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23.11.2001
Harenberg-City-Center Dortmund
Festival "The Next Generation"

Wolfgang Amadeus Mozart
Sonate A-Dur KV 562

Bèla Bartòk
Sonate Nr.2 Sz 76

Johannes Brahms
Sonate Nr.3 d-moll op.108


Mirijam Contzen, Violine
Wassili Lobanow, Klavier

Heimspiel in Dortmund
Die Geigerin Mirijam Contzen beim Festival "The Next Generation"

Von Thorsten Leonard

Für Ihr Konzert im Amphi-Saal des Harenberg City-Center Dortmund hatte die junge Geigerin Mirijam Contzen ein geigerisch wie musikalisch äußerst schwieriges Programm gewählt. Als Stipendiatin der Dortmunder Mozartgesellschaft waren die Symphatien von Anfang an auf Ihrer Seite. Man hatte jedoch als möglichst objektiver Berichterstatter das Gefühl, einige äußerst entwicklungsbedürftige Seiten Ihres Spiels aufzeigen zu müssen, auch wenn man dabei gegen eine spürbar große lokale Lobby anschreiben muss. Denn bei aller Symphatie, die diese junge Geigerin zu erzeugen vermag, sollte doch an die Konkurrenzrelationen erinnert werden, in denen Mirijam Contzen als Hochbegabung protegiert wird.
Im selben Hause hat und wird man noch viel von dieser Konkurrenz zu hören bekommen.

In der A-Dur Sonate von Mozart zeigte sich einmal mehr, wie sehr eine Mozartinterpretation zum geigerischen Prüfstein werden kann. Die Interpretation von Contzen war fein durchdacht und zeigte zeitweise schöne Klangfarben. Die Geigerin stand technisch jedoch nicht vollends über den Ansprüchen der filigranen Tonerzeugung. Die Heraushebung der dialogischen Gegensätzlichkeit wirkte recht zurückhaltend.
Früh zeigte sich der Hang zu virtuosen Stellen. Nach dem langen zweiten Satz, in welchem sich Contzens weitamplitudiges, handgelenkbetontes Vibrato als hinderlich für Mozartinterpretationen entpuppte, wirkte das Presto des dritten Satzes wie eine geigerische und musikalische Befreiung, mit einem Feuerwerk perlender Läufe. Aus geigerischer Sicht hätte der technische Einbezug des rechten, Bogenführung impulsierenden Handgelenkes noch ganz andere Dimensionen eröffnet.

Mirijam Contzen wird sich in naher Zukunft sicher die Reife erwerben, künstlerisch über einer Mozart oder Bartok Sonate zu stehen. Bisher gewinnt sie nicht immer den Kampf um die Erzeugung eines großen Tones. Oft presst sie ihn mit zu großem Krafteinsatz ab, sodass der Klang sich nicht öffnen kann.
Je mehr sie sich jedoch vom Bemühen befreit, und sich auf die Musik einlässt, je offener wird ihr Ton und um so entfesselter wirkt ihre Virtuosität. Die Geigerin wächst mit der Entwicklung der Sonate, bis sie sich letztendlich so weit öffnet, dass sie den schmerzbeladenen, verzerrten Harmonien Bartoks, die sie von der Geige in den Saal schleudert, jugendlich schmerzvolle Blicke nachwirft.

In der Brahmssonate bleibt ihr Ton bemüht und feminin-kühl. Die Kantilenen wirken ohne umfassenden Bezug fast klassisch. Die jedoch brillant und ausdrucksstark gemeisterte Virtuosität lässt wiederum das große Potenzial erahnen, das zur Reife seine Zeit einfordert. Das dicke Vibrato ist bei einer Brahmsinterpretation wohl eine nicht zu kommentierende Geschmacksache.

Mit Wassili Lobanow fand man einen hochkarätigen Begleiter ersten Ranges. Er verstand es bei der großen Musik Bartoks und Brahms den Flügel solistisch zum Beben zu bringen aber auch die Partnerin sicher in seine Begleitung einzubetten. Seine Mozartbegleitung, die der Geigerin im Dialog keine Freiheit gewährte, erschien dagegen recht schulmeisterlich und professionell abgespult.
Der Begeisterung des Dortmunder Publikums trug Contzen mit der Repertoire-Zugabe Rumänische Tänze von Bartok Rechnung, in denen sie letztendlich brillieren konnte.




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