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Olivier Messiaens "La Transfiguration" verschreckte manchen vorweihnachtlichen Philharmoniebesucher
Stellenweise phänomenale Aufführung des monumentalen Oratoriums in der Kölner Philharmonie Von Silke Gömann
Messiaen liefert in seinem Oratorium, einem Auftragswerk der Lissaboner Gulbenkian-Stiftung, an dem er von Juli 1965 bis Februar 1969 arbeitete, Einblick in den Kosmos seines katholischen Glaubens sowie eine Quintessenz seiner kompositorischen und stilistischen Mittel: Gregorianik, rhythmische Anlehnungen an indische Deçî-Tâlas, musikalische Farben sowie auskomponierte Vogelstimmen.
Wer den speziell katholischen Implikationen von der "Verklärung Christi" und den theologischen Auslegungen von Thomas von Aquin, dessen Texte Messiaen vertont, nicht folgen will, kann sich dennoch der musikalischen Wirkung nicht entziehen. Die Intensität der Klangschichtungen in Messiaens Musik, die den Zuhörer sehr wohl auch körperlich angreift, ist für das 20. Jahrhundert nahezu beispiellos. Dieses Phänomen hat mit purer Lautstärke nicht das geringste zu tun, wie Sylvain Cambreling mit seiner Interpretation der Partitur eindrucksvoll unter Beweis stellte. Innerhalb des Orchesters brillierten insbesondere die Holzbläser und das Schlagwerk, denen Messiaen Hauptteile seiner Komposition zugewiesen hat. Von den sieben Instrumentalsolisten, die als kleines individuelles Ensemble, dem Orchester und dem Chor an die Seite gestellt sind, beeindruckte neben dem Cellisten Reinhard Latzko vor allem der Pianist Florent Boffard. Jeder Zuhörer mag einen anderen musikalischen Satz als beeindruckendsten empfunden haben, dennoch drängen sind die beiden Choräle, die jeweils die zwei siebensätzigen Werkteile beschließen, allein schon durch ihre exponierte Stellung und den Kontrast von pianissimo und fortissimo in die Erinnerung. Darüber hinaus hat man selten eine vergleichbare Intensität und einen Nachhall in der Kölner Philharmonie gespürt, wie nach dem letzten Choralton.
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