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Samstag, 16. März 1998, 20.00 Uhr, Kölner Philharmonie
Deutschlandfunk Europa 2000 (4)

Johannes Brahms: Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56a

Richard Strauss: 'Metamorphosen' Studie für 23 Solostreicher

Alexander von Zemlinsky: Lyrische Sinfonie op. 18

Alessandra Marc, Sopran
Bo Skovhus, Bariton
Niederländische Radio Philharmonie Hilversum
Ltg.: Edo de Waart

Niederländische Radio Philharmonie begeistert mit Strauss und Zemlinsky

Von Silke Gömann

Einen makellosen Auftritt gab die Niederländische Radio Philharmonie Hilversum unter ihrem Chefdirigenten Edo de Waart am Samstag in der Kölner Philharmonie. Damit wurde die erste von insgesamt drei Konzertsaisons beschlossen, in denen der Deutschlandfunk gemeinsam mit KölnMusik jeweils vier europäische Rundfunksinfonieorchester in Köln präsentiert.

Unverständlich war leider die geringe Publikumsresonanz bei diesem letzten Konzert. Dabei standen bis auf die Haydn-Variationen von Johannes Brahms, Kompositionen auf dem Programm, die nicht gerade zu den überstrapazierten gehören. Desweiteren stand mit Edo de Waart ein Mahler-Spezialist am Dirigentenpult, der somit auch für die Lyrische Sinfonie Alexander von Zemlinskys prädestiniert ist.

Den Brahms ließ de Waart schnörkellos, die verschiedenen Charaktere der acht Variationen betonend, ausmusizieren. Deutliche Periodengliederung, prägnante Artikulation bei den Bläsern, man merkte daß de Waart sein Orchester bestens auf das Stück vorbereitet hatte. Was sonst bei manchen Interpretationen in Einzelteile auseinanderfällt, weil die besonders effektreichen Variationen herausgestellt werden, präsentierte sich hier wie aus einem Guß.

Volle Konzentration und kammermusikalische Extraklasse bewiesen die Streicher der Niederländischen Radio Philharmonie in Richard Strauss Metamorphosen, einer Studie für 23 Solostreicher mit sinfonischem Ausmaß. Dieses Trauerstück wurde in einer musikalischen Intensität ausgeführt, die man nur selten hört und den einzelnen Zuhörer nicht unberührt lassen kann. Gegen Ende der Partitur hätte man im halbgefüllten Rund der Philharmonie eine Stecknadel fallen hören können. Das Publikum war sich der außergewöhnlichen Leistung der Streicher bewußt und spendete langanhaltenen Beifall.

Hauptwerk des Abends war dennoch die Lyrische Sinfonie in sieben Gesängen nach Gedichten von Tagore op. 18 von Zemlinsky. Mit der Sopranistin Alessandra Marc und dem Bariton Bo Skovhus, die sich beide vor allem als Opernsänger einen Namen gemacht haben, waren Solisten verpflichtet, die ohne Einschränkung die zum Teil technisch überaus schwierig gesetzten 'Gesänge' formvollendet interpretierten. Insbesondere Bo Skovhus gefiel mit seiner modulationsfähigen Baritonstimme, der die Stimmungen der Gedichtverse Rabindranath Tagores genau auszuloten verstand. Vor allem der fünfte und siebte Gesang überzeugte. Alessandra Marc hatte ihre stärksten Momente im vierten Gesang, während ihr Eingangsstück, der zweite Gesang, noch zu angestrengt und leider artikulationslos gesungen wurde. Das vorgeschriebene 'Riesen'-Orchester musizierte nie zu Lasten der Solisten, der Klangcharakter der Spätromantik liegt dem Orchester, ist von seinem Chefdirigenten an den Kompositionen Gustav Mahlers geschult worden. Stets wachte ihr Leiter über ein differenziertes Spiel, ließ die Orchestermusiker nie im Klang baden. Resultat war eine nicht nur durchdachte, sondern stets emotional ausgelotete Interpretation. Dafür ernteten die Ausführenden die ehrliche Begeisterung des Publikums.

In der nächsten Konzertsaison werden dann das Dänische Nationale Rundfunksinfonieorchester Kopenhagen, das Tschaikowsky Sinfonie-Orchester des Moskauer Rundfunks, das Sinfonieorchester des Tschechischen Rundfunks Prag und das Radio Symphonieorchester Wien bei Europa 2000 in der Kölner Philharmonie zu Gast sein.

Zu den Besprechungen der vorausgegangenen Konzerte

Europa 2000 (1)
Europa 2000 (2)


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