Klassik - Rezensionen | |
Zu Beginn natürlich eine Ouverture! Wie erklärt man einem Klassiklaien oder aber einem hochgebildeten Konzertgänger das Phänomen ‘Spannung und Erwartung’ in einer Ouverture? Beikircher dazu (über Pavarotti): "Erst das Ausbleiben des hohen C, macht das Erwarten zum Ereignis."
Danach brachten die Philharmoniker Mozarts "Urouverture" zu Gehör: Eine skurile Montage, in der die Beikirchers Themen aus den Opernvorspielen Mozarts aneinanderkomponiert hatten.
Beikircher belegte an diesem Abend natürlich, daß Bruckner, Wagner, Rossini, Brahms und Schubert musikalisch ihr Herz an das Rheinland verloren hatten. Wer weiß denn etwa nicht, daß z.B. Wagner eigens eine Rheinlandhymne komponiert hatte? Beikircher machte es möglich.
Der Urrheinländer schlechthin durfte da nicht fehlen: Ludwig van Beethoven. Beikircher ist mit der 0. Sinfonie ein Kabinettstückchen gelungen: Ein Satz, der aus beethovenscher Sinfonik montiert war, ohne aber echte Themen zu verwenden! Das Montagewerk setzte sich weitgehend aus Introduktionen, Überleitungen und Schlußwendungen zusammen. Die Pointe: Man erwartete quasi schon den Einsatz eines bekannten Themas, die Reprise, den Kopfsatz einer Sinfonie etc. und wurde jäh enttäuscht. Denn es wurde von Überleitung zu Überleitung übergeleitet etc. Diese sinfonische Eskapade entwickelte sich zu einem psychologischen Hördrama.
Bizets "Le Rhine a Seville" zeigte den Verlauf der zweiten Hälfte an, die u.a. durch ‘kölsche’ Collagen geprägt war: Klassischen Hits wurden kölsche Evergreens untergejubelt, bis das Auditorium schließlich selber sang.
Schade, daß man als "Ausländer" nicht immer auf Höhe der Pointe war. Denn welcher Westfale unter 30 kennt schon "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" ?
Fazit: Klassik einmal nicht verkopft und doch geistreich.
Von Oliver Kautny