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4. Sinfoniekonzert in der Stadthalle Wuppertal am 10. Dezember 1996

Monnard stellte sich vor

Von Oliver Kautny

Wuppertal sucht nach einem neuen GMD als Nachfolger von Peter Gülke. In diesem Konzert stellte sich J.F. Monnard mit einem Programm vor, das einen Bogen über drei verschiedene Epochen der Musikgeschichte spannte. Trotz der extremen Unterschiedlichkeit der Werke zeichnete sich eines jedoch ab: Die spannendsten Augenblicke gelangen dem Orchester in den lyrischen Passagen der jeweiligen Werke. Zum Auftakt des Konzerts stellte der Osnabrücker GMD seine Interpretation des Weihnachtskonzerts von Corelli vor. Monnard arbeitete hier einen starken Kontrast zwischen den im Tempo wechselnden Sätze heraus. Die Allegro-Teile wurden im extrem schnellen Tempo vorgetragen, wobei vor allem im Concertino einiges an Gesanglichkeit verloren ging. Die langsamen Sätze hatten viel Atmosphäre, die sich aus einem schlichten, wenig breiten Spiel der Phrasen ergab. Am eindrücklichsten zeigte sich dies im Largo, in der die Pastorale mit viel Innigkeit musiziert wurde.

Die Haydn-Variationen ließ Monnard lebendig, mit hoher Klangdichte entwickeln. Brahms Musik wohl angemessen, verzichtete er auf romantischen Pathos, vom fulminanten Finale einmal abgesehen. Auch hier zeigte sich das Wuppertaler Sinfonieorchester in den lyrischen Abschnitten von seiner musikalischsten Seite. Wunderbar concertierten z.B. Flöte oder Horn mit den Streichern in den kammermusikalischen Teilen.

Das Hauptwerk des Konzerts war ohne Frage die Sinfonie No. 5 von Schostakowitsch. Monnard schien sich nicht auf Extreme einlassen zu wollen. Weder Tempo noch Dynamik des 1.Satzes stachen durch Übermäßigkeiten hervor, mit der das Problem dieser Sinfonie (kompositorischer Kniefall vor dem kommunistischen Regime vs. Doppelbödigkeit) bisweilen gelöst wird. Monnard interpretierte das Werk nicht mit brachialer Gewalt, sondern ging scheinbar anders vor: Er entwickelte die Spannung nicht etwa in der bombastischen Durchführung, sondern in den lyrischen Passagen . Beispielhaft dafür war der dritte Satz, in dem aus dem feinen Zusammenspiel von Flöte, Oboe und Klarinette sich eine dezidierte Spannung aufbaute, die von den Streichern zum Höhepunkt geführt wurde. Daß Monnard dennoch an eine „doppelbödige“ Auslegung gedacht haben könnte, ließe sich am zweiten Satz festmachen, der voll von Spott und beißendem Humor zu sein schien. Das Finale des 4. Satzes klang schließlich kaum triumphal. Das repetierende A in den Geigen erinnerte in Tempo und Penetranz an Rostropovichs Version: Wie ein nervender Hammer störte der ostinate Ton den positiven Schluß.

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