Online Klassik - Rezensionen
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Mittwoch, 17. Dezember 1997, 20.00 Uhr, Kölner Philharmonie
Philharmonische Weihnachten

Antonio Vivaldi: Konzert C-Dur für zwei Trompeten, Streicher und Basso continuo RV 537
Alessandro Scarlatti: Arie für Sopran, Trompete und Basso continuo »Si suoni la tromba«
Georg Friedrich Händel: Concerto grosso g-Moll, op. 6,6 HWV 324
Alessandro Scarlatti: »Su le sponde del Trebo« Kantate für Sopran, Trompete, Streicher und Basso continuo
Pavel Josef Vejvanovsky: »Sonata natalis« für zwei Trompeten, Streicher und B.c.
Francesco Manfredini: Concerto grosso C-Dur, op. 3 Nr. 12 »Weihnachtskonzert« für zwei Soloviolinen, Streicher und Basso continuo
Johann Sebastain Bach: »Jauchzet Gott in allen Landen« Kantate Nr. 51 für Sopran, Trompete, Streicher und B.c. (in der Fassung mit zwei Trompeten und Pauken von Wilhelm Friedemann Bach)

Christine Schäfer, Sopran
Friedemann Immer, Trompete
Hans-Martin Kothe, Trompete
Hannoversche Hofkapelle



Philharmonische Weihnachten à la Dom Kölsch

Von Silke Gömann

Besonders Festliches ließ das Programm des Konzertes erwarten. Doch waren es eben nicht nur die glanzvollen Barockkompositionen, die die Rezensentin dazu verführten, dies Konzert zu besuchen, sondern die Ausführenden. Denn mit ausgewiesenen Spezialisten für historische Aufführungspraxis (die Hannoversche Hofkapelle sowie die Barocktrompetenexperten Friedemann Immer und Hans-Martin Kothe) als auch der geschätzten Sopranistin Christine Schäfer durfte man wahrlich auf einen musikalisch-künstlerischen Genuß hoffen.

Leider hatte die Verfasserin einen kleinen Hinweis übersehen. Das Konzert fand mit Unterstützung der Dom-Brauerei statt. Nun ist weder gegen Sponsoring etwas einzuwenden noch dagegen etwas zu sagen, daß der Sponsor dieses Konzert auch als Dankeschön für seine Geschäftspartner und Freunde verstanden sieht. Dies führte jedoch an diesem Abend zu ungewohnten Rezeptionsbedingungen sowie für die Ausführenden zu erschwerten Aufführungsbedingungen:

Das überwiegend mit den Ritualen eines Klassikkonzertes unvertraute Publikum ließ fast keine musikfreie Sekunde unbeklatscht. So sehr diese spontanen Applauskundgebungen bewiesen, daß sich das Publikum von den musikalischen Beiträgen unterhalten fühlte und den Musikerinnen und Musikern dafür aufrichtig danken wollte, um so irritierter respektive in ihrer Konzentration und Interpretation gestört fühlten sich die Ausführenden. Eine gewisse Hilflosigkeit machte sich bei den unvermutet sich als Minderheit sehenden ‘Eingeweihten’ breit, die sich um ihren ‘Kunstgenuß’ betrogen sahen. Rezitativ und Arie gehören nun mal zusammen und ein attacca sollte ebenfalls möglich sein. Außerdem registrierten diese ‘Eingeweihten’ sofort, daß ihre geschätzten Künstler bald resignierten, nicht mehr voll konzentriert waren und leider nur noch ihr Programm abspulten. Die Musik lebte nicht, die Trompeten vermochten ihren barocken Glanz nicht zu verstrahlen, die Sopranistin nahm sich keine Zeit für ihre Sechzehntel, sang z.T. unter Ton, hetzte durch die Phrasen.

Nur ganz selten blitzten die von ihnen gewohnten und erhofften künstlerischen Qualitäten auf - und zwar dann, wenn ihnen die Möglichkeit gegeben wurde, ohne durch Applaus unterbrochen zu werden, in den barocken Affektcharakter und die Stimmung des jeweiligen Musikstücks hineinzufinden. Dies traf für die Interpretation des ‘Weihnachtskonzerts’ von Francesco Manfredini zu, als auch für die eindringliche Gestaltung der Arie ‘Infelici miei lumi’ in der Scarlatti-Kantate sowie für das da capo in der Bacharie ‘Höchster, mache deine Güte’.

Zum Glück bleibt dennoch etwas Positives in Erinnerung: Wenn das Konzert schon keinen Kunstgenuß zuließ, so doch einen Trinkgenuß. Vor, nach und in der Pause konnte man sich von der Braukunst des Sponsors überzeugen. Und beim reichlich gewährten Frei-Kölsch fanden dann auch die sich zuvor feindlichen gegenüberstehenden Publikumsparteien ihr kleinstes gemeinsames Vielfaches.



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