Online Klassik - Rezensionen
Homepage zurück e-mail Impressum


Sonntag, 15. März 1998, 11.00 Uhr, Kölner Philharmonie
6. Kölner Chorkonzert – Europäische Musikstädte: Prag

Antonín Dvorák: Stabat Mater Op. 58

Marjorie Ginczinger, Sopran
Angelika Szolniki, Alt
Henner Leyhe, Tenor
Phillip Langshaw, Baß

Kölner Kurrende
Jenaer Philharmonie
Ltg. Elke Mascha Blankenburg

Eindrucksvolles Heimspiel der Kölner Kurrende unter Blankenburg in der Kölner Philharmonie

Von Silke Gömann

Die Kölner Kurrende unter ihrer wie immer äußerst engagiert dirigierenden Leiterin Elke Mascha Blankenburg eröffnete mit Dvorak den Reigen der Stabat Mater-Vertonungen innerhalb der Konzertreihe ‘Kölner Chorkonzerte’. Das interpretatorische Resultat konnte sich – nach anfänglichen Schwächen – wahrlich hören lassen. Vielleicht lag es an der frühen Stunde, daß Orchester und Chor die fast sinfonischen Ausmaße und klangliche Intensität der ersten Nummer ‘Stabat mater dolorosa’ nicht überzeugend einlösen konnten. In der Orchestereinleitung klapperte noch manches, insbesondere die Bläser hatten so ihre Probleme und die einzelnen Choreinsätze wirkten noch sehr verhalten. Als Zuhörer hatte man deutlich das Gefühl, daß sich alle Interpreten erst noch finden mußten. Ganz anders die Solisten, die von Beginn an fast berauschend sicher und ausdrucksvoll agierten. Ein besonderes Lob ist der Sopranistin Marjorie Ginczinger zu zollen, die kurzfristig einsprang und ihre Soli bravorös gestaltete (überzeugend die Interpretation des ‘Fac, ut portem christi mortem’ gemeinsam mit dem Tenor Henner Leyhe).

Doch der Chor wußte sich zu steigern, so daß die Ausdrucksvielfalt der unterschiedlichen Sätze eindrucksvoll herausgestellt wurde. Die Kurrende verfügt über modulationsfähige, überwiegend junge Stimmen, die sich mittlerweile zu einem homogenen Gesamtklang vereint haben. Elke Mascha Blankenburg hatte ihre Kurrende auf die Partitur bestens vorbereitet: intonationssicher, klingend noch im Piano wurden die teilweise langen Phrasen bogenförmig gestaltet. Als musikalische und interpretatorische Höhepunkte erwiesen sich die Nummer fünf ‘Fac, ut ardeat’ – gewohnt zuverlässig und eindrucksvoll der Baß Phillip Langshaw – und das anschließende ‘Tui Nati vulnerati’. Dies Niveau wurde leider nach der Pause nicht immer erreicht. Wieder hatte man das Gefühl der fehlenden Bindung zwischen Sängern und Orchester, so spielten einige Musiker gegen das Dirigat. So wurden organische Steigerungen durch plakative ersetzt. Im Altsolo ‘Inflammatus et accensus’ versuchte sich Angelika Szolnoki vergeblich gegen das massive Orchester (vor allem die Bläser waren nicht zu bremsen) stimmlich durchzusetzen. Hervorragend dann jedoch der Schlußsatz, mit seinen Reminiszenzen an vorangegangene Motive. Schlüssig geriet dabei auch die kompositorisch nicht unanfechtbare Finalgestaltung Dvoraks, wenn auch die Amen Fuge wegen des angeschlagenen Tempos etwas wackelte. Pathos und Emphase hielten sich in Blankenburgs Sicht die Waage.

Das Kölner Publikum feierte die Kurrende, die Solisten und vor allem Elke Mascha Blankenburg.



Homepage zurück e-mail Impressum
©1998 - Online Musik Magazin
http://www.bergnetz.de/omm
*****"