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Konzerthaus Dortmund
31. März 2003

Dortmunder Musikverein


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Dramatische Totenfeier

Dortmunder Musikverein gedenkt Dr. Gerhard Kramer

Von Martin Rohr


Es war das bisher größte Projekt des Dortmunder Musikvereins in der ersten Spielzeit des Konzerthaus Dortmund: Guiseppe Verdis Messa da Requiem. Doch der Initiator dieses Konzertes, der langjährige Vorsitzende des Dortmunder Musikvereins Dr. Gerhard Kramer, konnte dieses Projekt selber nicht mehr erleben. Er starbt im August 2002. Und so wurde Verdis "Requiem" zu einer mehr als würdigen Gedenkfeier, was aus der Entstehungsgeschichte des Werkes durchaus angemessen ist. Entstand die Komposition doch aus Anlass des Todes des italienischen Dichters Allessandro Manzoni.

So frei vom liturgischen Kontext wie seine Entstehungsgeschichte ist auch die Musik des Requiem selbst. Verdi nutzt in ihr alle Möglichkeiten der Opernmusik, um den alten liturgischen Requiemtext im eigenen Sinne auszudeuten. Der Einsatz des Chores erinnert nicht von ungefähr an die Volkschöre aus Othello, die Solisten erscheinen als dramatische Protagonisten auf einer imaginären Bühne. Das persönliche Empfinden angesichts apokalyptischer Visionen wird in den Vordergrund gestellt, ebenso die persönliche Erlösungssehnsucht.
Im Zentrum des Werkes steht das wuchtige Dies irae, die klanggewaltige Vision des Jüngsten Gerichts, die in Verdis Vertonung dreimal wiederkehrt, ehe im Libera me, einem dem traditionellen liturgischen Text fremden Abschnitt, Furcht und Schrecken überwunden werden. Am Ende steht die Hoffnung auf Erlösung und ewige Ruhe.

Ebenso wie die Komposition sich nicht vor persönlichen Empfindungen scheut, zeigten die herausragenden Gesangssolisten rückhaltlose Bereitschaft zu dramatischem Ausdruck und persönlicher Offenbarung. Richetta Manger, Sonja Borowski-Tudor, Martin Homrich und Thomas Carson entwickelten sowohl als Ensemble wie auch als solistische Charaktere eine unglaubliche Bandbreite der Empfindungen, die von tiefer Innigkeit und Kontemplation über Hoffnung bis zum Ausdruck größten Schreckens reichte.

Auch im Orchester wurden buchstäblich alle Register gezogen, um den Ausdrucksgehalt von Verdis Vertonung voll zur Geltung zu bringen. Dies galt für solistische Bläser und Streicher ebenso wie für den massiven Tuttiklang in Dies irae oder Tuba mirum. Die "Tage des Zorns" erscheinen bei Verdi in apokalyptischer Klanggewalt, was das Orchester überzeugend umsetzte - sehr zum Leidwesen des Chores, der mit dieser Dynamik überfordert war. Wesentlich eher konnten da die a-capella-Passagen des Chores überzeugen, in denen er durchaus spannungsreich deklamierte.
Letzten Endes jedoch tat die mangelnde sängerische Substanz des Chores angesichts der enormen stimmlichen Anforderungen von Verdis Musik dem Requiem keinen großen Abbruch, da das Werk zu einem äußerst großen Teil von der Ausdruckskraft der Komposition selber lebt.


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Programm

Giuseppe Verdi
Messa da Requiem
für Soli, Chor und Orchester



Richetta Manager, Sopran
Sonja Borowski-Tudor, Mezzo-Sopran
Martin Homrich, Tenor
Thomas Carson, Bass-Bariton

Philharmonischer Chor des
Dortmunder Musikvereins
Philharmonisches Orchester
Dortmund

Heinz Panzer, Dirigent







Da capo al Fine

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