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Äußerste Konzentration des Dramas - "Elektra" sprengt den Rahmen der Symphoniekonzerte in Münster.
Von Martin Rohr
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Fotos von Michael Hörnschemeyer "Elektra" ist der Mythos von einem Doppelmord aus Rache, der so selbstverständlich und unausweichlich vollzogen wird, wie es die tickende Uhr im Zentrum der Bühne suggeriert. Die Notwendigkeit einer moralischen Rechtfertigung besteht nicht. Und auch dem Zuschauer fällt es im Musikdrama von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss nicht schwer, die moralische Instanz aus dem Bewusstsein zu verlieren: Im Zentrum steht Elektra, die in der Unmittelbarkeit ihres Rache-Verlangens für den in gotthafter Übersteigerung verehrten Vater alle Aufmerksamkeit auf ihre Persönlichkeit mit all ihren Konflikten zieht. In der szenischen Aufführung im Rahmen des 7. Symphoniekonzertes in Münster erscheint dieses Drama wie durch ein Brennglas konzentriert. Die Bühne beschränkt sich in der sparsamen Inszenierung auf fünf Podeste, die den Aktionsrahmen der handelnden Personen definieren.
Innerhalb dieses Rahmens werden die Figuren und die Persönlichkeiten ihrer Darsteller zu alles beherrschenden Größen - zu keinem Zeitpunkt gewinnt man den Eindruck, hier sei aus der Not des für das Strausssche Riesenorchester zu kleinen Hauses eine Tugend gemacht worden.
Innerhalb dieses Rahmens ergreift die Dramaturgie der Münsteraner Aufführung keineswegs so eindeutig Partei für Elektra, wie es das Drama eigentlich nahe legen würde.
Dies ist vor allem das Verdienst der hervorragenden Darstellerinnen Susan Owen (Elektra) und Suzanne McLeod (Klytämnestra): Im großen Dialog - oder Schlagabtausch - von Mutter und Tochter entwickeln die Figuren eine unglaubliche Vielschichtigkeit. So beherrscht nicht etwa nur blanker Hass das Verhältnis der beiden - unterschwellig bricht wechselseitige Abhängigkeit (vielleicht sogar Liebe oder die Sehnsucht nach ihr?) durch.
Die beiden Hauptfiguren waren eingebettet in ein durchweg erstklassig besetztes Ensemble, das auch in den Nebenrollen zu unglaublicher Ausdruckskraft gelangte: beispielhaft sei hier Birgit Beckherrn als Fünfte Magd herausgehoben. Entsprechend erlaubte auch die Ausdrucksstärke der Darsteller, weitgehend auf bedeutungsgeladene Symbolik zu verzichten.
Besonderen Anteil an der Wirkung der Aufführung hatte auch das Orchester unter Leitung von Will Humburg, das sich aus Musikern des Städtischen Orchesters Münster und des Philharmonischen Orchesters Bielefeld zusammensetze. Mit hervorragenden solistischen Leistungen und durch eine energiegeladene Ensembleleistung brachte das Orchester die Dramatik und Vielschichtigkeit der Komposition zu Ausdruck. Nie musste man als Zuhörer dabei befürchten, dass das Orchester die Darsteller zudeckt: die hervorragende Balance war die stärke von Will Humburg.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Szenische Einstudierung
Ausstattung
Choreinstudierung
Dramaturgie
SolistenElektraSusan Owen
Chrysothemis
Klytämnestra
Aegisth
Orest
Der Pfleger des Orest
Die Vertraute der Klytämnestra
Die Schleppenträgerin der Klytämnestra
Ein junger Diener
Ein alter Diener
Die Aufseherin
Erste Magd
Zweite Magd
Dritte Magd
Vierte Magd
Fünfte Magd
Weitere Informationen erhalten Sie von den Städtischen Bühnen Münster (Homepage) |
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