Leider änderte sich das Bild auch noch nicht bei der Jeremiah Sinfonie von Leonard Bernstein. Dies war um so überraschender, da Eiji Oue als Bernstein-Protegé mit dessen Werken bestens vertraut ist. Erst im letzten Satz, mit der von der Mezzosopranistin Patricia Spence vorgetragenen Klage über die Zerstörung Jerusalems, fanden Orchester und Dirigent zu einem intensiven, ausdrucksstarken Musizieren.
Nach der Pause glaubte man dann seinen Ohren und Augen nicht zu trauen. Völlig gewandelt in Aufmerksamkeit und klanglichem Resultat präsentierte sich plötzlich das Orchester. Igor Strawinskys Sinfonie in drei Sätzen wurde faszinierend deutlich den Formstrukturen nachgezeichnet. Die einzelnen Instrumentengruppen, insbesondere die Holzbläser, demonstrierten endlich ihre Fähigkeiten.
Den 'american way of live' zeichneten Orchester und Dirigent dann im offiziellen Schlußstück, dem Divertimento für Orchester von Leonard Bernstein gekonnt nach. Spielfreude gepaart mit dem richtigen Maß an Witz und Ironie demonstrierten vor allem die Blechbläser, die hier zur Hochform fanden. Ob Turkey Trot oder Blues die Mischung stimmte und brachte nicht nur das Publikum zum Schmunzeln.
Ovationen ernteten Eiji Oue und sein Orchester dann mit ihren Zugaben. Das hätte sich Wagner sicherlich im Traum nicht vorgestellt, daß sein 'Lohengrin' als Zugabe herhalten muß, während 'Unterhaltungsmusik' á la Bernsteins Divertimento das offizielle Konzertprogramm bestimmt.
Zu den Besprechungen der früheren Konzerte Deutschlandfunk Extra (1) und Deutschlandfunk Extra (2)