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Fr, 13.10.2000, 20.00 Uhr
München, Pfarrkirche St. Gabriel
5. Konzert der Reihe Paradisi Gloria -
Geistliche Musik des 20. Jahrhunderts

Witold Lutoslawski
Lacrimosa für Sopran, Chor und Orchester (1937/48)
Igor Strawinsky
Requiem Canticles für Alt, Bass, Chor und Orchester (1965/66)
Leonard Bernstein
Symphonie Nr. 1 für Alt und Orchester, Jeremiah (1942)

Angela Maria Blasi, Sopran
Lioba Braun, Alt
Lászlo Polgár, Bass
Chor des Bayerischen Rundfunks
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Gustaf Sjökvist

Sakrale Klagegesänge zur Herbstzeit

Von Ingo Schüttke



Mit dem 5. Konzert ist die Reihe Paradisi Gloria, die einen Überblick über die Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts zu geben versucht, in der Mitte des Säkulums angelangt. Zu Beginn war das überaus schöne, viel zu kurze Lacrimosa von Lutoslawski zu hören, angelegt als ein Requiem-Fragment in dreiteiliger Liedform, das vom Komponisten jedoch nie in einen größeren Zusammenhang zu stellen beabsichtigt war. Angela maria Blasi sang die Solopartie bewusst zurückhaltend und wurde damit dem Charakter der Musik sehr gerecht.

Auch das Reqiuem Canticles - das "Taschenrequiem", wie Strawinsky selbst sein Werk gelegentlich nannte - ist keine vollständige Vertonung des liturgischen Textes. Die Vokalsätze Exaudi, Dies irae, Tuba mirum, das Rex tremendae, Lacrimosa und Libera me werden durchsetzt mit rein orchestralen Stücken. Insbesondere bei dem insgesamt verhaltenen, am Schluss ins meditative Nichts versinkenden Postlude zeigte das Orchester seine subtilen Klangqualitäten, bei den Vokalsätzen wirkte der Chor vor allem in den unwirklich murmelnden Klangteppichen eindrucksvoll.

Zu dynamischen Ausbrüchen kam es erst in der Bernstein-Symphonie, die sich im letzten Satz zusätzlich einer Solo-Altstimme bedient (von innig-klagendem Ausdruck: Lioba Braun). Der Bezug auf Jeremias Klagelieder macht die Symphonie zur bekennerhaften Sakralmusik; die Sätze sind überschrieben mit "Prophezeiung", "Entweihung", und eben den "Lamentationes" des Propheten, aus denen sich allerdings auch Bernstein nur fragmentweise bedient. Ein beeindruckendes Stück jüdisch-amerikanischer Musik, frei in Tonalität und Stil und von großem Duktus.

Gustaf Sjökvist, Chefdirigent des Schwedischen Rundfunkchors, ersetzte den erkrankten Marcello Viotti. Seine eindringlichen und wohldurchdachten Einstudierungen sind dem Münchner Publikum schon aus anderen Aufführungen bekannt. Gleichermaßen eindringlich gelang auch die Rezitation der Texte von Thomas Bernhard, die das Konzert ergänzten. Jens Harzer von den Kammerspielen bot inhaltlich und stimmlich scharfe Rezitation. Hier wurde Thomas Bernhard - einmal wieder - zum Ereignis.




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