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Drei Messen - drei Welten Von Ingo Schüttke
Gleich drei Messen standen auf dem Programm des 5. Konzerts der diesjährigen "Paradisi Gloria"-Reihe des Münchner Rundfunkorchesters, und diese drei Werke konnten unterschiedlicher nicht ausfallen. Mozarts Pastoralmesse hebt sich von den sonstigen frühen Messen des Komponisten ab, nicht zuletzt, weil sie über 100 Jahre lang für nicht echt gehalten wurde. Tatsächlich weist sie jedoch alle wichtigen Charakteristika mozartscher Musik auf, wenn auch der hirtenmusikalische Charakter (Wiegerhythmus, Terzparallelen) ausgeprägter ist als anderswo. Aber die Kunst liegt eben darin, wie Mozart dies in geniale Musik umgesetzt hat, und wenn die Aufführung in solch gleichfalls genialer Besetzung erfolgt wie in der Herz-Jesu-Kirche (mit dem Tölzer Knabenchor, der auch die zwei Knabensolisten stellte), dann mag als Fazit einfach gelten: ein geniales und völlig unterbewertetes Kleinod im Mozartschen Schaffen.
Den Höhepunkt des Abends bildete Zoltán Kodálys 1948 in dritter Fassung für große Besetzung geschriebene Missa brevis, die diesen Gattungsbegriff teilweise zu Unrecht trägt, wird der liturgische Text doch streckenweise geradezu extrem auskomponiert. Hier schwelgen großes Orchester und ein üppig besetzter Chor in Klanghymnen und die musikalische Dramatik bietet alles an neoromantischem Pathos. Der Slowakische Philharmonische Chor, der das Werk aufzuführen eingeladen war, kam mit großem, zu enormen Steigerungen fähigen Klang daher. Mitunter jedoch ist das starke Vibrato, welches vielen der osteuropäischen und auch italienischen Chören zu eigen ist, für hiesige Ohren gewöhnungsbedürftig, und die extremen Sopranhöhen waren auch unsauber. Dies tat der Eindringlichkeit des Werkes jedoch wenig Abbruch, zumal das Münchner Rundfunkorchester und auch die Solisten Spitzenleistungen boten. Jedenfalls ließen sich an diesem Abend nicht nur drei Werke vergleichen, die außer dem Titel kaum etwas an Gemeinsamkeiten hatten, sondern es standen sich auch konträre Chorklangideale gegenüber. Andea Eckert rezitierte zwischen der Musik sehr intensiv Gedichte von Francis Jammes und Christine Lavant sowie aus einem Brief Mozarts an seinen Vater. Schön, dass die hochkarätige und beim Publikum gut aufgenommene Reihe "Paradisi Gloria" - auch das 5. Konzert war wieder ausverkauft - mit der neuen Herz-Jesu-Kirche in München-Neuhausen endlich einen klangtechnisch, optisch und spirituell angemessenen Raum gefunden hat.
Ein Mitschnitt des aktuellen Konzerts wird am 15.7.2001 um 20.03 Uhr auf Bayern 4 Klassik übertragen.
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