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Kölner Philharmonie: KölnMusik Spezial
Russisches Nationalorchester

3. Konzert: Freitag, 8. Mai 1998

Sergej Rachmaninow: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-moll Op. 30
Anatol Liadow: Baba Jaga Op. 56
Anatol Liadow: Der verzauberte See Op. 62
Anatol Liadow: Kikimora Op. 63
Igor Strawinsky: 'Der Feuervogel' Suite für Orchester von 1945

Boris Berezovsky, Klavier

Russisches Nationalorchester
Ltg.: Mikhail Pletnev

Russisches Nationalorchester unter Pletnev im solidem aber nicht brillanten dritten Konzert

Von Silke Gömann

Mikhail Pletnev und sein Russisches Nationalorchester verabschiedeten sich am vergangen Freitag von ihrem Kölner Publikum mit soliden Interpretationen, ohne jedoch an die künstlerische Leistung ihres ersten Konzerts anknüpfen zu können.
Daß die Kölner Philharmonie im Gegensatz zu den ersten beiden Abenden restlos ausverkauft war, mag nicht nur dem konzertfreundlichen Freitagabendtermin zu verdanken sein, sondern insbesondere dem Pianisten Boris Berezovsky als Solist des 3. Klavierkonzerts von Sergej Rachmaninow. Schon allein seine Interpretation des vom Publikum - weniger von Musikwissenschaftlern - geschätzten dritten Konzerts hat den Besuch der Kölner Philharmonie gelohnt.

Überraschend sein Eingang in das Hauptthema des ersten Satzes. Beiläufig, fast verhalten stellte er diese Melodie vor. Doch welche Gestaltungsmöglichkeiten dieser 'unbestimmte' Beginn zulassen sollte, demonstrierte Berezovsky im weiteren Verlauf des Satzes. Immer nachdrücklicher wußte er diese Melodie als Hauptthema des ersten Satzes zu entwickeln. Überhaupt setzte der Solist andere Akzente, stellte gerade nicht nur die Virtuosität in den Vordergrund.
Für den Hörer bedeutete dies, sich von standardisierten Interpretationen zu befreien. Das Publikum goutierte Berezovskys Ausführung mit wahren Begeisterungsstürmen. Als einziger Wehmutstropfen muß jedoch das über weite Strecken gegen die Pianisten-Auffassung anspielende Orchester genannt werden, die Berezovskys Sicht auf dies Klavierkonzert teilweise unterliefen. Auftrumpfen konnten die Orchestermusiker immer dann, wenn Sie die Möglichkeit hatten, eine Richtung vorzugeben - so z.B. den quasi choralhaften Beginn des Intermezzo. Dieses gegeneinander Musizieren führte nicht selten zur 'bloßen' Blockhaftigkeit, da Berezovsky auch dann nicht von seinem verhaltenen, sich immer erst entwickelnden Spiel abbringen ließ.

Spielfreude und Kompetenz vereinigten sich dann beim Orchester in den drei programmusikalischen Orchesterminiaturen Baba Jaga, Der verzauberte See und Kikimora des Rimskij-Korsakow Schülers Anatol Liadow. In Liadows Miniaturen versammeln sich für den westeuropäischen Hörer die als typisch russisch etikettierten Klangfarben und Tonsprache. Vor allem die Ausführung des zweiten Stücks Der verzauberte See hatte fast eine magische Wirkung auf das Publikum. Mikhail Pletnev zeigte sich als konsequenter Streiter für Liadows Orchesterkompositionen. Gestik und Mimik waren äußerst sprechend, nicht mehr das verhaltene Dirigat des ersten Konzerts.

Den Schlußpunkt setzte dann eine gleichfalls mehr den einzelnen Bildern des Balletts nachspürende Interpretation von Strawinskys dritter Feuervogel-Suite aus dem Jahr 1945. Hierbei demonstrierten die Musiker wie schon in den ersten zwei Konzerten ihre hohen solistischen Fähigkeiten. Das Kölner Publikum war mehr als nur zufrieden, doch Pletnev ließ sein Orchester ohne Zugabe sehr schnell vom Podium.

Will man ein abschließendes Fazit aus diesem Konzertzyklus mit dem Russischen Nationalorchester ziehen, dann muß konstatiert werden, daß das Orchester und sein Dirigent Mikhail Pletnev nicht ganz den hohen Erwartungen genügten. Denn zu unterschiedlich waren die Leistungen bei den Konzerten, von denen nur der erste völlig zu überzeugen wußte.

Unsere Besprechung der ersten beiden Konzerte des Zyklus Russisches Nationalorchester



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