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Neal Stulberg und Anna Malikova in Münster: Schlicht und ergreifend Musik
Von Monika Jäger
Mit großer Eindringlichkeit dirigierte Neal Stulberg als Gast Präludium und Fuge für Orgel Nr. 4 d-Moll von J.S. Bach in der Orchesterbearbeitung von H. Villa-Lobos. Ist die Komposition in den streng separierten Instrumentengruppen auf höchste Transparenz in der Stimmführung angelegt, so gelang Stulberg und dem Symphonieorchester wiederum eine beeindruckend organische Integration der Stimmeinsätze zu einem lebendigen Ganzen. Wie in den vorangegangenen Konzerten zieht sich das Schaffen Bachs wie ein roter Faden durch das Abendprogramm, und das nicht nur vordergründig: So wird von den Programmgestaltern selbst die Formgebung des Klavierkonzerts von Ravel in seiner Prägung durch rhythmische Figuren auf den Meister des Kontrapunkts zurückgeführt – ein wohl recht verkrampftes Bemühen: Vielmehr zog das Konzert für Klavier und Orchester G-Dur von M. Ravel in der Interpretation von Anna Malikova gerade die Zuhörer durch seine fast exotische, teilweise dem Jazz nahestehende Andersartigkeit in den Bann. Malikova ließ mit der von ihr versprühten Spontaneität, einer schier unerschöpflichen Bandbreite der Klangfarbengestaltung und überzeugend ausgespielten rhythmischen Freiheiten die Vielfarbigkeit des Stückes aufscheinen. Solistin und Orchester verschmolzen zu einem Klangkörper, vor dessen Hintergrund sich auch die Orchestersolisten glanzvoll entfalten konnten. Nach der Pause wechselte auch Stulberg an den Flügel und musizierte mit Malikova das Konzert für zwei Claviere und Streicher C-Dur von J.S. Bach – nicht immer technisch perfekt, aber in ausgewogenem Zusammenspiel und natürlicher, unangestrengter Musikalität. So faszinierte vor allem der zweite Satz durch die Selbstverständlichkeit musikalischer Hingabe und eine heitere Innigkeit. Dieser Eindruck hatte Bestand: Auch die nachfolgende Symphonie Nr. 41 C-Dur von W.A. Mozart wirkte nicht nur in dem abschließenden Kontrapunkt den vorangegangenen Werken verwandt, sondern vor allem in der Interpretation, die ergreifende Tiefe mit musikalischer Leichtigkeit verband.
So kann man fast wehmütig nur hoffen, dass Stulberg und Malikova nicht zum letzten Mal in Münster musiziert haben.
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- Fine -