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21. Dezember 2000
Kölner Philharmonie
Deutschlandfunk Extra (3)


Olivier Messiaen
"La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ"
für gemischten Chor, sieben Instrumentalisten und Orchester

Gunhild Ott, Flöte
Wolfhard Pencz, Klarinette
Franz Lang, Xylomarimbaphon
Horst Friedel, Vibraphon
Jochen Schorer, Marimbaphon
Reinhard Latzko, Violoncello
Florent Boffard, Klavier

EuropaChorAkademie (Einstudierung: Joshard Daus)
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

Leitung: Sylvain Cambreling

Olivier Messiaens "La Transfiguration" verschreckte manchen vorweihnachtlichen Philharmoniebesucher
Stellenweise phänomenale Aufführung des monumentalen Oratoriums in der Kölner Philharmonie

Von Silke Gömann



Das dritte Konzert in der Reihe der Deutschlandfunk Extra Konzerte stellte mit Olivier Messiaens "La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ" nicht nur an die Ausführenden sehr hohe Ansprüche, sondern verlangte auch von den Konzertbesuchern eine Hörbereitschaft, der sich leider viele nicht gewachsen fühlten, wie die zahlreichen freien Plätze nach der Pause belegten.
Dabei waren die Voraussetzungen, ein Stück "neuerer Musik" ans Herz gelegt zu bekommen, durch die Wahl der Ausführenden bestens erfüllt: Mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter seinem Chefdirigenten Sylvain Cambreling standen ausgewiesene Experten auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik zur Verfügung, der die sieben Instrumentalsolisten und die EuropaChorAkademie in nichts nachstanden.

Messiaen liefert in seinem Oratorium, einem Auftragswerk der Lissaboner Gulbenkian-Stiftung, an dem er von Juli 1965 bis Februar 1969 arbeitete, Einblick in den Kosmos seines katholischen Glaubens sowie eine Quintessenz seiner kompositorischen und stilistischen Mittel: Gregorianik, rhythmische Anlehnungen an indische Deçî-Tâlas, musikalische Farben sowie auskomponierte Vogelstimmen.
Der Komponist hat zu seinem Oratorium einen ausführlichen Kommentar verfasst, der auch im Programmheft abgedruckt war. Sicherlich hilfreich zur genaueren Durchdringung der Komposition, doch auch ohne diese Erklärungen erschließt sich das Werk dem aufmerksamen Hörer fast intuitiv durch die Strenge der Symmetrie und der Wiederholungen der kompositorischen Teile von Evangelienbericht, Meditation und abschließendem Choral.

Wer den speziell katholischen Implikationen von der "Verklärung Christi" und den theologischen Auslegungen von Thomas von Aquin, dessen Texte Messiaen vertont, nicht folgen will, kann sich dennoch der musikalischen Wirkung nicht entziehen. Die Intensität der Klangschichtungen in Messiaens Musik, die den Zuhörer sehr wohl auch körperlich angreift, ist für das 20. Jahrhundert nahezu beispiellos. Dieses Phänomen hat mit purer Lautstärke nicht das geringste zu tun, wie Sylvain Cambreling mit seiner Interpretation der Partitur eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Die Klangestaltung lag dem Dirigenten an diesem Abend besonders am Herzen, so dass die Stimmen der fast 100 Sängerinnen und Sänger der EuropaChorAkademie konsequent als steigerndes oder kontrastives Klangelement eingesetzt wurden und Textverständnis nicht intendiert schien. Kleine Unsicherheiten bei den Soloeinsätzen der Evangelienberichte fallen bei den hohen Anforderungen des Chorsatzes fast nicht ins Gewicht, zumal der Chor ansonsten seine Aufgaben, insbesondere die Vokalisen, mit Bravour bestand.

Innerhalb des Orchesters brillierten insbesondere die Holzbläser und das Schlagwerk, denen Messiaen Hauptteile seiner Komposition zugewiesen hat. Von den sieben Instrumentalsolisten, die als kleines individuelles Ensemble, dem Orchester und dem Chor an die Seite gestellt sind, beeindruckte neben dem Cellisten Reinhard Latzko vor allem der Pianist Florent Boffard.

Jeder Zuhörer mag einen anderen musikalischen Satz als beeindruckendsten empfunden haben, dennoch drängen sind die beiden Choräle, die jeweils die zwei siebensätzigen Werkteile beschließen, allein schon durch ihre exponierte Stellung und den Kontrast von pianissimo und fortissimo in die Erinnerung. Darüber hinaus hat man selten eine vergleichbare Intensität und einen Nachhall in der Kölner Philharmonie gespürt, wie nach dem letzten Choralton.


Die Aufnahme des Konzerts wird am 7. Januar 2001 um 21.05 Uhr im Deutschlandfunk gesendet.


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