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21. September 2002
Konzerthaus Dortmund


Felx Mendelssohn Bartholdy
Ouvertüre zur Schauspielmusik "Ein Sommernachtstraum op. 21



Richard Strauss
Sinfonische Suite aus "Die Frau ohne Schatten" op. 65



Richard Strauss
"Ein Heldenleben", Tondichtung op. 40



Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann, Dirigent
Homepage: Konzerthaus Dortmund
Monumentale Klarheit

Die Wiener Philharmoniker und Christian Thielemann mit Richard Strauss

Von Martin Rohr

So einfach - und doch so schwer! Zwei Querflöten mit einer großen Terz, die sich in vier Akkorden zu einer einfachen Holzbläserkadenz aufspreizen. Was nach Routine - zumal für ein Orchester von Weltrang - aussieht, erweist sich trotz oder gerade wegen seiner Schlichtheit als geradezu prädestiniert, die Qualität eines Klangkörpers auf Mark und Bein zu testen. Die fragilen Eröffnungsakkorde der Ouvertüre zu Felix Mendelsohn Bartholdys Schauspielmusik "Ein Sommernachtstraum" op. 21 nach William Shakespeares gleichnamigem Drama fordern die Intonationsgenauigkeit und Homogenität eines Bläsersatzes bis zum äußersten, verlangen darüber hinaus aber gerade wegen ihrer Statik ein ungeheures Bewußtsein für den Spannungsbogen der Musik. Mit dieser Ouvertüre ein Konzertprogramm zu eröffnen, spricht daher noch immer für großen Mut.

Eine Woche nach der feierlichen Eröffnung der Philharmonie für Westfalen war mit diesem Werk erstmals in Dortmund ein Orchester zu hören, von dem nicht wenige sagen, es sei der beste Klangkörper der Welt. Die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Christian Thielemann präsentierten sich mit einem Program, mit dem das Orchester eine Woche zuvor bereits die traditionsreiche Konzertreihe der Gesellschaft der Musikfreunde Wien eröffnet hatte.
Am Beginn des Abends stand jene Ouvertüre von Mendelssohn Bartholdy. Und wirklich: Trotz klarer Intonation und homogenem Satzgefüge hatten auch die Wiener Philharmoniker erst mit dem ersten großen Tutti-Einsatz dieses musikalischen Feuerwerkes festen Boden unter den Füßen. Hier bewiesen die Musiker die Einzigartigkeit des Wiener Streicherklangs, der Mendelssohns agiles Werk in besonderem Glanz erstrahlen ließ.

Die Sinonische Fantasie aus "Die Frau ohne Schatten" op. 65 ist ein opulentes Werk, das von der Vielschichtigkeit der Orchesterklänge lebt. Formal ist es weniger klar als das später erklungene "Heldenleben", sein Erscheinungsbild ist geprägt von schillernden Mischklängen, die an eine märchenhaft-exotische gemahnen.

Zu einem wirklich überwältigenden Konzerterlebnis wurde die Tondichtung "Ein Heldenleben" op. 40, die im zweiten Teil des Abends erklang. Die im Vergleich zur zuvor erklungenen Sinfonischen Fantasie noch größere Besetzung verzichtet jedoch auf deren exotische Anklänge insbesondere im reduzierten Schlagwerk. Diese tonmalerischen Mittel sind auch bei einer derart klaren musikalischen und programmatischen Konzeption nicht notwendig.
In sechs Stationen zeichnet Strauss hier ein monumentales Bild eines schöpferischen Menschen. Bereits der hoch auffahrende Gestus des Hornthemas vermittelt den unbändigen Willen, der eine herausragende Eigenschaft dieses neuen, der Gedankenwelt Friedrich Nietzsches verwandten Menschenbildes ist. In der musikalischen Gestaltung gelangt Strauss nicht zuletzt aufgrund der besonderen Möglichkeiten des großen Orchesters zu einer neuen Bildhaftigkeit der Musik, die zudem mit verständlichen Symbolen wie Karikatur oder Schlachtenmusik arbeitet.

Die Wiener Philharmoniker vermochten auf unnachahmliche Weise die Konturen und Details des Werkes offenzulegen ohne dabei den Gesamtzusammenhang aus den Augen zu verlieren. Man begegnete in der Interpretation Christian Thielemanns einer ungewöhnlichen Klarheit, welche die einzelnen Charaktere deutlich hervortreten ließ, so in der karikaturhaft-grotesken Schilderung von "Des Helden Widersacher".
In überragender Form präsentierte sich der Konzertmeister Rainer Honek, dessen solistische Charakterisierung von "Des Helden Gefährtin" in ihrem Glanz und ihrer erzählend-improvisatorischen Freiheit zu fesseln vermochte.
An schierer Klangmasse kaum zu überbieten war die groß angelegte Schlachtenmusik, in der Strauss "Des Helden Friedenswerke" schildert. Doch bei aller überwältigender Masse ging zu keinem Augenblick die besondere Transparenz der Interpretation Christian Thielemanns verloren, der das Werk mit dichten Spannungsbögen zu einem strahenden Abschluss brachte. Der überwältigende Beifall des Dortmunder Publikums konnte da nicht überraschen!


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