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Brittens "War Requiem" zum Totensonntag
1. Chorkonzert mit störenden Nebengeräuschen
Der ungewöhnlichen Anlage des Werkes, die Heike Janssen-Beutner im Begleitheft als "Kombination von Oratorium und Liederzyklus?" bezeichnet, entsprach die Sitzordnung der MusikerInnen, die im innersten Kreis um das Dirigentenpult ein Kammerensemble positionierte, ein Streichergesamtquartett vor den Violinen, daneben Holzbläser vor den Celli, dazwischen eine Pauke, ferner die Harfe diesmal rechts, an deren gewöhnlichem Standort die Solospranistin sang, näher am Chor als ihre Kollegen, doch dabei mitten in den Instrumenten.
Da der Chor der Konzertgesellschaft noch immer eine bühnenfüllende Stärke aufweist, waren die Essener Domsingknaben auf der linken Empore postiert worden, was der Schallverbreitung ihrer sehr sauber und gut verständlich vorgetragenen Passagen nicht eben hilfreich war, aber wohl nicht anders ging. Überhaupt sang der Chor sehr intonationssicher und prononciert, beeindruckend die rhythmische Präzision gerade der Männer im "Dies irae", nur vom Blech begleitet oder bei "Confutatis maledictis". Chor und Orchester erreichten ein durchweg ausgewogenes Klangbild, woher sich jene einheitlich-homogene Stimmung verdankt, die das ganze Stück durchzieht und die seiner unspektakulösen Werkanlage gut entspricht. Dabei ist die Textverständlichkeit naturgemäß durch die rege Rhythmik stark eingeschränkt, war aber in den homorhythmischen Passagen durchaus gut. Leider war die Aufführung erheblichen Störungen ausgesetzt. Es begann mit einem lang trillernden Handy, ging dann aber vorrangig aus von einem offenbar stark alkoholisierten Besucher, der zwischen Fingerschnipsen, Zwischenklatschen und Gerülpse auch Bierflasche und Flachmann geräuschvoll öffnete, ferner eine halbe Prinzenrolle verzehrte und seine Krücken mehr als einmal umstieß. Das Toleranzprogramm erhielt somit ganz ungeplant sein erstes Projekt, freilich kein ermutigendes. Dies hatte wiederum einige ältere Damen zur Flucht veranlasst, die dann auf die Suche nach neuen Plätzen gingen. Soviel Krach war schon fatal bei einem Werk, das über weite Teile piano verläuft, was übrigens dem Chor ebenfalls auffällig gut gelang und teilweise sitzend vorgetragen worden ist. Die große Apotheose mit vorausgehender Steigerung und dem einzigen Tutti beider Chöre, der Solisten und des Orchesters verlieh dem Konzert einen würdigen Ausklang, der aber ärgerlich beschädigt wurde durch das eruptive Gelächter oben genannten "Zuhörers".
Fazit:
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- Fine -