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12. Mai 2003
Restaurant du Midi Saarbrücken



Après la guerre


Sylvain Maillard
Gesang / Klavier

Antoine Laville
Mundharmonika


Das Dilemma des ehrlichen Chansonnier

Sylvain Maillard sur scène

Von Angela Mense

Sie ist wieder in, die französische Musik. Das behauptet zumindest der Spiegel (Nr. 20) und beschwört die "fabelhafte Wiederkehr" gallischer Tonkünstler auf dem internationalen Pop-Markt. Nicht nur die neuen Elektronik-Gurus wie Mirwais und Bertrand Burgalat oder Lounge-Jazz-Minimalist St. Germain verkaufen sich gut. Dank Song-Schreibern wie Benjamin Biolay und Yann Tiersen sei auch das Chanson wieder exportfähig. Dass sich auch ein hübsch zurechtgemachtes Star-Gesicht wie Teeny-Sängerin Alizée im Pop-Mainstream verkaufen kann, ist kein Wunder. Aber was ist mit den "ehrlichen" Chansonniers mit ihren Geschichten, die das Leben schreibt und für deren Verständnis die Zuhörer robuste Französisch-Kenntnisse mitbringen muss?
Das Publikum, das sich am Abend des 12.05. im Saarbrücker Restaurant du Midi einfand, war zumindest ein ausgewähltes. Zu dem vom Forbacher Carreau – staatlich finanzierte Bühne im lothringischen Grenzgebiet – veranstalteten Chanson-Abend fand sich eine kleine Gemeinde von Chanson-Liebhabern ein, Franzosen, Deutsch-Franzosen und die, die es gerne wären: Sylvain Maillard, mit seinen 31 Jahren schon zwölf Jahre im Geschäft, gab sich zum – Auftakt einer kleinen saarländisch-lothringischen Tournee – die Ehre. Mit seinem schwarzen Anzug über dem T-Shirt war sein Out-Fit ebenso puristisch wie sein künstlerischer Stil. Selbst am E-Piano, ließ er sich lediglich von einer Mundharmonika (Antoine Laville) begleiten.
Die Lieder, eine Auswahl Chansons aus seinen bisher drei erschienen Platten, lebten denn auch hauptsächlich vom Text. Der Mundharmonika-Virtuose wurde zu einer Art Dialogpartner, der neben der Gestaltung der Zwischenspiele die Pausen zwischen den Phrasen mit improvisierten Einwürfen füllte. Sylvain Maillard feiert in seinen Liedern der Tradition entsprechend die unterschiedlichsten Facetten des Lebens inklusive dem typischen Fatalismus: Wir sind nun mal in dieses Leben hineingeboren, also lasst es uns nehmen, wie es ist. Nur, dass Maillard im Gegensatz zu seinen Vorreitern lieber dem Optimismus frönt.
Mit "Le ciel est bleu, la mer est belle, les gens sont heureux sous le soleil" oder "Tous les metiers sont beaux" besingt er lächelnd sein Auditorium. Oder er schmeißt in Anlehnung an ein altes Kinderlied mit Wortspielen um sich – "Si tu me quittes, petite alouette, je te plumerais" – und beweist Zungenfertigkeit, indem er in atemberaubendem Tempo Ein-Wort-Reime aufeinander stapelt. In "Petit garcon sur le guidon du vélo" huldigt er, wieder vom Leben inspiriert, dem kostbaren Augenblick, in dem er seinen Sohn auf dem Fahrrad mitnimmt.
Sicher: Sylvain Maillard wird – abgesehen davon, dass er auf dem internationalen Markt Schwierigkeiten haben dürfte – aber wer weiß? – die Chanson-Szene nicht revolutionieren. Dazu ist seine Stimme zu schön, fehlt ihr doch jenes charakteristische Fehlermerkmal, das ihren einmaligen Charme ausmachen würde. Dazu ist sein souveränes Klavierspiel zu einheitlich. Und dazu wirken sowohl seine Ausstrahlung sowie seine Texte unglücklicherweise zu glücklich. Wohingegen einzelne Lieder wieder stimmen wie z.B. "Après la guerre", das seiner zuletzt erschienenen und vom Forbacher Carreau koproduzierten CD den Namen gegeben hat. Darin beschreibt der Sänger, wie ihm zufällig der Brief eines Soldaten in die Hände fällt, der aus dem 1. Weltkrieg schreibt. Melancholie, Schicksalhaftigkeit, Emotionen, hervorgerufen durch einfache, nüchterne Worte. Das kann nur das Chanson.


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