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16.01.02
Prinzregententheater München
"Mittwochs um halb neun"
2. Konzert:"Wien um 1825"

Julia Fischer - Violine
Karl Heinz Hackl - Sprecher
Reinhard Schulz - Texte
Münchner Rundfunkorchester
Christoph Poppen - Leitung

Wiener Stimmung im Prinzregententheater!


Von Anja Mühlenweg

In der Konzertreihe "Mittwochs um halb neun" präsentiert das Münchner Rundfunkorchester Musik innerhalb eines besonderen Rahmens. Jedes dieser Konzerte wird von einem Sprecher begleitet, der das Konzert auf anregende Art und Weise erläutert. Vor Konzertbeginn ist das Publikum zu einer passenden "lukullischen Untermalung" eingeladen. Das heutige Konzert - unter dem Titel "Wien um 1825" - versetzte den Konzertbesucher wahrlich in eine walzertolle, tanzwütige Wiener Stimmung. Auf der Bühne war vor dem Orchester ein Kaffeehaus-Tischchen aufgestellt, von dem aus Karl Heinz Hackl seinen konzertbegleitenden Text vortrug. Auch der "Herr Kapellmeister" setzte sich in den Pausen zwischen den einzelnen Stücken dazu und lauschte den unterhaltsamen Worten. Im Hintergrund wurden auf eine Leinwand die Bilder der jeweiligen Komponisten sowie zeitgenössische Darstellungen des Wiener Lebens projiziert. Dieser Rahmen war so dezent und gut gestaltet, dass die Musik trotz dessen nicht in den Hintergrund trat. Zur Einstimmung begann das Konzert mit Neuen Wiener Ländlern von Joseph Lanner, der neben Johann Strauß (Vater) ein großer Tanzmusik-Künstler in Wien war.
Es folgte die Violinromanze Nr. 1 von Ludwig van Beethoven, der schon zu Lebzeiten in Wien ein großer und respektierter Künstler war. Seine Eigenarten und die Taubheit, die ihn fast völlig aus dem sozialen Leben der Stadt heraushielt, gaben immer wieder Anlass zu Anfechtungen und Beurteilungen seiner Kunst, doch ließen die Wiener auf "ihren" Beethoven grundsätzlich nichts kommen.

Rossinis Opern waren zu dieser Zeit in Wien hochaktuell und so wurde die schwungvolle Ouvertüre zu Il barbiere di Siviglia ebenfalls ins Programm aufgenommen.
Neben Beethoven und Rossini musste sich Franz Schubert seinen Platz im Kulturleben erst erarbeiten. Immer wieder wurden seine Werke strenger Kritik unterzogen, doch konnte er sich letztendlich einen festen Platz in der Wiener Musikgeschichte erobern.
Das Orchester musizierte die zweite Zwischenaktmusik aus der Bühnenmusik zu Rosamunde, deren kantables Hauptthema der Komponist noch einmal im Streichquartett a-Moll sowie im B-Dur-Impromptu für Klavier verwendete.

Als Niccolò Paganini im Jahre 1828 auf einer Konzertreise durch Europa auch in Wien spielte, war sein Ruhm schon lange bekannt. Das Wiener Publikum zeigte sich vom "Teufelsgeiger" mehr als beeindruckt und strömte in die Konzerte.
Die hier vorgetragene virtuose KompositionLe streghe (Die Hexen) beinhaltet Variationen über ein Thema aus Franz Xaver Süßmayrs Ballett Il noce di Benevento.
Von Paganinis Geigenkunst angespornt, schrieb Johann Strauß Vater gleich nach einem Konzert des Virtuosen einen Walzer à la Paganini. Als vorletztes Stück wurde das Allegro aus Beethovens cis-Moll-Streichquartett op. 131 in der Orchesterfassung von Dimitri Mitropoulos gespielt. Den schwungvollen Abschluss dieses Potpourri-Konzertes bildete Carl Maria von Webers Ouvertüre zu der Oper "Euryanthe".

Das Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Christoph Poppen musizierte mit Freude und Können dieses abwechslungsreiche Programm. Die Violin-Partie in Beethovens Romanze wurde von Julia Fischer sehr sensibel musiziert. Die junge Künstlerin, die eine Stradivari aus dem Jahre 1716 spielt, glänzte dann vollends in Paganinis Le streghe. Den solistischen Violinpart in Strauß' Paganini-Walzer übernahm der Konzertmeister des Orchesters.

Die von Karl Heinz Hackl zwischen den einzelnen Stücken vorgetragenen Texte gaben einen tiefen und unterhaltsamen Einblick in die genannte Wiener Zeit.
Hackl, der seine Schauspielausbildung in Wien erhielt, gelang es auf sehr angenehme Art und Weise, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Selbst von einem klingelnden Handy ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen.

Wer diesen Konzertgenuss nachträglich auskosten möchte, dem sei die Rundfunkübertragung am 10. Februar 2002 um 12.05 in Bayern 4 Klassik sehr zu empfehlen. Es ist nur zu hoffen, dass die Texte nicht gekürzt oder gar herausgeschnitten werden.


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