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Viel Neues in Münster
4. Symphoniekonzert Von Monika Jäger
In seinem diesjährigen Dezemberkonzert verzichtete das Symphonieorchester Münster erfreulicherweise auf jegliche vorweihnachtliche Anklänge und blieb außerdem dem selbstgewählten Schwerpunkt zeitgenössischer Musik treu. In Mauricio Kagels Variationen ohne Fuge für großes Orchester über die "Variationen und Fuge über ein Thema von Händel" für Klavier op.24 von Johannes Brahms ist die Melodik durch die Themenvorlage am greifbarsten und gleichzeitig am stärksten verfremdet. Rhythmisch ganz originalgetreu geschieht der Bruch vor allem in der durch moderne Techniken gefärbten Klanggestaltung und der Harmonik: "Es wimmelt plötzlich von Dissonanzen", teilt Kagel seinem Kollegen Brahms in einem fiktiven Brief mit. Krzysztof Pendereckis 1995 fertiggestelltes Konzert für Klarinette und Orchester vermittelt eine Klanglichkeit von ruhiger Expressivität. Im Wechsel zwischen lebhaft-virtuosen, sehr fasslichen Figuren und lyrisch-ausgespielten Passagen entspinnt sich ein Dialog zwischen Soloinstrument und Orchester, der auf Ausgewogenheit der Klangkörper und der formalen Proportionen angelegt ist. Rückbezüge zum Tonalen sind durchaus vorhanden und Ausdruck der Stilwende Pendereckis nach seinen früheren Werken der experimentellen Avantgarde. Prägend bleiben jedoch die für Penderecki typischen markanten Perkussions-Einlagen als kontrastives Element. Mit seinem warmen Ton harmonierte Solist Jörg Widmann auf beeindruckende Weise mit der kompositorischen Idee und zeigte faszinierende Übereinstimmung im Zusammenspiel mit den Solisten des Orchesters. Mit der Sinfonietta für großes Orchester von Leos Janacek machte das Programm einen Sprung an die Anfänge der musikalischen Moderne. Dieses Spätwerk, in dem Janacek endgültig zu seiner individuellen Ausdrucksweise gefunden hat, ist in seiner patriotischen Grundhaltung eine Hommage an die Stadt Brünn, in der Janacek den größten Teil seines Lebens verbracht und auch die meisten Werke geschrieben und uraufgeführt hat. Nicht zuletzt die programmatischen Satztitel verweisen auf konkrete Schauplätze, die das Leben des Komponisten geprägt haben. Um so deutlicher treten nationale Idiome in Melodik, Harmonik und Rhythmik zu Tage, die das Werk eindeutig dem Kontext der Nationalen Schulen zugehörig zeigen. |
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