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München, Prinzregententheater
26. Februar 2003

Münchner Rundfunkorchester


Was für ein Drama!

Von Wolfgang Albert


Unter dem eher bescheidenen Titel "Mittwochs um halb neun" veranstaltet der Bayerische Rundfunk eine Konzertreihe, bei der - passend zu den musikalischen Werken und im Kartenpreis inbegriffen - zuvor eine "lukullische Untermalung" geboten wird; dementsprechend konnte vor dem heutigen Konzert das Publikum Bekanntschaft machen mit ungarischen, französisch-bayerischen (!) und natürlich norwegischen Häppchen, denn in diesen Regionen spielen die Bühnenstücke, deren Schauspielmusiken auf dem Programm standen.

In der geschäftigen Ouverture der Musik zum Bürger als Edelmann erklingt unvermittelt ein wunderbar lyrisches Thema, das so gar nicht zur Hauptperson des Stücks, dem aufgeblasenen Bürger Jourdain, passen mag. Man kennt es aus einem anderen Werk von Richard Strauss - Ariadne auf Naxos -, wo es den jungen Gott Bacchus charakterisiert. Nicht nur dieses musikalische Zitat erinnert daran, welch enge Berührungspunkte da bestehen: die Oper hatten Strauss und Hofmannsthal einst als "Anhängsel" zu der (mit Strauss'scher Bühnenmusik versehenen) Komödie Molières geplant. Daraus wurde nichts; Ariadne eroberte die Bühnen der Welt, während die mit brillanten Einfällen (ebenfalls) reich versehene Musik zum Bürger als Edelmann nur selten zu hören ist.

Das um originelle Programmideen nie verlegene Münchner Rundfunkorchester brachte nun im Prinzregententheater eine amüsante (Kurz-)Version des Strauss'schen Oeuvres, bei dem Maria Becker (die große Tragödin!) mit komödiantischer Verve die vom Orchester opulent servierten musikalischen Szenenbilder verband und so ein sehr eindrückliches Bild des Parvenus Jourdain zeichnete.

Die beiden anderen Werke des Abends galten ebenfalls zwei "Helden", die mehr in ihren Träumen als in der Realität leben: Háry János, dem Schwadroneur aus dem Ungarland, und dem selbstsüchtigen Norweger Peer Gynt. Ein guter Gedanke (Idee: Armin Brunner, Texte: Hans Christian Schmidt-Banse), die Sätze der Werke durch einen Text zu verbinden, der hinter den musikalisch eindrucksvollen Stimmungsbildern auch den Verlauf der jeweils zugrundeliegenden Handlung deutlich machte. Maria Becker sprach ihn mit einer Präsenz und Vitalität, die der nicht gerade introvertierten, äußerst bildhaften Musiksprache Zoltán Kodálys mühelos standhielt. Tief bewegend dann ihre "Rolle" als Solvejg, die ein Leben lang auf Peer Gynt gewartet hat und den Heimgekehrten und alt Gewordenen zur Ruhe bringt. Gleichzeitig aber gelang es ihr aufzuzeigen, dass hinter der oft so idyllisch scheinenden, fast schon zum Allgemeingut gewordenen Musik Edvard Griegs die gar nicht friedliche Lebensgeschichte eines exzentrischen und egoistischen Charakters steht - so, wie sie eben Henrik Ibsen auf die Bühne bringen wollte.

Dem Rundfunkorchester, von seinem (Gast-)Dirigenten Christoph Poppen mit dynamischer Prägnanz geleitet, war anzuhören, wie sehr es sich in den unterschiedlichen Stilepochen der gebotenen Werke zuhause fühlt. Besonders schön (und manchmal verzaubernd, als würde wirklich ein Märchen erzählt) gelangen die stimmungsvollen Schilderungen, etwa "Lied" und "Intermezzo" bei Kodály oder "Morgenstimmung" und "Solvejgs Lied" bei Grieg.

Ein nicht nur gelungenes, sondern streckenweise auch ganz außergewöhnliches Konzert.


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Programm

Zoltán Kodály
Háry János

Richard Strauss
Der Bürger als Edelmann

Edvard Grieg
Peer Gynt
Aus den Suiten Nr. 1, op. 46
und Nr. 2, op. 55


Maria Becker, Sprecherin
Münchner Rundfunkorchester

Leitung: Christoph Poppen







Da capo al Fine

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