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14. September 2002
Konzerthaus Dortmund


Ludwig van Beethoven
Ouvertüre zu Leonore Nr.3 op.72
Meeresstille und Glückliche Fahrt op.112
Sinfonie Nr.9 op.125



Melanie Diener, Sopran
Dagmar Pecková, Alt
Herbert Lippert, Tenor
Håkan Hagegård, Bass
Rundfunkchor Berlin
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Kent Nagano, Leitung
Homepage: Konzerthaus Dortmund
Viel toller als Flippern

Zweites Konzert zur Eröffnung des Konzerthauses Dortmund

Von Bileam Kümper

Beethovens Neunte zum zweiten Tag der Einweihung - das ist auch ein bisschen wie das Logo-Tier des Hauses: ein "dicker Brocken" traditionellen Kulturguts, der aber noch immer zu beflügeln vermag - vor allem wenn er mit so viel Energie daherkommt wie an diesem Abend. Dieses Hörerlebnis ist vor allem dem "Orchestra in Residence" der ersten Saison, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und seinem Chefdirigenten Kent Nagano zu verdanken.

Dieser wählte oft ungewohnt schnelle Tempi, was der Dramatik des ersten Satzes zugute kam und dem Scherzo über die Nähe zum Marsch hinweghalf. Schön zu verfolgen waren in der neuen Akustik vor allem kleine aber feine Begleitstimmen in den Holzbläsern, die sonst leicht im großen Streicherklang untergehen. Am Ende war es aber vor allem der Rundfunkchor Berlin, der mit einem runden, auswogenen Klang an beiden Enden des dynamischen Spektrums Schillers Ode dem Hörer eindringlich näher brachte und damit fast das an sich schon erstklassige Solistenquartett in den Schatten stellte.

Es bedarf kaum einer Erwähnung, dass auch die beiden Werke im ersten Teil des Abends mit ebensoviel Engagement und Präzision vorgetragen wurden. Vor allem in der Ouvertüre zeigte sich einmal mehr, wie fein differenziert dieses Orchester spielen kann, und das dies nun auch gut zu hören ist. Die Zuhörer bedankten sich mit lang anhaltendem Applaus. Man darf sich auf die in dieser Spielzeit folgenden Konzerte mit dem Deutschen Symphonie-Orchester freuen.

Nun war diese Eröffnungsfeier nicht nur ein Abend der Musik, sondern auch ein Abend der Rede. Prof. Wapnewski sprach dem bürgerlich gebildeten Publikum aus dem Herzen: eloquent, humorvoll und gewürzt mit griechischer Lyrik analysierte er den Sprach- und Werteverfall der letzten Jahrzehnte. Leider haperte es bei der Aussprache der das Deutsche verunreinigenden Anglizismen. Könnte man Kosten auch im richtigen Leben ungefragt und unter großem Beifall mit Küsten verwechseln, wäre auch die Finanzierung von Konzerthäusern wohl um einiges einfacher.

Aufmerken ließ den kritischen Zuhörer dann aber die im unter Zeitdruck gekürzten Schlussteil der Rede unter Berufung auf Adorno vorgebrachte These: "Wenn Kunst gefällig wird, wird sie hinfällig." Müssen wir jetzt alle nach Hause gehen? Ist dieses Haus nicht etwa genau dafür gebaut worden, dass Menschen sich hier gegen ein mehr oder weniger geringes Entgelt einen schönen Abend machen können? Das ist doch ihr gutes Recht und funktioniert dank des umfassenden und gut organisierten Serviceangebots auch hervorragend - und ist auch dann noch eine gefällige Sache, wenn man zwischendurch die ach so ungefälligen Klänge der Zeitgenossen ertragen muss. Man sollte dann aber ehrlicherweise nicht von einem "Haus für die Musik", sondern von einem "Haus für das Publikum" sprechen. Diesen Anspruch erfüllt das neue Konzerthaus Dortmund sicher in ausgezeichneter Weise.

Als Wolfgang Clement in jungen Jahren noch in der Brückstraße seinem Spieltrieb nachging, hieß es, "man könne hier noch viel tollere Sachen machen als Flippern". Ich glaube, das gilt auch für das neue Haus. Wünschen wir der Philharmonie für Westfalen viele tolle Sachen und, ebenfalls mit den Worten des Ministerpräsidenten, "dass auch mal ein Rheinländer kommt".


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