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Weihnachtliche Nachstimmung in der Kölner Philharmonie
Kölner Kurrende überzeugt mit Bachs Weihnachtsoratorium Von Silke Gömann
Für die Ballettfans ist es Tschaikowskys Nußknacker, für die Chormusikliebhaber ist es Bachs Weihnachtsoratorium: 'die' ultimative Weihnachtszeit(ein)stimmung. Vor allem die Ausgestaltung der Evangelistenpartie durch Max Ciolek kann als interpretatorische Bereicherung herausgestellt werden, hob sie sich doch in ihrem flexiblen, frei erzählerischen Stil überaus positiv von den häufig sehr statisch und manieristisch gesungenen Interpretationen ab. Was der Evangelistenerzählung zum Vorteil gereichte, erwies sich jedoch bei den Tenorarien manchmal zum Nachteil. So fehlte der Arie "Ich will nur dir zu Ehren leben" im vierten Teil die stimmliche Überzeugungskraft, Ciolek schien doch etwas zu lässig an seinen Part heranzugehen. Darüber hinaus fehlte auch die Bindung zum Orchester, so dass mehr neben- als miteinander musiziert wurde. Diese Abstimmungsprobleme der Musizierenden fanden sich auch bei anderen Arien, so bei der Bassarie "Erleucht auch meine finstre Sinnen" aus dem fünften Teil. Der Gesamteindruck ist dennoch positiv, gelang es doch dem Dirigenten Michael Reif mit der Wahl von insgesamt recht zügigen Tempi und einer sehr flexiblen Gestaltung die einzelnen Kantaten Bachs mit inneren Spannungsbögen auszustatten. Die Kölner Kurrende war durch Reif bestens vorbereitet. Reif ließ sehr schlank und kontrolliert singen. Das, was vor der Pause in den Kantaten I und IV noch etwas schematisch einstudiert klang, wurde mit dem Eingangschor zur fünften Kantate zu einem organischen und frei ausschwingenden Musizieren. Dennoch hätte man sich ab und zu etwas mehr plastischen Ausdruck und Emphase gewünscht. So blieb zum Beispiel das "Schnauben der stolzen Feinde" eher blass. Durchweg ausdrucksstark gelangen die Choräle, von denen insbesondere die Gestaltung des zentralen Chorals aus dem 6. Teil "Ich steh an deiner Krippen hier" herausgehoben werden muss. Jutta Potthoff (Sopran) und Alexandra Kloose (Alt) gestalteten ihre Partien sehr überzeugend, insbesondere die Sopran-Echo-Arie aus dem vierten Teil war ein musikalischer Genuss. Die Instrumentalisten des Neuen Rheinischen Kammerorchesters, vor allem die Oboistinnen und die Trompeter, wussten in den exponierten Solipassagen zu brillieren. Musste man im Eingangschor der ersten Kantate noch Angst haben, dass das Orchester den Chor in Grund und Boden spielt - die Paukistin schien die Parodie mit der originären Festmusik Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten! (BWV 214) zu verwechseln - fanden die Musiker anschließend einen adäquaten Musizier- und Begleitstil. Den großen Applaus des zufriedenen Kölner Philharmoniepublikums hatten sich alle Ausführenden redlich verdient. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
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