Wolfang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr.39 Es-Dur KV 543 Wolfang Amadeus Mozart: Konzert für Violine und Orchester Nr.3 G-Dur KV 216 Krzysztof Penderecki: Konzert für Violine und Orchester Nr.2
Anne Sophie Mutter, Violine Curtis Symphony Orchestra André Previn, Leitung
Historisch konnte man die Aufführungspraxis von Mozarts Symphonie beileibe nicht bezeichnen. Previn ließ den Wiener Klassiker in "schönster Pracht" erstrahlen. Hätte er nicht für feine Abstimmungen und ideenreiche Akzente gesorgt, wäre er fast in Reichweite musikalischen Kitsches geraten. Da war aber letztlich doch noch der gut durchdachte zweite Satz, der vor facettenreicher Artikulationen nur so sprühte. Previn versah motivisch Gleiches immer wieder mit verschiedenen Bögen und sorgte in den Mollpassagen für dynamisch effektvolle Schattierungen.
Ähnlich zwiegespalten schien die Interpretation von Mozarts Violinenkonzert. Respekt gebührt den phänomenalen technischen und intuitiven Fähigkeiten von Mutter. Zweifelsohne zum Besten zählten ihre Kadenzen, die an Intensität und Farbe nichts zu Wünschen übrig ließen. Leider machte sich in ihrem Spiel ein inflationärer Gebrauch von glissando-ähnlicher Artikalution bemerkbar, der Mozart m.E. zuviel Pathos verlieh.
Die zweite Hälfte war Pendereckis 2. Violinenkonzert vorbehalten, für das Anne Sophie Mutter in jeder Hinsicht als Idealbesetzung erschien. Penderecki hatte ihr nicht nur das Werk gewidmet und sondern sie 1995 auch mit der Uraufführung betraut. Für zeitgenössische Verhältnisse lehnt sich die Musik relativ stark an traditionelle Muster an und lebt von einer verinnerlichten Expressivität. Für den Interpreten heißt das, jenen Widerspruch aus Verinnerlichung und Drama fruchtbar machen zu müssen. Und dies gelang den Akteuren auf fantastische Weise. Previn und Mutter setzten die Kontraste souverän in Szene. Herausragend waren die Momente, in denen Mutter über Pendereckis Elegien meditierte. In höchsten Lagen wurde ihre Geige reiner Klang.
Ob das Publikum am Ende das zeitgenössische Meisterwerk oder die meisterliche Stargeigerin feierte, dürfte leicht zu entscheiden sein. Natürlich ist zu begrüßen, daß ein Weltstar sein Renommé auf diese Weise für Kunst einsetzen kann. Daß aber solcher Ruhm aktuelle Kunst oft erst ermöglicht, indem er die Zuhörer gewissermaßen für die Musik entschädigt, stimmt traurig.
Einen Wehrmutstropfen erhielt das Konzert schließlich noch aus Sicht der Fans, denn Anne Sophie Mutters Terminkalender ließ ihr keine Möglichkeit mehr für deren Autogrammwünsche. Hoffentlich läßt die Konzertplanung ihr demnächst wieder die Zeit, die sie sich gerne dafür nehmen würde.