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12.11.2001
Stadttheater Dortmund


Ludwig van Beethoven

Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73

Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Philharmonisches Orchester Dortmund
Bruno Leonardo Gelber
Ralf Weikert, Dirigent

Beethoven an der kurzen Leine

Das dritte Philharmonischen Konzert in Dortmund mit Ralf Weikert und Bruno Leonardo Gelber

Von Martin Rohr

Die Erwartungen waren groß beim dritten Philharmonischen Konzert in Dortmund. Mit einem reinen Beethoven-Abend und dem Star-Pianisten Bruno Leonardo Gelber sollte die Spielzeit 2001/02 einen frühen Höhepunkt erleben.
Mit dem Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur op. 73 und der Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 waren zudem Werke ausgewählt, die - weit weg von der Sperrigkeit seines Spätwerkes - den Komponisten Ludwig van Beethoven von seiner hellen, tänzerischen Seite zeigen und damit eine besondere Stellung im symphonischen Schaffen des Komponisten innehaben. Unter solchen Voraussetzungen ist es sicherlich nicht leicht, immer neue Faszination zu auszustrahlen und zu halten.

Das Klavierkonzert aus dem Jahre 1809 ist entstanden unmittelbar nach der fünften, der sogenannten "Schicksalssymphonie". Doch was in dieser Symphonie erst nach drei von Kampf und schwerer Arbeit geprägten Sätzen möglich ist, begegnet dem Hörer im fünften Klavierkonzert schon im ersten Takt: Ein hoch auffahrender, heroischer Grundgestus in einem prachtvollen symphonischen Klangbild. Der Kopfsatz Allegro lebt aus dem Kontrast zwischen einem einfachen, klaren Thema in prachtvollem Klanggewand und schwebend leichten Passagen, unterbrochen von jähen Schnitten eines fast militärisch wirkenden Marsches.
Leider konnte Gelber diesen Erwartungen anfangs nicht entsprechen. Bei aller persönlichen Ausstrahlungskraft und Entschiedenheit in der solistischen Gestaltung schienen gerade die virtuosen Passagen zu Beginn des ersten Satzes etwas gehemmt und befangen. Dadurch blieb die Interpretation in ihren Konturen zunächst recht blass. Das besondere an Gelbers musikalischem Verständnis wurde deutlicher in den lyrischen Passagen des ersten Satzes, die aus den Überlagerungen von 2er- und 3er-Metrum eine schwebende Leichtigkeit gewinnen. Hier faszinierte die Verspieltheit in Gelbers Interpretation - eine Haltung, die im Finale des Konzerts, dem Rondo: Allegro ma non tanto mit seinem vornehm-tänzerischen Charakter noch deutlicher hervorbrechen sollte. Als Grundhaltung jedoch hemmte sie musikalische Steigerungen - untypisch und etwas unbefriedigend für den Zugriff auf dieses mit dem Zusatz "heroisch" versehene Konzert.

Dieses Urteil könnte fast umgekehrt für die sich anschließende Aufführung der siebten Symphonie zutreffen: Diese immer wieder als "Apotheose des Tanzes" (Richard Wagner) und der Freude gedeutete Symphonie wurde von Gastdirigent Ralf Weikert an die allzu kurze Leine genommen. Mit zügiger Strenge und gerade im zweiten Satz Allegretto vom allzuoft überfrachteten Pathos befreit, zeigten sich immer wieder spannende Ansätze. Gerade solche Ansätze wurden jedoch schnell wieder aufgeweicht.
Und so exakt die einzelnen Passagen gearbeitet waren, so sehr sie durch ihre klare Schärfe bestachen, so wenig Raum blieb auf der anderen Seite für individuell gestaltetes musikalisches Spiel. Von Freude und lichten Wesenszügen war nicht viel zu spüren, vielmehr schienen Weikerts Intentionen resolutes Dirigat und die Herausstellung von Brüchen durch möglichst kontrastreiche Einschnitte zu sein. Die Orchestermusiker wirkten dadurch eingeengt.
Zwischen den streng separierten charakterlichen Gegensätzen fehlten die Zwischentöne, so dass auch in der zweiten Konzerthälfte die Entwicklung von Spannungsverläufen recht vordergründig blieb.

Allzu rasch folgte nach erstem Applaus die Leonoren-Ouvertüre III op. 72a als fest vorgesehene Zugabe. Die neuerliche Angewohnheit des Dortmunder Philharmonischen Orchesters, die Verlängerung ihrer Konzerte durch ein zusätzliches Werk per se einzuplanen, ist eine fragwürdige Entscheidung. Welchen Sinn hat eine Zugabe, wenn sie von der Kür zur Pflicht degradiert wird?




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