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Stadtgalerie Sarbrücken
26. März 2003

Vaca


Szenenfolge voller Poesie

Das japanische Duo Vaca eröffnet für Saarbrücken die Reihe Grenzgänger

Von Sebastian Hanusa


Intermediale Kunst hat Tradition in Saarbrücken. Die dortige Stadtgalerie hatte sich als eine der ersten Institutionen schon Anfang der 80er Jahre der damals noch jungen Klangkunst verschrieben, und in den Folgejahren war sie immer wieder Ort für spartenübergreifende Ausstellungen und Performances. Neu ergeben hat sich nun eine Kooperation mit Einrichtungen in Köln, Dortmund und Münster: "Grenzgänger" unter der Leitung des Kölners Georg Dietzler bringt Künstler aus Klangkunst/Neuer Musik und Tanz zu intimen Duo- und Trioprojekten zusammen und präsentiert dieses Jahr drei Projekte in Saarbrücken.
Den Anfang machte das japanische Duo "Vaca". In Tokio beheimatet, besteht es aus der Tänzerin und Choreographin Un Yamada und dem Komponisten, Stimmkünstler und Instrumentenbauer Tomomi Adachi. In ihrem Programm weben die beiden eine lose Folge poetischer Momentaufnahmen zu szenisch-akustischen Zwiegesprächen. Un Yamada tanzt auf die virtuosen, feingliedrigen Stimmkompositionen Adachis, interagiert mit deren live-elektronischen Verästelungen. In einem ironischen Spiel erläutert sie gestisch einzelne japanische Begriffe, die Adachi von auf dem Boden ausgelegten Papieren abliest, bevor in der anschließenden Umkehrung des Vorgangs Adachis Monolog Yamadas Ausdruckstanz verbalisiert.
Neben der Kombination von Stimme und Live-Elektronik wartet Adachi mit einer Reihe ungewöhnlicher elektroakustischer Klangquellen auf: In einem "Zauberkasten" aus Plexiglas ist ein Arsenal aus Federn und Metallzungen installiert, welches sich verstärkt als vielgestaltes Set perkussiver Klänge entpuppt. Mittels verschiedener Rückkopplungs-Effekte wird die Erzeugung einer gestischen Klangmodulation unmittelbar mit Bewegungsabläufen verbunden. Zwei Mikrophone sind miteinander rückgekoppelt, indem ein Lautsprecher an dem einen die Aufnahmen des jeweils anderen wiedergibt. Die Bewegungen der Mikros im Raum durch Adachi und Yamada korrespondieren mit der Veränderung des durch Rückkopplung entstehenden Klanges.
In einer anderen Arbeit sind an den Fingern der Tänzerin die Enden von Kabeln angebracht, die offenen Kontakte an den beiden Händen ergeben zueinander ein Spannungsfeld, welches via Mischpult und Laptop in Klang transformiert wird. Auch hier korrespondieren Ausdruckstanz, skulpturale Qualität der durch den Raum verlaufenden Kabel und die Modulation des Klanges unmittelbar. Über den technischen Aspekt hinaus ist es die sensible Poetik der einzelnen Szenen und die dichte Atmosphäre der Gesamtkomposition, die den Abend auszeichnen.
Dabei gelingt es den beiden, in ihre Arbeit ironische Untertöne zu integrieren, ohne daß Brüche entstünden. Insbesondere im Umgang mit der Schrift verzaubert das Duo mit poetischer Ironie: Yamadas kalligraphischer Erguß wird zum klanglichen Ereignis, indem der Stift mit einem Kontaktmikrophon versehen ist - später gibt ihr Gekrakel vorgeblich die Partitur zu einer hochkomplexen Stimmkomposition Adachis ab. In einem finalen Schattenspiel beschwören die verkabelten Hände der Tänzerin das Flackern einer Glühbirne, während aus den Lautsprechern eine Textur elektronischer Störgeräusche quillt. Die Performance verklingt in einer augenzwinkernden Verklärung des Alltäglichen zum schamanischen Ritual.
Vacas Auftritt wird zu einem Höhepunkt intermedialer Kunst; es gelingt eine wirkliche Symbiose der einzelnen Künste. Wirklich Neues entsteht, statt mit dem Reiz der Grenzüberschreitung zu kokettieren.


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Programm

Un Yamada
Tanz

Tomomi Adachi
Elektronik und Stimme



Vaca







Da capo al Fine

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