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Montag, 21. September 1998, 20.00 Uhr, Kölner Philharmonie
Deutschlandfunk Extra (2)

Claude Debussy: 'Nuage' und 'Fêtes' aus dem sinfonischem Tryptichon 'Nocturnes'

Toru Takemitsu: 'From me flows what you call Time' für 5 Perkussionisten und Orchester

Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1, op. 68

Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken
Nexus-Ensemble
Ltg.: Michael Stern

Enttäuschendes Rundfunk-Sinfonieorchester traf auf faszinierendes Nexus-Ensembles

Von Silke Gömann

Im Mittelpunkt des zweiten Deutschlandfunk Extra Konzerts standen eindeutig die fünf Perkussionisten des Nexus- Ensembles (Bob Becker, William Cahn, Robin Engelman, Russell Hartenberger sowie John Wyre). Sie wußten das Publikum in der Kölner Philharmonie mit ihrer faszinierenden Realisierung der Komposition des Japaners Toru Takemitsu zu begeistern. Der Komponist hat diese Komposition dem Ensemble sowie dem Boston Symphony Orchestra gewidmet, die 1990 auch für die Uraufführung verantwortlich waren.

Das Schlagwerk als eigenständiges Instrumentarium hat insbesondere bei den Komponisten des 20. Jahrhunderts eine Aufwertung erfahren, die sich in zahlreichen Kompositionen dokumentiert. Die Komposition von Takemitsu ist jedoch nicht zur harten Avangarde zu zählen, sondern orientiert sich eher im meditativen kulturell-mystischem Rahmen, auf den der Titel Aus mir fließt, was man Zeit nennt und die im Programmheft abgedruckten Eigenaussagen des Komponisten selbstredend verweisen. Takemitsu möchte sein Werk nicht als "gewöhnliches Konzert" verstanden wissen, sondern als ein Orchesterwerk. Dem entgegen steht jedoch der Höreindruck, daß das Orchester nur äußerst sparsam - über weite Strecken pausierend - den fünf Solisten an die Seite gestellt ist. Veränderungen im Klangspektrum, des Rhythmus sowie des Ausdrucks gehen fast durchgängig von den Perkussionisten aus. Auf diese und ihr vielfältiges Instrumentarium ist das Interesse des Zuhörers, der bei diesem Werk immer auch ein 'Zuschauer' ist, gerichtet. Ohne diese visuelle Ebene fehlte der Komposition ein wichtiger Bestandteil. Denn die Aufstellung der das Orchester umrahmenden Solisten ist nicht nur dem Raumklang verpflichtet. Dem meditativen Charakter der Komposition gemäß beherrschten die leisen, schwebenden Klänge den Fluß der Musik, die äußerst differenziert dargeboten wurden.

Riesenbeifall für die fünf Schlagzeuger des Nexus-Ensembles aber auch für das Orchester und seinen Leiter Michael Stern. Dieser hatte seine Musiker zu Beginn durch eine leider nur matt wirkende Interpretation von Claude Debussys 'Nuages' und 'Fêtes' geführt, die Klangzauber und Nuancierungen weitgehend vermissen ließ. Es sollte jedoch noch 'schlimmer' werden. Denn selten mußte man eine solch blutleere und auf bloße Oberflächenreize ausgelegte Aufführung von Brahms 1. Sinfonie verfolgen. Michael Stern hetzte seine Musiker durch die Partitur, die Instrumentengruppen standen heterogen nebeneinander. Formaler Aufbau, Motivverpflechtungen, Melodielinien wurden nicht deutlich. Spannungslos und laut der letzte Satz. Umso überraschender der Beifallssturm des Publikums. Schwamm drüber!

Zur Besprechung des ersten Konzertes Deutschlandfunk Extra (1)



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