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München, Prinzregententheater
18. Februar 2003

Kammerorchester des Bayrischen Rundfunks


Großartige Oboe

Von Rainer v. Hößlin


An diesem Abend wurde leichte Kost, viel Unterhaltsames und - im Zentrum - ein wunderschönes Stück aus der Moderne geboten.
Den Anfang und den Beschluss machte Haydn mit seinen Symphonien 2 und 3, welche er 1760 oder 1761 komponierte. Sie erreichen natürlich noch nicht die Meisterschaft der "Sturm und Drang" Symphonien, erst recht nicht die Vollendung der letzten "Londoner" Symphonien. Interessant ist aber, dass der Witz haydnscher Kompositionen, die melodische und rhythmische Erfindungsgabe, schlichtweg der Personalstil schon deutlich erkennbar ist. Der Satzbau ist noch einfach, die Suche nach der endgültigen Form - drei Sätze oder vier Sätze, Position des Menuetts - war noch nicht abgeschlossen. Gleichwohl darf man die Kunst Haydns auch in diesen Kompositionen nicht verkennen oder herablassend beurteilen. Das hat das Kammerorchester des Bayrischen Rundfunks unter der Leitung seines ausgezeichneten und agilen Konzertmeisters Radoslaw Szulc auch nicht getan. Der Beginn war allerdings noch ziemlich uninspiriert. Vielleicht haben sich die Musiker - wie so oft - mit Haydn "einspielen" wollen. Erschwerend kommt hinzu, dass Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis nicht Sache des Ensembles sind. So kommen Tonskalen und Dreiklangbrechungen im Allegro und im Forte oftmals etwas verwaschen daher. Auch wenn sich die ausgezeichneten Musiker um Akkuratesse durchaus bemühten, so sind dieser Art der Musizierweise doch Grenzen gesetzt. Ungleich spritziger wurde die dritte Symphonie geboten. Hervorzuheben ist der letzte Satz mit einem fugierten Thema, welches in rasende Kontrapunktik ausbricht. Die Musizierlust war gross, der Spass des Orchesters an dieser Musik war unübersehbar. Es gab viel Applaus und die Wiederholung dieses Satzes als Zugabe.

Vor der Pause trat der Solist des Abends, Herr Francois Leleux auf und bot mit dem Orchesters das mozartsche Oboenkonzert KV 314. Der romantische Aufführungsstil ist schon beschrieben worden. Es gibt Anhänger und Gegner desselben. Wichtig war an diesem Abend allerdings die Oboe. Leleux spielt sie absolut meisterlich. Offensichtlich kann er alles auf diesem Instrument. Dies zeigte sich nach der Pause noch deutlicher. Aber schon bei Mozart hat uns der Solist das schönste Piano, das aufregendste Forte und alle Nuancen des Virtuosentums, vor allen Dingen in den Kadenzen, vorgespielt. Viel Bravo und von Herzen kommender Applaus, der Herrn Leleux - Solo-Oboist des Symphonieorchesters des Bayrischen Rundfunks - zu zwei Zugaben anspornte.

Nach der Pause das Hauptwerk. Sandor Veress (1907 bis 1992) komponierte es ziemlich genau zweihundert Jahre nach den haydnschen Symphonien Nr. 2 und 3, nämlich 1961. Er widmete das Stück den Festival Strings Luzern und dem Oboisten Heinz Holliger. Es handelt sich um eine Passacaglia - einen "Gassenhauer" - für Oboe und Streichorchester. Die vier Sätze gehen ineinander über und durchlaufen alle denkbaren Tempi. Die Dynamik ist weit auslaufend, die Rhythmik vertrackt. Veress, ein Schüler von Bartok und Kodaly, bedient sich zweier Zölftonreihen, die voller Phantasie instrumentiert werden. Niemals wird die Musik akademisch. Sie ist von Musikantentum geprägt. Leleux, ein quirlig-aufmerksamer Leiter des Kammerorchesters, nimmt den Ball auf und bietet ein Feuerwerk technisch schwierigster Passagen. Doppeltriller, Glissandi, Doppelflageoletts und andere Kunstfertigkeiten machen dem Solisten offenbar keine Mühe. Über sein Vituosentum vergisst er aber nie, dem Zuhörer musikalische Inhalte deutlich zu machen. Das gelingt dem Orchester gleichermassen. Wenn auch die oftmals äusserst komplizierten Rhythmusverschiebungen nicht vollständig genau wiedergegeben wurden, muss von einem gänzlich geglückten Konzert gesprochen werden. Dafür gab es von dem nicht allzu zahlreich erschienenen Publikum lang anhaltenden und dankbaren Applaus.


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Programm

Joseph Haydn
Symphonie Nr: 2, C Dur, Hob. I:2

Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Oboe und Orchester,
C Dur. KV 314 (285d)

Sandor Veress
Passacaglia concertante für
Oboe und Streichorchester

Joseph Haydn
Symphonie Nr: 3, G Dur, Hob.I:3


Francois Leleux, Oboe

Kammerorchester des
Bayrischen Rundfunks







Da capo al Fine

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