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Klar und deutlich!
Jennifer Koh und Benjamin Hochman überzeugen mit Anton Webern Von Martin Rohr
Mit der amerikanischen Geigerin Jennifer Koh und dem israelischen Pianisten Benjamin Hochman präsentierte das Festival "The Next Generation - Künstler für das 21. Jahrhundert" im Dortmunder Harenberg-City-Center zwei Musiker, die - wenngleich noch in der Ausbildung am Curtis Institut in Philadelphia - bereits großes internationales Renommee genießen. Dabei verbindet beide Musiker eine interpretatorische Grundhaltung, die vom Bemühen nach großer Klarheit und Spielkultur geprägt ist. Das Programm des Abends bot allerdings zunächst eine gewisse Enttäuschung. Denn statt der ursprünglich vorgesehenen Sonate für Violine und Klavier, c-Moll von Edward Grieg und der Rhapsodie Nr. 1 für Violine und Klavier von Béla Bartók, die eine sehr kontrastreiche Programmfolge mit Sonaten von Beethoven und Robert Schumann ergeben hätte, erklang die Fantasie für Violine und Klavier, C-Dur D 934 von Franz Schubert - ein Werk, das den Programmschwerpunkt allzu einseitig auf die deutsche Musiktradition verschob. Denn gerade in den Werken der deutschen Komponisten offenbarte sich die Kehrseite der interpretatorischen Medaille: Die Konzentration auf Klarheit und kultivierten Umgang mit Dynamik und Artikulation ließ bei Beethoven, Schumann und Schubert nur wenig Raum für expressive Klanggestaltung. So erschien Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier und Violine a-Moll op. 23 in einer nahezu deklamatorischen Deutlichkeit, die dem Hörer formale Abläufe plastisch vor Augen führte. Dem klaren und gradlinigen, jedoch wenig variablen Ton Jennifer Kohs entsprach das transparente Spiel Benjamin Hochmans. Hier wie in der Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier a-Moll von Robert Schumann war es die besondere Leistung Benjamin Hochmans, die Violine zu tragen und einen hervorragenden Boden für das Soloinstrument zu bieten, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Trotz des sparsamen Einsatzes des Pedals hatte Hochmann die größere Variabilität der Klangfarben und vermochte deutliche Akzente zu setzen. Zum Höhepunkt des Konzertes wurde das kürzeste Werk des Abends: Die Vier Stücke für Violine und Klavier op. 7 von Anton Webern boten in all ihrer Kürze eine große Breite musikalischen Ausdrucks. In vier Miniaturen stehen flüchtige und fragile Klänge neben "geigerischen" Kantilenen und kraftvollen Ausbrüchen. Aus dem unvermittelten Nebeneinander solch verschiedener Charaktere erwächst die besondere Spannung der Stücke, durch die beiden Interpreten eindrucksvoll umgesetzt. Nach einer solch ausdrucksstarken Leistung hätte man gerne gehört, wie das Duo Werke von Bartók und Grieg umsetzt. Doch mit Franz Schuberts Fantasie für Violine und Klavier C-Dur D 934 kehrte man allzu schnell wieder auf gewohntes Terrain zurück. Das Werk zeigt den Komponisten von seiner bekanntesten Seite: große und liedhafte melodische Bögen werden von einer harmonisch-geschmeidigen, bewegten Begleitung getragen. Allerdings zeigt sich das musikalische Material in den folgenden Variationen wenig entwicklungsfähig. So ließ sich eine gewisse Länge der Komposition auch durch ein belebteres Spiel nicht vermeiden. Große Begeisterung erregte dagegen der Satz aus Johann Sebastian Bachs Solopartita, mit der sich Jennifer Koh für den lebendigen Applaus bedankte. Hier gelangte die Geigerin nochmals zu jener Expressivität, welche die Vier Stücke von Anton Webern zu einem solch besonderen Hörerlebnis gemacht hatte. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
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