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Allzu viele Kompromisse!
Das Philharmonische Orchester Dortmund eröffnet die Konzertsaison 2001/2002 mit Gustav Mahlers "Auferstehungssymphonie". Von Martin Rohr
In seiner Interpretation der Symphonie agierte der kommisarische Generalmusikdirektor Hans Wallat mit größter Sensibilität für Klangkultur und Gesanglichkeit. Entsprechend zeigte sich das Orchester als homogener Klangkörper mit großem spieltechnischen Potenzial. Vor allem die Holzbläser überzeugten durch herausragende solistische Leistungen und eigenständige Expressivität.
Was in diesem Sinne als höchste Spielkultur bei Brahms oder Bruckner nur willkommen ist, erschien allerdings in einer Musik, die sich explizit von der idealistischen Vorstellung der Einheit von Form und Inhalt trennt, zeitweise als Verlust. Denn bei aller Suche nach dem "Erhabenen" in der Musik gehören doch gerade Diskontinuitäten, Brüche, Härten und die Verbindung von Gegensätzlichem zu den konstitutiven Elementen der Musik Gustav Mahlers. Der erhabene Trauermarsch-Gestus des Kopfsatzes trifft unvermittelt auf die Naivität des Ländlers im zweiten Satz. Das berühmte "Fischerpredigt"-Scherzo liefert ein nahezu groteskes Bild des "grausamen weltlichen Getriebes".
Eine deutliche Verfremdung erfuhr das Werk durch einen sehr willkürlichen Umgang mit den minutiösen Ausführungsanweisungen des Komponisten. So wurden die Angaben zur räumlichen Anordnung des Fernorchesters nur teilweise beachtet, wodurch die vom Komponisten intendierte Raum- und Klangwirkung verfehlt wurde. Dies galt insbesondere beim großen Hornruf im Finale, den Hans Wallat von Musikern auf der Bühne ausführen lies.
Was jedoch die Eingriffe die solistischen Gesangspartien angeht, so sind hier die Beweggründe nur schwer nachvollziebar: Die vom Komponisten ausdrücklich geforderten Koppelungen von Sopran- und Altsolo mit Chorsopran und -alt wurden ohne ersichtlichen Grund und scheinbar willkürlich ausgelassen bzw. verkürzt. Deutliche Mängel innerhalb des ansonsten sehr guten Klangkörpers zeigte der Philharmonische Chor des Dortmunder Musikvereins, der in Klangkultur und Volumen dem großen Schlußchoral nicht gewachsen war. Allzu oft verlor er in den zurückhaltenden a-Capella-Passagen die musikalische Spannung - Schwächen in der Intonation waren die mehr als deutliche Folge.
Insgesamt bleibt der Eindruck einer handwerklich sehr guten Aufführung des Orchesters und der Solistinnen, die jedoch in ihrer Glätte, Kultiviertheit und Weichheit wenig von der oftmals schroffen Charakteristik der Musik Gustav Mahlers erkennen lies.
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- Fine -