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Konzerthaus Dortmund
6. Februar 2003

Tschaikowsky-Sinfonieorchester des Moskauer Rundfunks


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Tschaikowskys Manfred schlägt Rachmaninow

Elisabeth Leonskaja kämpft gegen träges Orchester

Von Silke Gömann


Die Erwartung war groß an das Konzert des Tschaikowsky-Sinfonieorchesters des Moskauer Rundfunks: an ein rein russisches Konzertprogramm, mit dem 2. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow, auf dessen Interpretation durch Elisabeth Leonskaja sowie der programmatischen Manfred-Sinfonie von Tschaikowsky.
Das Konzerthaus war bestens gefüllt. Doch was dann kam, war ein langer Konzertabend mit einer berauschenden, klangintensiven Interpretation von Tschaikowskys Manfred, die jedoch die Schwächen der ersten Konzerthälfte nicht gänzlich vergessen lies.

Die Feinheiten der als Entree dargebotenen Orchesterfassung der Vocalise op. 34, Nr. 14 von Rachmaninow konnten sich im Riesenorchesterapparat, den Dirigent Vladimir Fedoseyev für die Ausführung aufbot, nicht recht entfalten.

Erleichtert sah man dann einen Teil der 12 Cellisten und 9 Kontrabassisten für das 2. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow das Podium verlassen. Auftritt der gefeierten Solistin des Abends:
Elisabeth Leonskaja, die artist in residence, begann den ersten Satz verheißungsvoll kraftvoll und pulsierend im einleitenden Klaviersolo. Leider nahm das Orchester die angeschlagende Intensität nicht auf. Viel zu unflexibel und statisch geriet den Musikern ihr Part, der sich in Rachmaninows Klavierkonzerten ja gerade nicht auf bloße Begleit- oder Zwischenspielfunktion beschränkt. Solist und Orchester gestalten gemeinsam, doch leider nicht an diesem Abend.
Atmosphärisch stimmig geriet gerade einmal der mittlere Satz, in dem vor allem das Zusammenspiel der Solistin mit den Holzbläsern beeindruckte.
Der letzte Satz war wie der erste insgesamt zu laut, das Orchester agierte teilweise unpräzise, und auch der 'Hollywoodbreitwandsound' zum Schluß konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Moskauer diesen Konzertklassiker wohl doch unterschätzt haben.
Dennoch, das Dortmunder Publikum feierte das Orchester und zu Recht die sich nicht aus dem Konzept bringen lassende Solistin Elisabeth Leonskaja.

Zu welchen herausragenden Interpretationsleistungen die Moskauer unter ihrem Chefdirigenten Vladimir Fedoseyev fähig sind, demonstrierten sie aufs Eindrucksvollste nach der Pause in Peter Tschaikowskys Manfred-Sinfonie. Statt bloßem Lärm organische Steigerungen fast bis zur Schmerzgrenze in den Ecksätzen. Hier waren die Vollblutmusiker, vor allem das Schlagwerk und die Blechbläser in ihrem Element. An eine vergleichbare Intensität bei der Schlußsteigerung kann sich die Rezensentin nicht erinnern und der Einsatz der Orgel als Schlußapotheose vermag immer wieder eine Gänsehaut zu erzeugen
In den mittleren Sätzen konnten sich die Holzbläser und die beiden Harfinistinnen auszeichnen. Mit viel Liebe zum Detail wurde die programmatische Atmosphäre der Sätze ausgestaltet.

So mitreißend der Tschaikowsky auch geriet, ganz verschmerzen läßt sich damit der 'verschenkte' Rachmaninow nicht. Darüber können auch die Zugaben nicht hinweg trösten. Bedauern muss man jedoch die Solistin des Abends, die ein Orchester zur Seite hatte, das einfach nicht richtig mitspielen konnte.


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Programm

Sergej Rachmaninow
Vocalise op. 34 Nr. 14

Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 2 c-moll, op. 18

Peter Tschaikowsky
Manfred
Sinfonie nach Byron, op. 58




Elisabeth Leonskaja (Klavier)

Tschaikowsky-Sinfonieorchester
des Moskauer Rundfunks
Ltg.: Vladimir Fedoseyev







Da capo al Fine

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