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Konzerthaus Dortmund
7. Dezember 2002

Ensemble Wien-Berlin


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Eine Badewanne in Es-Dur

Elisabeth Leonskaja und das Ensemble Wien-Berlin

Von Martin Rohr


Ein ganz besonderer Leckerbissen in der ersten Spielzeit der neuen "Philharmonie für Westfalen" war der gemeinsame Kammermusikabend des Ensemble Wien-Berlin mit der "Artist in Residence" des Konzerthaus Dortmund, der Pianistin Elisabeth Leonskaja. Mit Werken aus Wiener Klassik und zwanzigstem Jahrhundert gab das Programm den Blick auf unterschiedliche Auffassungen diese wandlungsfähige Besetzung frei.

Das im Jahr 1959 entstandene Bläserquintett op. 2 des ungarischen Komponisten György Kurtág zeigt, wie auch seine Zwölf Mikroludien für Streichquartett, dessen Vorliebe für miniaturhafte Formen. Auf engstem Raum entfaltet Kurtág dichte Gewebe aus kleingliedrigen Motiven, aus denen vereinzelt solistische Phrasen hervortreten. Das vergleichsweise spröde Klangbild verschleiert oft die große Virtuosität der Einzelstimmen. Weniger die Verschmelzung der Instrumentalfarben zu komplexen Klangkonstruktionen wie in den Bläserquintetten von Kurtags Landsmann György Ligeti steht im Vordergrund der Komposition als vielmehr das Erschaffen scharfer Kontraste.
Das Ensemble Wien-Berlin verstand es, diese Schärfen in der Komposition offen zu legen und größtmögliche Klanggegensätze sowohl zwischen den verschiedenen Instrumenten als auch innerhalb der einzelnen Instrumentalstimmen zu schaffen. Beeindruckend war die klangliche Sicherheit des Ensembles, die den Eindruck von Beliebigkeit nie aufkommen ließ. Herausragen war hier der als Gast mitwirkende Hornist Radek Baborak, dessen solistische Strahlkraft dem Werk trotz knapper Formen eine besondere Weite gab.

Ganz im Gegensatz dazu schuf das Ensemble Wien-Berlin in Mozarts Quintett Es-Dur KV 452 aus dem Jahre 1784 einen warmen Gesamtklang, in dem man als Hörer gleichsam baden wollte. Das Werk lebt von einer orchestralen Fülle. Die Satzweise scheint einer Besetzung auf den Leib geschnitten, die ein Höchstmaß an Verschmelzung der Instrumente erlaubt. Die geschmeidige Melodik versprüht eine gelassene Heiterkeit, die auf forcierte Virtuosität ganz verzichten kann. Um so markanter erscheint hier die Rolle des Klaviers, das mal als klarer Gegencharaker aus dem strahlenden Es-Dur des Beginns hervortritt, und mal sich als sensible Klangstütze gänzlich in das Ensemble einfügt.
Elisabeth Leonskaja überragt in diesem Werk durch filigrane und sensible Interpretation. Mit liebevoll-einfühlsamer Agogik und sicherem Gespür für die klare Melodik beherrschte sie auf unaufdringliche Weise das Klangbild. Dieser Wohlklang schien auch die Bläser des Ensemble Wien-Berlin zu inspirieren.

Ludwig van Beethovens Quintett op. 16 scheint sich - zwölf Jahre nach Mozarts Quintett entstanden - deutlich von dessen Dichte abzusetzen. Thematische Verarbeitung tritt deutlicher in den Vordergrund und solistische Einzelstimmen erhalten größeres Gewicht. Folgerichtig interpretierte das Ensemble Wien-Berlin das Werk mit extremen dynamischen Kontrasten zwischen Solist und Begleitung. Die Gestaltung melodischer Phrasen wurde vor allem in den Bläsern artifizieller - eine eigenwillige, aber in ihrer Konsequenz stimmige Auffassung.

Verspielt virtuos ging der Konzertabend zu Ende. Francis Poulencs Sextett, vollendet 1939, trägt durchaus pathetische Züge, denen mit orchestralem Tutti Ausdruck verliehen wird. Das Finale jedoch wird zu einem übermütigen Kehraus eines herausragenden Konzertabends.


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Programm:

Wolfgang Amadeus Mozart
Fantasie für eine Orgelwalze
f-moll KV 608
Instrumentation für Bläserquintett
von Hansjörg Schellenberger

György Kurtág
Quintetto per fiati op.2

Wolfgang Amadeus Mozart
Quintett Es-Dur für Klavier, Oboe,
Klarinette, Horn und Fagott KV 452


Ludwig van Beethoven
Quintett Es-Dur für Klavier, Oboe,
Klarinette, Horn und Fagott op. 16

Francis Poulenc
Sextett für Klavier, Flöte, Oboe,
Klarinette, Fagott und Horn


Elisabeth Leonskaja, Klavier

Ensemble Wien-Berlin


Wolfgang Schulz, Flöte
Hansjörg Schellenberger, Oboe
Norbert Täubl, Klarinette
Milan Turkovic, Fagott
Radek Baborak, Horn






Da capo al Fine

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