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Konzerthaus Dortmund
16. Juni 2003

9. Philharmonisches Konzert


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Eine opulentes Mahl

Beethoven und Ravel in üppigem Klanggewand

Von Martin Rohr


Sie sei wie eine "griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen". So schreibt Robert Schumann über die Vierte Sinfonie B-Dur von Ludwig van Beethoven. Darüber ließe sich schon allein aufgrund der in ihrer suchenden Unbestimmtheit neuartigen Einleitung des ersten Satzes Allegro vivace durchaus streiten. Mag sie nun ein leichtes Werk zwischen zwei gewichtigeren, der Eroica und der Fünften, sein oder nicht. Allemal ist es wohl gegenwärtig nicht besonders en vogue, eine Beethoven-Sinfonie mit dem Streicherapparat einer Bruckner-Sinfonie zu spielen. Allzu schnell mag man sich an die überfrachteten Klangmassen Karajanscher Einspielungen erinnert fühlen, die heute nicht zu unrecht als historisch und wohl auch als überholt bezeichnet werden.

Wenn eine solch große Besetzung im Neunten Philharmonischen Konzert in Dortmund durchaus nicht als anachronistisch, sondern vielmehr als mutiger Schritt erschien, so ist dies vor allem dem inspirierenden Dirigat des Gastdirigenten Mario Venzago zu verdanken. Unter seiner Leitung entwickelten die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters eine besondere Spielfreude, der auch die ein oder andere Ungenauigkeit im Zusammenspiel kaum einen Abbruch tat.
Entsprechend der großen Streicherbesetzung zielte Venzago weniger auf transparente, kammermusikalische Beweglichkeit als auf einen dichten Ensembleklang. Der Bläsersatz ließ dementsprechend an Charakteristik und Prägnanz der einzelnen Instrumentalfarben zu wünschen übrig. Um so beeindruckender kam die Fähigkeit zum Verschmelzen der unisono geführten Instrumente zur Geltung. Bei den frischen Tempi, vor allem im Adagio war weitschweifiges Pathos nicht zu finden. Lediglich etwas mehr dynamische Rücksichtnahme der Streicher gegenüber den solistischen Holzbläsern wäre zu wünschen gewesen.

Denkbar weit von den Sinfonien Beethovens entfern ist die idyllisch-traumhafte Bild des antiken Griechenlands, das Maurice Ravels zweite Suite aus dem Ballett Daphnis et Chloé zeichnet. Aus einem dichten Gewebe schillernder Klangflächen lässt Ravel instrumentale Szenen großer Eindringlichkeit hervortreten. Das groß besetze Orchester verschmilzt zu einem im innern bewegten Klangkörper, dessen Virtuosität sich gleichsam unter der Oberfläche abspielt.
Mario Venzagos Sinn für homogenen und doch bewegten Orchesterklang kam hier voll zur Geltung. Auch die solistischen Passagen vor allem der Holzbläser im zweiten Teil Pantomime erhielten hier den ihnen gebührenden Raum. Im Danse générale brach dann endgültig die virtuose Brillanz in einem wilden Tanz an die Oberfläche, angepeitscht von schillerndem Schlagwerk.

Mit der Choreographischen Dichtung La Valse fand ein opulentes Mahl seinen würdigen Abschluss. Das Philharmonische Orchester vermochte es - abgesehen von dem einen oder anderen etwas akademisch gespielten Solo - ausgezeichnet, den grotesken Zügen dieses "fatalen Wirbels" erst allmählich Raum zu gebe, um sie dann um so wuchtiger und kompromissloser auf die Spitze zu treiben.


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Programm

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60

Maurice Ravel
Daphnis et Chloé
Suite Nr. 2

La Valse
Choreographische Dichtung 
für Orchester


Philharmonisches Orchester
Dortmund

Mario Venzago, Dirigent







Da capo al Fine

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