klangwolke sich schwerelos im akustisch herrlichen Festspielhaus ausbreitete

Es folgten Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen, schmerzlicher Nachklang einer unerfüllten Liebe des 25jährigen aus seiner Kasseler Zeit. In früher Meisterschaft ist in dem Zyklus bereits das ganze Spektrum von Mahlers musikalischem Ausdruck entfaltet: eine heitere Fröhlichkeit, die angesichts von Leiderfahrung jäh in tiefe Traurigkeit umschlägt und bitterer Ironie Raum gibt, die bis zum Weltschmerz reicht, aus dem nur die Sehnsucht nach Erlösung aus narzisstischer Verletzung Befreiung schafft.

Peter Mattei sang die Lieder in exzellenter Textverständlichkeit mit technisch vollkommen beherrschtem Bariton. Die Breite des seelischen Ausdrucks spannte er weit aus. Harding unterstütze mit dem Orchester in reicher Farbigkeit und ließ keine von Mahler auskomponierte Nuance außer Acht. Solche Klangsensibilität erzog auch das sonst gern hüstelnde Publikum zu äußerster Konzentration.

Warum steht offensichtlich Beethovens Vierte nur in der Konzertpraxis im Schatten seiner übrigen Sinfonien? An der musikalischen Qualität kann es nicht liegen - vielleicht aber daran, dass sich mit ihr keine poetischen Gedanken verbinden lassen, dass kein "Programm" ihren Gehalt erzählt wie etwa die Dritte, Fünfte, Sechste. In der heiteren Tonart B - Dur schlägt diese Sinfonie wohl eher deswegen in Bann, weil ihre Faktur ein Flechtwerk von spannungsvoll auf einander bezogenen musikalischen Gedanken kunstvoll ausbaut. Von dynamischer Vitalität, von spannungsvollen Kontrasten im Charakter der Themen und von einem feinsinnigen Wechselspiel der Instrumentenfarben lebte denn auch die Interpretation durch das Mahler Chamber Orchestra, das unter Hardings Leitung zu berückendem Spiel fand (,was ihm in Baden - Baden freilich auch schon unter anderen Dirigenten wie Minkowski gelungen war). Die Synthese von sensiblem Klanggefühl, scharfer Durchdringung der musikalischen Sprache und perfekter Beherrschung der technischen Mittel: hier wurde es erreicht. Natürlich konnten sich, "ganz nebenbei", die einzelnen Instrumentalgruppen (die Bläser heimsten besonders viel Beifall ein) auch hier wieder in allerbester Qualität präsentieren.


FAZIT

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Richard Wagner
Siegfried - Idyll

Gustav Mahler
Lieder eines fahrenden Gesellen

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 4
B - Dur op. 60

Mahler Chamber Orchestra

Peter Mattei, Bariton

Dirigent: Daniel Harding




Weitere Informationen
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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)



Da capo al Fine

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